Die Familie, das sind Emily (3 Jahre), Jakob (5 Jahre), sowie Lilli und Oliver. Unser Zuhause für die nächsten Monate ist Alia, eine Hallberg-Rassy 38, Baujahr 1981, die wir vor zwei Jahren (2015) in Sardinien-Castelsardo gekauft haben. Seitdem haben wir fast jeden Urlaub auf dem Boot verbracht, es für das Sabbatical ausgestattet und Segelerfahrung gesammelt.
Aus einem Traum, der vor vielen Jahren begann, ist seit dem 11.03. Wirklichkeit geworden. Wir haben uns von unseren Freunden verabschiedet und unsere Wohnung in Marburg gegen eine schwimmende Unterkunft getauscht.
Bis Oktober wollen wir viel Zeit als Familie miteinander verbringen und das Mittelmeer besegeln. Die Route ist nur grob geplant, das Wetter und die Kinder werden den Weg und die Geschwindigkeit vorgeben.
Unsere Motivation zu diesem Abenteuer ist neben der Liebe zum Segeln vor allem die gemeinsame Zeit als Familie.
Nach unserer Hochzeit am 3. März haben wir uns in Marburg von unseren Freunden, dem Kindergarten auf der Weide und der Kita am Blitzweg verabschiedet und unsere Koffer gepackt. Zunächst haben wir die Kinder zu den Großeltern nach Düsseldorf gebracht. Das Auto wurde noch schnell abgemeldet und die letzten Namensänderungen veranlasst. Am 11. März sind wir ohne Jakob und Emily nach Sardinien gestartet.
Diesmal flogen wir mit einer Propellermaschine vom Typ Dash-8 bei herrlichem Wetter entlang des Rheins, über die verschneiten Alpen zum Mittelmeer bis Olbia auf Sardinien. Empfangen wurden wir von strahlendem Sonnenschein und einer Lufttemperatur von ca. 18°C.
Olis Tante und Onkel (Uschi und Herbert), die zuvor schon unseren Krams (das Auto war bis zur Dachkante voll) nach Sardinien gefahren hatten, brachten uns zum Boot nach Castelsardo. Dafür ganz herzlichen Dank!
Wir stürzten uns direkt in die Arbeit. Diverse Hölzer mussten abgeschliffen und neu lackiert werden, wir installierten ein Federsystem für unser bisher bretthartes Bett in der Vorschiffskabine, tauschten alle Glühbirnen in LED Technik und brachten neue Deckenlampen im Salon am. Unser Steuerrad bekam einen neuen Bezug und wir tauschten ein paar Leinen. Außerdem sichteten wir alle Schubladen und Stauräume und misteten dabei einige Altlasten aus. Zu guter letzt polierten wir den gesamten Rumpf und spülten das Salz der vergangenen Monate vom Deck.
Heute am Freitag 17. März sieht das Boot im Vergleich zu letzter Woche klasse aus, aber es gibt noch ein klitzekleines Problem. Nachdem heute das Motoröl und die Filter gewechselt wurden, sprang der Motor nicht an. Daumen Drücken, dass sich morgen eine Lösung findet.
Wir freuen uns auf jeden Fall riesig, dass morgen Jakob und Emily mit den Großeltern zu uns fliegen.
Der Motor läuft bereits am nächsten Tag problemlos! Getreu dem Lebens- und Arbeitsmotto unseres Bootshandwerkers und Alleskönner Davide "piano, piano".
Die zweite Woche starteten wir mit Verstärkung durch Emily und Jakob, sowie Oma Hanni und Opa Detlef, die am Samstag gut bei uns eintrafen. Wir erneuerten mithilfe von Opa Detlef unsere Batteriebank und brachten die Bordelektrik auf Vordermann, sowie endlich die Solarzelle und den Windgenerator zum Laden (Laufen). Dank Mietwagen der Großeltern konnten wir mit den Kindern die wirklich beeindruckende Grotte di Nettuno in der Nähe von Alghero besuchen. Nach 654 Stufen die Klippen hinunter hatten wir dank Nebensaison das Glück zusammen mit einer Dreiergruppe eine "Privatführung" durch die mehrere Millionenjahre alte Höhle mit Stalakmiten und Stalaktiten zu erhalten. Ein Picknick in der Sonne mit Panini und Blick hoch oben von den Klippen über das Meer rundeten den Tag ab.
