16. Inselhopping - Segeln in den Kykladen

Am Mittwoch den 06. September verabschiedeten wir in Porto Rafti Oli´s Eltern und Oli hatte eine Verabredung mit einer griechischen Zahnärztin, da ihm ein Backenzahn abgebrochen war. Es ging alles gut und wir konnten gegen Mittag den Anker lichten und segelten aus der Ankerbucht zurück Insel Kythnos. Wir hatten herrlichen Segelwind und konnten wunderbar die ungefähr 40 Seemeilen in den Hafen von Loutra segeln, wo wir bereits vor drei Tagen waren. Nachdem wir am Vortag recht wenig Wind hatten, ging es diesmal eher sportlich zur Sache. Mit etwas Welle kamen wir kurz nach Sonnenuntergang im Hafen an und legten uns im Päckchen an ein anderes deutsches Segelboot, dass ebenfalls gerade in den vollen Hafen fuhr. „Päckchen“ macht man wenn der Hafen voll ist und heißt, dass man sich nicht an den Steg legt sondern seitlich an ein Boot, dass bereits am Steg festgemacht ist. Also in zweiter oder wie bei uns sogar in dritter Reihe. Unser Bootsnachbar, der deutsche Skipper Mario mit dem wir zusammen Abendbrot aßen ist ein echter Kykladenkenner, so dass wir uns einige Tipps holten und uns für den nächsten Tag in der Ankerbucht vor Syros verabredeten. Am Morgen paddelten Lilli, Jakob und Emily noch einmal zu der heißen Quelle in Loutra, bevor wir uns bei recht wenig Wind und erstaunlich ruhigem Wasser auf den Weg zum Zentrum der Kykladen, der Insel Syros machten. 

Segeln in den Kykladen ganz ohne Meltemi

Wir konnten erst mit Großsegel und Genua und dann später mit unserem Blister gemütlich mit 3 Knoten zu einer schönen Ankerbucht im Westen der Insel segeln. Erstmals starteten wir die Drohne während der Fahrt unter Segel aus Lilli´s Hand. Die Bilder wurden wunderschön. Später hängten wir uns an eine Leine und liessen uns bei gut drei Knoten Fahrt hinter dem Boot herziehen. Eine große Freude für uns alle. Wir waren erstaunt wie schnell sich drei Knoten im Wasser anfühlen. Am Abend ankerten wir in einer Bucht auf der Westseite der Insel Syros und trafen uns abends noch auf einen Drink bei uns an Bord mit Mario und seinem Mitsegler. 

Am 08. September machten wir uns bei sehr wenig Wind auf den Weg weiter nach Osten. Nur einen Teil der Strecke konnten wir sehr gemächlich segeln und mussten den Rest unter Motor zurücklegen. Immer wieder kam uns in Erinnerung, dass noch vor zwei Wochen der wirklich starke Meltemi herrschte und wir uns ein Segeln in den Kykladen bisher nur schlecht vorstellen konnten. Der Meltemi ist ein starker Sommerwind in den Kykladen, der gerne auch auf Sturmstärke anwächst und über mehrere Tage und Nächte aus Nordost weht. Gegen Mittag ankerten wir in einer kleinen einsamen Bucht im Westen der Insel Rinea, westlich von Mykonos. Außer uns war nur noch eine griechische Familie mit ihrem kleinen Motorboot da, die später die Bucht verliesen und dann waren wir alleine mit einigen Ziegen und Schafen. Wir verbrachten den restlichen Tag am Sandstrand mit Buddeln, Bauen und Schnorcheln. Es war eine ruhige gemütliche sternenklare Nacht und das einzige was wir hörten waren die Glöckchen der Schafe und Ziegen von der Insel. Am nächsten Morgen war das Wasser so klar und glatt, dass man die Fische im Seegras schwimmen und die Muscheln auf dem Grund liegen sehen konnte. Welch eine Idylle. 

