5. Korsikas Westküste

Frohe Ostern! Der Osterhase kommt auch nach Korsika und sogar an den Ankerplatz. Theorie von Jakob und Emily: Er hat ein Dingi, oder er kann schwimmen und die Eier sind in einem wasserdichten Beutel. Auf jeden Fall war er auch bei uns auf der Alia und hat fleißig seine Eier versteckt. Wir hatten für ihn ein paar Eier ausgeblasen und bunt angemalt. 

Nach der Eiersuche und einem gemütlichen Osterfrühstück segelten wir am 16. April bei herrlichem Wind querab und Sonnenschein die kurze Distanz von Isolella nach Ajaccio und legten in der Marina Tino Rossi an. Der Hafen liegt unmittelbar neben der Altstadt und uns erwartete ein großer Kontrast zu den letzten eher ruhigen Tagen. Direkt am Nachbarsteg hatte zu Jakobs Freude das Kreuzfahrtschiff Aida Aura angelegt und mehrmals täglich verkehrten große Fähren in dem Hafen. An der Promenade gab es eine kleine Segelschule (wir beobachteten die kleinen Segler, wie sie mit ihren Optimisten und Katamaranen durch den Hafen segelten), viele Fischer, Restaurants, hier pulsierte das Leben. 

Der geplante Landausflug nach Corte mit der Schmalspurbahn verzögerte sich um einen Tag, da am Folgetag Ostermontag war und die Eisenbahn leider nur zu sehr ungünstigen Zeiten fuhr. Also blieben wir einen weiteren Tag in der Marina und erkundeten Ajaccio ehe wir am 18. April zum Bahnhof liefen und ins Landesinnere von Korsika fuhren. Schon nach wenigen Kilometern wurde es eine spektakuläre Fahrt. Die Bahn kämpfte sich in engen Kurven steil den Berg hinauf, fuhr über unzählige Viadukte und durch lange und kurze Tunnel. Die Strecke führte durch Wälder, vorbei an kleinen Bergdörfern, Gebirgsbächen und Wasserfällen mit herrlichen Ausblicken auf die schroffen Berge Korsikas die zu dieser Jahreszeit teilweise noch schneebedeckt sind. Nach zwei Stunden erreichten wir Corte im Zentrum von Korsika - die einzige Universitätsstadt der Insel. Nachdem wir unser Appartement, ein Studentenwohnheim mit vermieten Zimmern bezogen hatten, besichtigten wir das kleine Zentrum und die Zitadelle hoch über der Stadt. Leider waren wir zu früh dran, um in einem Restaurant essen zu gehen und so kauften wir Fertiggerichte im Supermarkt, die wir uns in der Mikrowelle aufwärmten. 

Nachts gab es einen erfrischenden Regen, doch am nächsten Tag schien wieder die Sonne auf Corte hinab. Auf 500 Metern über dem Meeresspiegel war es trotzdem deutlich kälter als am Hafen in Ajaccio. Nach einem Petit Déjeuner wanderten wir auf einem kleinen verwunschenen Pfad entlang eines Gebirgsbaches in einem engen Tal. Es war nicht der optimalste Weg den wir uns ausgesucht hatten, denn umso weiter wir kamen desto zugewachsener wurde er und mit der Kraxe und Emily auf dem Rücken gab es nach einiger Zeit kaum noch ein Durchkommen. Der Wanderung tat dies aber keinen Abbruch. Irgendwann erreichten wir einen schönen Aussichtspunkt, wo wir Birne, Baguette und Camembert picknickten und feststellten dass auf der anderen Talseite ein wunderbar ausgebauter Wanderweg verlief. Die Kinder machten toll mit und Jakob sammelte eine Handvoll Stöcke, die wir zum Schnitzen mit in unser Appartement transportierten. Wieder zurück in der Stadt setzten wir uns auf dem Place Paoli in die Sonne, und genossen Eis, Waffeln und Crêpe. Abends liefen wir ein weiteres mal in die Altstadt um in einem schönen Restaurant zu essen. Nach zwei Nächten in Corte fuhren wir am 20. April wieder zurück nach Ajaccio ans Meer. Das Landesinnere von Korsika hat uns sehr beeindruckt und wir haben uns fest vorgenommen irgendwann zum Wandern zurückzukommen. Ein weiteres mal genossen wir die Bahnfahrt, ehe wir wieder in Ajaccio ankamen und mit unseren Rucksäcken und gesammelten Schätzen zurück zum Hafen liefen. Das Boot lag zu unserer Erleichterung genauso da, wie wir es verlassen hatten. Neben der Alia hatte ein Paar aus Marseille (Vanessa und Christian) mit ihrer kleinen, fast zwei jährigen Tochter (Charlotte) ihr Holzboot "Moxy" festgemacht. Schnell kamen wir in Kontakt und Emily hatte eine Spielgefährtin für den Nachmittag. Sie leben seid vier Jahren auf einem Segelboot in Marseille und machen aktuell ihre erste große Reise. Ähnlich wie wir sind sie bis Oktober auf dem Weg durchs Mittelmeer und vielleicht treffen wir sie in Griechenland wieder. 