Den 3. Geburtstag von Emily feierten wir am 23. März bei uns auf dem Boot mit Geschenken, Geburtstagskuchen, Luftballons und einer kleinen Schatzsuche am Strand von Lu Bagnu.
Nach und nach verabschiedeten sich unsere Helfer. Am Donnerstag machten sich Herbert und Uschi mit der Fähre wieder auf den Weg in die Heimat und einen Tag später folgten die Großeltern.
Nach nun zwei Wochen im Hafen in Castelsardo brennen wir darauf endlich die Segel zu setzten. Alle Arbeiten am Schiff sind soweit erledigt, doch leider ging vor ein paar Tagen unsere
elektronische Windanzeige kaputt. Trotz mehrfachem Aufentern in den Mast konnten wir diese leider nicht wiederbeleben, so dass wir unsere Alia nun in die Hände eines Spezialisten geben
werden.
Wir planen, sobald es der Wind und die Wellen zulassen in den Hafen nach Olbia zu segeln. Morgen soll es nun endlich losgehen, auch wenn die Wettervorhersage nicht ganz optimal ist.
Nach mehrfachem Studium der Wettervorhersagen am Freitag Abend und Samstag Morgen fassten wir bei wolkenbedecktem Himmel und mäßigem Wind den Entschluss aufzubrechen. Wir verabschiedeten uns von Davide und sagten "Lebe Wohl" zu Alias Heimathafen Castelsardo. Nach verlassen des geschützten Hafenbeckens waren die Wellen dann doch höher als wir es erwartet hatten. Nach Setzen der Genua rauschten wir mit Motorunterstützung und 7 Knoten entlang der Westküste von Sardinien Capo Testa entgegen. Nach anfänglichem Zaudern und einer gewissen Unsicherheit, ob die Entscheidung zu starten die Richtige war, gewöhnten wir uns alle an die Situation. Umso weiter wir nach Norden kamen, desto geringer wurde die Sicht und es begann bald zu regnen. Während wir so langsam durchfroren mit Wasser über und unter uns, fühlten wir uns, als wären wir auf der Ostsee unterwegs. Einen solchen Segeltag hatten wir in Sardinien bisher noch nicht erlebt. Die Kinder verkrochen sich später in ihre Koje und machten es sich unter ihren Decken gemütlich. Nach Umrundung des Capo Testa lies der Wellengang deutlich nach und achterlicher Wind schob uns die letzten Seemeilen weiter in die Marina von Santa Theresa di Gallura.
Am Nachmittag konnten wir bei Sonnenschein noch einen kleinen Hafenspaziergang unternehmen.
Am 26. März segelten wir in der Straße von Bonifacio weiter zu der kleinen Insel Caprera im Maddalena Archipel. Bei nun wieder herrlichem Sonnenschein, einer spiegelglatten See und achterlichem Wind war es für uns alle ein Segelgenuss. In der Bucht Porto Palma fanden wir auf der Suche nach einem Ankerplatz einen idyllischen Steg mit Mooringleinen vor, wo wir von einem sehr netten Seglerpaar empfangen wurden. Am Abend tranken wir mit Diane und Mikolaj von der Segelyacht Alinoe bei uns ein kühles Bier.
Am nächsten Morgen mussten wir unseren Liegeplatz leider recht zügig verlassen, da der Steg für ein anderes Boot gebraucht wurde. Bei Sonnenschein, herrlichem Wind und fast voller Besegelung verliessen wir die Bucht. Doch kurze Zeit später nahm der Wind deutlich zu und wir rasten mit ordentlich Krängung hart am Wind dem Capo Ferro entgegen. Die Hoffnung, dass sich auf dem Kurs nach Süden die Situation entspannt blieb leider aus. Bei zunehmender unangenehmer Welle bargen wir die Genua. Emily entzog sich der Situation und schlief ein. Jakob und Lilli kuschelten und freuten sich auf die Ankunft in Olbia. Allein Oli genoss das herrliche Segeln bei tollem Wetter.