Little Venice, Windmühlen und Musik in Mykonos

Aus der Abgeschiedenheit ging es am nächsten Tag die knapp zehn Seemeilen zu der bekannten Insel Mykonos. Wir ankerten in erster Reihe vor dem malerischen „Little Venice“ in der Nähe von den berühmten fünf Windmühlen direkt vor der schönen Altstadt von Mykonos Stadt. Weiß gekalkte Häuschen mit bunten Klappläden und Holztüren, schmale Gassen und eine Vielzahl an Cafés, Geschäften und Touristen prägen Mykonos. In der Nähe des Alten Hafens konnten wir gemeinsam mit einigen anderen Touristen den bekanntesten Bewohner von Mykonos, einen Pelikan bewundern. Nach einem gemütlichen Abendessen auf dem Boot und einem wenig spektakulären Sonnenuntergang, da die Wolken diesig über den Inseln hingen, fuhren wir mit dem Dingi noch für einen maßlos überteuerten Cocktail in die Stadt, bevor wir uns in unserer Koje noch bis weit in die Nacht die Partymusik der Stadt anhören mussten. In der ersten Reihe ankern ist zwar schön aber nachts auch besonders laut. Am 10. September fuhren wir nach einem Badestopp an der Südsseite der Insel Mykonos weiter zu unserer nächsten Kykladeninsel Paros (in Erinnerung an das griechische Restaurant neben Lilli´s Uni in München). Wir ankerten in der nordwestlichen Bucht nahe der Stadt Naoussa direkt neben einer kleinen Hallberg Rassy 34.  Am nächsten Morgen erfrischten wir uns noch vor dem Frühstück im klaren Wasser und machten danach eine kleine Wanderung durch die Felsen im Paros Park, einer Halbinsel im Norden der Insel, die ein Naturschutzgebiet ist. Es präsentierte sich uns eine schöne Landschaft mit vielen unterschiedlichen Felsen und erstaunlich guten Wanderwegen. Aus der Ferne konnten wir einen hübschen Leuchtturm sehen und hatten einen tollen Blick über die Bucht von Naoussa. Am Nachmittag fuhren wir in den nahegelegenen Hafen von Naoussa, um uns vor dem angekündigten etwas stärkeren Wind zu verstecken. Nach einem kleinen Lebensmitteleinkauf schlenderten wir durch die kleinen weißen Gassen und genossen den griechischen Scharm. Wir bekamen ein unheimlich leckeres Abendessen (Emily liebt Greek Salat, aber da wollte sie unbedingt Lilli´s „Chicken with Honey, Sage and Safran Rice“ - das war aber auch echt lecker). Paros als Insel und Naoussa als Stadt hat uns sehr positiv überrascht - gerade im Vergleich mit Mykonos liegt Paros ganz klar vorne. Wir blieben noch eine weitere Nacht, gingen an den Strand, schlenderten durch die Stadt und Jakob bekam einen neuen südländisch sommerlichen Haarschnitt. Am 13. September machten wir alles Klarschiff und fuhren endlich wieder aus dem Hafen raus aufs Wasser. Leider hatten wir uns den letzten Tag vor dem Wind versteckt und dann, als wir wieder losfuhren war keiner mehr da. Wir zeigten guten Willen und trotz nur sehr leichtem Wind segelten wir immerhin einen Teil der Strecke. Vorbei an Antiparos fuhren wir in die gemütliche Bucht zwischen der Insel Despotiko und Antiparos wo wir in einer großen weitläufigen Bucht in absoluter Ruhe neben ein paar wenigen anderen Segelbooten ankerten. Wir machten einen Ausflug auf die Insel Despotiko, die außer von ein paar Schafen, Ziegen und Maultieren nicht bewohnt ist. Interessant war ein großes eingezäuntes Gebiet, auf dem einige Menschen eine alte Siedlung wieder aufbauten. Die alten Grundmauern konnten wir noch sehen und aus Mamor wurden gerade die ersten Säulen und Steine wieder aufgerichtet. Am nächsten Tag räumten wir ein bisschen das Boot auf und fuhren an den Strand auf Antiparos. Feiner Sand und schöne Steine mit klarstem Wasser. Nach einem Kaffee und Eis ging es wieder aufs Boot und nach einem leckeren Abendessen für die Kinder ab ins Bett. Wir konnten die sternenklare Nacht mit der Milchstraße direkt über uns bewundern.