Am 21. April ging es dann endlich wieder aufs Wasser. Zunächst motorten wir entlang der Küste bis zur Passage durch die Ilse des Sanguinares und konnten dann mit Kurs nach Nord die Segel setzen. Zunächst war der Wind mit knapp 10 Knoten moderat und wir segelten gemütlich die Küste entlang und genossen den einmaligen Ausblick auf die Insel und die schneebedeckten Berge. Mit zunehmender Segelzeit frischte der Wind immer weiter auf und der Windanzeiger (gut dass er wieder funktioniert) zeigte in Böen 15-18 Knoten. Mit zunehmender Krängung musste Jakob seine Autos einräumen und Emily legte sich schlafen. Im Golf von Sargone waren wir froh, dass wir das erste Reff im Großsegel hatten, denn der Wind blies mittlerweile in Böen schon mit über 20 Knoten, also 6 Beaufort. Unangenehm waren die deutlich an Höhe zunehmenden Wellen, die uns bei von vorne kommendem Wind ordentlich durchschaukelten. Da unser Etappenziel, ein kleiner Hafen in Cargese ziemlich genau im Wind lag kreuzten wir durch den Golf und bargen erst ca. eine Seemeile vor dem Hafen die Segel um die letzten Meter gegen die Wellen zu motoren. Obwohl es schon recht spät war nahm uns der Hafenmeister in dem kleinen sehr geschützten Hafen die Leinen entgegen. Cargese ist ein kleiner süßer Ort und die Windvorhersage für Samstag waren nicht optimal, so dass wir uns entschlossen zwei Nächte zu bleiben und erst am Sonntag weiterzusegeln. Am Samstag ging erst Oli und danach Jakob und Lilli eine kleine Runde joggen und nach einem leckeren Frühstück im Cockpit in der Sonne schlenderten wir vom Hafen hinauf in die Altstadt von Cargese. Das Örtchen wurde ehemals von Griechen errichtet und ist immer noch deutlich griechisch geprägt. Im Hafen beobachteten wir Fischschwärme, die sich unter unserem Boot sammelten und sich über den köstlichen Bewuchs freuten. Einen Kleinen - wohl den Schönsten im Hafen - angelten wir, schenkten ihm aber wieder die Freiheit. Am Abend gingen wir in ein sehr leckeres Fischrestaurant im Hafen und ließen uns Köstlichkeiten aus dem Meer schmecken. 

Am Sonntag war im Tagesverlauf zunehmender Wind aus Süden angekündigt, so dass wir uns nach dem Frühstück auf den Weg von Cargese nach Girolata machten. Wir verließen die Bucht von Sargone bei Sonnenschein, sehr leichtem Wind (8 Knoten in der Böe) und einer leider sehr hohen Welle, die uns mit ihren 1-2 Metern von Westen durchschaukelte. Je weiter wir Richtung Norden kamen, desto mehr nahm der Wind zu (bis zu 20 Knoten in der Böe) und wir surften auf der Welle mit Wind im Rücken die wunderschöne korsische Küste hoch nach Girolata. Diese malerische Bucht, die als eine der schönsten der Insel gilt, ist nur mit dem Boot oder über Wanderwege zu erreichen und dementsprechend abgeschieden. 2006 wurde das Ankern in der Bucht verboten, man kann gegen eine Gebühr an Bojen festmachen. Ein wirklich schnuckeliges Hafenbüro und ein paar aktuell noch nicht bewirtschaftete Restaurants/ Gite gibt es hier. Am nächsten Tag ging Oli joggen, während Lilli und die Kinder noch schliefen und nach einem schönen Frühstück in der Sonne packten wir unsere Rucksäcke und machten eine wunderschöne Wanderung entlang der Küste.   

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Kommentare: 2
  • #1

    Tess (Mittwoch, 03 Mai 2017 10:52)

    Wow... Wunderschöne Fotos... Da bekommt man fast pipi in die Augen... ;)

  • #2

    Christa (Donnerstag, 04 Mai 2017 08:13)

    Sooooooo schön! Bissous