Feenstaub und Glitzerstrand - Vathy Beach auf Siphnos

Am Morgen des 15. September machten wir uns bei gemütlichem Wind daran aus der Bucht zu fahren. Direkt nach Bergen des Ankers setzten wir unseren Blister und fuhren mit 3-4 Knoten gemächlich aus der Bucht. Richtung Siphnos, unserem nächsten Ziel mussten wir den Kurs nach Westen setzen. Den Blister schaffen wir (Lilli) mittlerweile in 5 Minuten :-) Leider drehte der Wind und flaute später soweit ab, dass wir nach kurzer Zeit unseren Blister bergen mussten und mit Groß und Genua unter Motorunterstützung die Reststrecke zurücklegten. Unser nächstes Ziel war eine Empfehlung von „Skipper Mario“, den wir in Loutra kennengelernt hatten. Vathy Beach im Südwesten der Insel Siphnos ist eine kleine malerische Bucht die man leicht übersehen kann, wenn man mit dem Boot entlang der Westküste der Insel fährt. Zwischen den Felsen der Küste öffnet sich eine schmale Einfahrt in die dahinter liegende tropfenförmige Bucht. Eingerahmt ist die Bucht von 200m hohen, grünen Berghängen. Es gibt eine kleine Siedlung mit schönen Tavernen unter Bäumen direkt am Wasser und ein großes neues Appartementhotel. Wir ankerten auf feinstem Sand zwischen ein paar wenigen anderen Segelbooten und fuhren zügig mit unserem Dingi an den Glitzerstrand. Mario hatte nicht zu viel versprochen, denn nicht nur der Sand sondern auch das Wasser glitzerte in den schönsten Farben. Dem Sand aufgelagert war eine Schicht von silbernem Glitzerstaub, die bei jeder Welle und Bewegung des Wassers aufgewirbelt wurde und das Wasser zum Glitzern brachte. Faszinierend nicht nur für die Kinder. Dieser Strand war auf jeden Fall einer der schönsten unserer Reise, wenn nicht sogar der Schönste. Am nächsten Tag gingen wir schon vor dem Frühstück vom Boot aus ins Wasser, nachdem Oli vom joggen zurück kam. Nach dem Frühstück warf Jakob seine kleine Angel aus. Unserer Optimismus hielt sich in Grenzen, da wir in letzter Zeit nicht besonders viel Anglerglück hatten, doch bereits nach wenigen Minuten hatte Jakob einen Teil unseres Abendessens am Haken. Den Rest Tag verbrachten wir am Strand mit Schnorcheln, Schwimmen und Buddeln. Lilli baute mal wieder ihre Lieblingssandtiere - eine ganze Schildkrötenfamilie aus Glitzersand verziert mit den schönsten Steinen. Am nächsten Tag fuhren wir noch einmal mit dem Dingi an den Strand bevor wir uns bei herrlichstem Segelwind auf den Weg zur Insel Milos machten. Wir hatten einen tollen Segeltag und mussten erst kurz vor dem Hafen den Motor anmachen. 

Die Insel Milos 

Am 18. September nahmen wir uns in der Hafenstadt Adamas auf Milos einen kleinen Mietwagen, mit dem wir die Insel erkundeten. Die Badesachen wurden eingepackt und nachdem wir in einer typischen griechischen Bäckerei gefrühstückt und uns für das Mittagessen versorgt hatten, fuhren wir los zum Sarakiniko Beach. Bekannt auch als Mondlandschaft auf Milos, denn die im Norden der Insel liegenden weißen, sehr glatten Kalkfelsen erinnern an den weißen Mond. Eine beeindruckende Kulisse und ein außergewöhnlich schöner Badestopp mit vielen Fischen, die sich neben den Touristen im Wasser tummelten. Nachdem wir uns noch die Katakomben angeschaut hatten, die an einer Stelle in den Kalkstein geschlagen wurden, fuhren wir die Nordküste weiter an einigen Stränden vorbei, in eine kleine Stadt und dann weiter zu einem tollen Strand an der Südseite von Milos. Am Abend machten wir einen Spaziergang zu einer Kirche oberhalb des Bergdörfchens Plaka und beobachteten mit vielen anderen Touristen den wunderschönen Sonnenuntergang hinter der Nachbarinsel Antimilos. Jakob war so müde, dass er beim Abendessen in einer Taverne in der schönen Bergstadt auf Lilli´s Schoß einschlief und zurück zum Auto getragen werden musste. Am nächsten Morgen fuhren wir mit etlichen anderen Segelbooten aus dem Hafen, wovon die meisten Tagesausflugsboote waren. Anders als üblich handelte es sich allerdings nicht um Motorboote, sondern um Segelboote, kaum größer als unseres, auf denen sich bis zu 30 Personen aufhielten. Aus der Bucht von Milos fuhren wir vorbei an den bunt angestrichenen Fischerhäusern von Klima und um die Nordwestspitze die Küste Richtung Süden entlang. Wir ankerten vor der schroffen Felsenküste vor den Höhlen von Sykia und machten mit dem Dingi eine kleine Entdeckungstour. An einer Stelle konnte man mit dem Dingi durch einen Tunnel in eine kleine kreisrunde von Felsen eingerahmte Bucht fahren. Wir schwammen und tauchten ausgiebig in der spektakulären Kulisse, ehe wir zum Boot zurückfuhren. Nach dem Mittagessen ging es zu der Bucht von Kleftiko. Hier, an der Südküste von Milos, ist die weiße Kreidefelsenküste zerklüftet mit zahlreichen kleinen Buchten und Höhlen. Mit dem Dingi machten wir eine große Tour. Wir fuhren in Höhlen und durch enge Tunnel, die das Meer in den weichen Fels gefressen hatte. 

Nachtfahrt nach Perdika und unser erster Ankersalat

Erst am Nachmittag lichteten wir den Anker, verabschiedeten uns von den Kykladen und machten uns an die Überfahrt in den saronischen Golf. Die Kykladen Inseln haben uns sehr gut gefallen, für Segler sind sie ein Paradies. Es gibt unzählige Möglichkeiten zu ankern, oder in Häfen anzulegen und die Inseln liegen so dicht beieinander, dass man nie weite Strecken zurücklegen muß. Wir hatten Glück, denn der „Meltemi“, der dieses Jahr wohl besonders stark geweht hatte, hatte genau in den Wochen in denen wir die Kykladen besegelten eine Pause eingelegt.

Auf der Überfahrt konnten wir nach einer Stunde nach südlicher Passage der kleinen Insel Antimilos mit aufkommendem Wind Segel setzen und nach weiteren 1 1/2 Stunden wechselten wir die Beseelung gegen den Blister. Mit achterlichem Wind segelten wir mit fünf bis sechs Knoten in den Sonnenuntergang assen eine köstliche Spaghetti Bolognese und schauten später alle zusammen den Animationsfilm „Monster AG“. Die Kinder fielen nach dem anstrengenden und erlebnisreichen Tag todmüde in die Kojen und wir genossen eine weitere wunderbare Nachtfahrt unter tausenden Sternen. Leider mußten wir ab halb 12 wieder motoren, da der Wind eingeschlafen war. Erst weitere sechs Stunden später fuhren wir nach 78 Seemeilen in die Bucht vor der Stadt Perdika auf der Insel Aigina und ankerten vor dem Hafen. Nach einer äußerst kurzen Nacht legten wir am 20. September am Steg des kleinen Stadthafens an, wo wir einige Wochen zuvor schon mit Oli´s Eltern gelegen hatten. Den Tag verbrachten wir an dem kleinen beschaulichen Stadtstrand. Nachdem wir am Abend in einer Taverne mal wieder die griechischen Vorspeisen genossen hatten, frischte der Wind stetig auf und blies bald mit 30 Knoten auf den Steg und die daran liegenden Boote, unter anderem unsere Alia. Die Nacht wurde ziemlich unentspannt und wir konnten die Nachbarschiffe beobachten, wie das ein oder andere mit dem Anker kämpfte. Wir waren froh als es Morgen wurde und wir uns zügig zum Ablegen fertig machen konnten. Da der Wind gegen nachmittag eher noch stärker werden sollte, wollten wir uns möglichst früh auf den Weg machen. Beim Einholen des Ankers mussten wir feststellen, dass der Anker unseres Nachbarbootes, sowie eine Mooringleine über unserem Anker hing und uns somit daran hinderte diesen hochzuziehen. Der Skipper des Nachbarbootes kam uns glücklicherweise mit seinem Dingi zu Hilfe und so konnten wir gemeinsam unseren Anker befreien und dann aus dem Hafen fahren. Das Großsegel setzten wir im zweiten Reff und konnten so zusammen mit der Genua nach Nordost in Richtung Korfos fahren. Vorbei an Aiginistra, wo wir mit Oma Hanni und Opa Detlef bereits waren fuhren wir durch die Wellen. Die Fahrt wurde recht ungemütlich, so dass wir unsere Sprayhood ausklappten und uns unter dem Bimini versteckten, um nicht vom Salzwasser geduscht zu werden. Wir sahen einige andere Segelboote, die unseren Kurs kreuzten oder in eine ähnliche Richtung unterwegs waren. Als wir in die Bucht vor Korfos, an der Nordost Ecke des Pellopones, einbogen konnten wir vor einer großen Fischfarm eine Delfinschule beobachten, die sich in etwas Entfernung im Wasser tummelte und uns eine schöne Vorstellung präsentierte. Vor Korfos nahm der Wind deutlich ab und wir konnten unter ruhigen Bedingung vor der kleinen Stadt und dem Stadtkai ankern. Hier war das Ende der Saison schon deutlich zu spüren, denn nur einige wenige andere Segler lagen am Kai und die Geschäfte und Tavernen hatten zum Großteil geschlossen oder wirkten ausgestorben.  

Corinth Canal - going through from East to West

Am 23. September machten wir morgens das Boot klar. Oli putzte die salzverkrusteten Scheiben, wir klappten das Bimini herunter und bereiteten uns auf die Passage des Corinth Canal vor. Mit dem Dingi fuhren wir von unserem Ankerplatz an Land, um für die Durchfahrt zu bezahlen und uns bei der mega freundlichen Canal Authority anzumelden (Emily und Jakob wurden während der Wartezeit mit Schokolade versorgt und bekamen jeder zum Abschied noch eine Packung Kekse). Unsere beiden Blondschöpfe haben schon so einige Male die Herzen der Griechen verzaubert. Nach einem kleinen Mittagessen wurden wir über Funk aufgefordert unseren Anker zu lichten und uns Richtung Kanaleinfahrt zu bewegen. Als erstes von drei Segelbooten fuhren wir in und durch den Corinth Canal. Fotos sagen mehr als tausend Worte. Die Fahrt war beeindruckend und lohnenswert, wenn auch nicht unbedingt preiswert. Aber den anderen Weg um die Peloponnes kannten wir ja schon. Bei herrlichem Sonnenschein fuhren wir durch den schmalen Kanal mit türkisfarbenem Wasser und an beiden Seiten steil emporragenden Felsen. In regelmäßigen Abständen ist der Kanal oder von oben betrachtet die Schlucht von Brücken überzogen. Grüne Pflanzen schmücken an einigen Stellen die Felswände und vermitteln den Eindruck einer schönen Oase. Der Kanal ist an der Ost- und Westseite durch eine absenkbare Autobrücke abgeschlossen, die für den Bootsverkehr geöffnet wird. Als wir den Kanal auf der Westseite verliessen kam der Wind genau aus der Richtung in die wir fahren wollten, so dass wir die zehn Seemeilen nach Kiato mit dem Motor fuhren. Nach zwei Stunden erreichten wir den Hafen und legten längsseits neben dem deutschen Stahlsegelboot NOMAD an. Kiato ist eine nicht besonders attraktive kleine Stadt, in der wir die Nebensaison doch schon deutlich spürten. Der Hafen war eigentlich nur ein Steg ohne jeglichen Service, dafür aber auch kostenlos. Was diesen Hafen, wie so viele in Griechenland ausmacht sind eine erhebliche Anzahl an Anglern, die sich über die Mole verteilen. Jakob ist so interessiert, dass er sich stundenlang damit beschäftigen kann von einem Angler zum nächsten zu gehen, sich die Köder anschaut und versucht eine Unterhaltung aufzubauen. Da unsere Vorräte an Obst und Gemüse nahezu aufgebraucht waren, gingen wir zu einem wirklich gut sortierten Händler und kauften eine Menge Vitamine für die nächsten Tage, die uns freundlicherweise mit dem Motorroller zum Boot gebracht wurden. Am Abend gingen wir in einer kleinen Taverne essen und froren zum ersten Mal seid langem wieder, da wir nichts langärmliges zum überziehen mitgenommen hatten. So langsam kommt auch hier der Herbst an und abends reicht es nicht mehr nur ein Top und eine kurze Hose an zu haben. Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg nach Trizonia, einer kleinen Insel ungefähr 40 Seemeilen entfernt. Wir konnten einen Großteil der Strecke mit unserem Blister segeln und genossen die Fahrt bei Sonnenschein durch den Golf von Corinth. In Trizonia legten wir seitwärts am Kopf des Steges neben einer anderen Hallberg Rassy an. Am nächsten Morgen standen wir beide früh auf, denn Oli wollte joggen gehen und Lilli hatte sich für 7 Uhr mit unseren Nachbarn Klaus, Hannelore und Arthur zum Yoga auf dem Steg verabredet. Jakob versuchte für das Abendessen einen Fisch zu angeln, während Emily ihren Schönheitsschlaf hielt. Nachdem wir uns den kleinen Ort Trizonia angesehen hatten legten wir ab. Kurz vor uns hatte ein anderes Segelboot den Hafen verlassen und segelte mit gesetzter Genua in die gleiche Richtung wie wir. Wir entfalteten neben dem anderen Boot unseren Blister und die Regatta begann. Zu Beginn waren wir noch im Windschatten der Insel Trizona und segelten gemächlich dahin. Langsam schoben wir uns am anderen Boot vorbei. Als wir den Windschatten der Insel verliessen hatten wir schon gute drei Bootslängen Vorsprung und wir beschleunigten auf 5-6 Knoten, später mit zunehmendem Wind wurden es 7. Das andere Boot war bald nur noch ganz klein hinter uns zu sehen … ein herrlicher Segeltag. Nach 17 Seemeilen in Richtung Westen im Golf von Corinth lag vor uns der Hafen von Navpaktos, der zu den best erhaltenen mittelalterlichen Häfen des Mittelmeeres gehört. Das kleine Hafenbecken ist von einer Verteidigungsmauer eingerahmt und bietet nur einer Handvoll Jachten auf engstem Raum Platz. Wir trauten uns hinein und legten mit Buganker rückwärts an einer der drei Molen an. Landseitig wird der Hafen von Bars, Cafés und Tavernen eingerahmt, deren zahlreiche Besucher unser Anlegemanöver beobachteten. Zum Glück gaben wir uns keine Blösse. Am Nachmittag wanderten wir zur 200 Meter über der Stadt gelegenen Burgruine. Leider war genau an diesem Tag Ruhetag, aber wir hatten eine tolle Aussicht auf die Stadt und den Golf von Corinth bis zur Rion-Adirrion Brücke. Später assen wir mit Blick auf unser Boot im Hafen. 

Am nächsten morgen liessen wir bei Sonnenaufgang die Drohne über den Hafen und die Stadt fliegen und es gelangen ein paar tolle Aufnahmen. Dann legten wir ab und nahmen Kurs auf den Golf von Patras. Dieser ist durch die riesige lange Brücke vom Golf von Corinth getrennt. Fünf Seemeilen vor Erreichen der Brücke muß man Funkkontakt aufnehmen und bekommt dann mitgeteilt zwischen welchen Pfeilern man durchzufahren hat. Die Brücke gibt ein tolles Fotomotiv ab und wir hatten Glück auch noch tolles Licht und ein paar Wolken als Kontrast am Himmel abzubekommen. Die restliche Strecke der Strecke nach Mesolongi verlief unspektakulär. Wind hatten wir nicht und so Motoren wir, bis wir quer ab die Einfahrt zum Kanal entdeckten, der in die Bucht von Mesolonghi führt, wo wir ankerten. Andere Segler hatten ganz positiv von dem Ort berichtet, aber uns gefiel es hier nicht, was auch daran liegen mag dass die Promenade und die Stadt wie ausgestorben wirkten. Mag sein dass in der Saison mehr Flair in der Bucht zu finden ist.

Am 27. September lichteten wir noch vor Sonnenaufgang den Anker. Jakob wurde wie eigentlich immer vom Motorgeräusch wach und kuschelte sich zu uns ins Cockpit, während Emily in der Bugkajüte noch etwas weiterschlief. Die Sonne ging langsam hinter den Bergen auf als wir durch den Kanal zurück in den Golf von Patras fuhren. Wie am Vortag hatten wir leider wieder Windstille und mussten 60 Seemeilen motoren. Erst als wir in die tiefe Bucht von Argostoli einbogen konnten wir nochmal die Segel setzen und eine Dreiviertelstunde segeln, bis wir gegen Mittag den Stadtkai der Stadt Argostoli erreichten. Mit Buganker legten wir neben einigen anderen Segelbooten an und freuten uns auf unseren Besuch am nächsten Tag. 

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