Im geschützen Golf von Olbia konnten wir alle bei deutlich entspannteren Bedingungen die tollen Aussichten und die weitere Fahrt genießen. In Olbia angekommen legten wir an dem zentral gelegenen kostenlosen Molo Brin an und erkundeten die schöne Innenstadt. Im Parco Fausto Noce fanden wir einen für italienische Verhältnisse super ausgestatteten Spielplatz, an dem sich Emily und Jakob austoben konnten. Am Dienstag wurde unser elektronischer Windmesser ausgetauscht und unser April Budget deutlich dezimiert, nachdem eine Reparatur nicht mehr möglich war. Wir verbrachten einen weiteren Tag in Olbia und machten uns am Folgetag bei fehlendem Wind, aber wunderbarem Sonnenschein unter Motor auf den Weg in den nahegelegenen Golfo Aranci in den Porto Baja Caddinas. Empfangen wurden wir von Mojito einem 6 Monate altem Golden Retriever, der sich direkt mit Jakob anfreundete. In diesem kleinen, ruhigen Hafen konnten wir zwei Nächte kostenlos bleiben und machten gestern eine kleine Wanderung in den Nachbarort Golfo Aranci. Heute rundeten wir das Capo Figaro erneut und fuhren 11 Seemeilen in den Golfo di Congianus, wo wir in Porto Rotondo festmachten. Immerhin etwa ein Drittel der Strecke konnten wir unter Segel zurücklegen. Wie auch in den anderen sehr schönen Ferienorten sieht man hier in den Straßen kaum Bewohner, keine Touristen sondern nur Handwerker. Alles wird für die neue Saison vorbereitet. Noch nicht mal ein Supermarkt war zu finden. Morgen geht es wieder zurück in das Maddalena Archipel.
Nach Verlassen des Hafens von Porto Rotondo am 01. April segelten wir zurück ins Maddalena Archipel. Wir besuchten die Insel La Maddalena und erstmals ankerten wir auf unserer Reise. Zwei Nächte verbrachten wir in einer Bucht der Insel Santo Stefano. Weiter ging es nach Porto Rafael, von wo wir am 5. April nach Palau übersetzten. Am Nachmittag konnten wir endlich unseren Besuch aus Marburg an Bord begrüßen. Angela, Urs, Ida und Per waren nach Olbia geflogen und das letzte Stück nach Palau mit dem Bus gefahren. Ida ist Emily´s beste Freundin, mit der sie zusammen in die KiTa gegangen ist. Genau wie Emily hat Ida Ende März ihren dritten Geburtstag gefeiert. Mit Per (8 Monate alt) kam der bis dato wohl jüngste Gast auf die Alia. Am nächsten Tag feierten wir Lilli´s Geburtstag. Zu diesem Anlass hatten wir am Vorabend erstmalig einen Kuchen in unserem Gasofen gebacken. Der schmeckte köstlich, wenn auch etwas süß, weil wir die falsche Skala zum Abwiegen des Zuckers genommen hatten und so etwa 200g zu viel im Teig landete. Nach einem großen Geburtstagsfrühstück fuhren wir mit Motor und Genua die kurze Distanz zur Insel La Maddalena, wo wir am Nachmittag durch die hübsche Altstadt schlenderten und am Abend zur Feier des Tages essen gingen.
Am nächsten Morgen legten wir bei herrlichem Sonnenschein, aber nur wenig Wind ab und fuhren gemeinsam unsere erste längere Tour (12sm) entlang der Küstenlinie in den Hafen von Santa Theresa di Gallura. Wir spazierten an den wunderschönen Stadtstrand, wo die Kinder im feinen Sand spielten und wir uns ins Wasser trauten. 18°C Wassertemperatur kosteten etwas Überwindung, aber erstmal im Wasser liess es sich ein paar Minuten aushalten.
Die Bedingungen für die Überquerung der Straße von Bonifacio, wo das Wetter oft unberechenbar ist, waren am nächsten Tag ideal. Bei Sonne und kleiner Welle wehte es mit 15 Knoten aus Westen quer ab. Es wurde eine Überfahrt wie aus dem Bilderbuch, die wir alle sehr genossen. Die Südküste von Korsika mit ihren Kreidefelsen begeistert jedes Mal aufs Neue. Diesmal wurde das Panorama durch schneebedeckte Berge im Hintergrund getoppt. Kurz vor der Einfahrt in den Hafen öffnen sich vor einem die Kreidefelsen und geben den Weg in die fjordartige Hafenbucht frei. Hoch über dieser liegt auf zerklüfteten Kreidefelsen wie auf einer Halbinsel die Stadt und die Befestigungsanlage von Bonifacio. Am nächsten Tag schlenderten wir bei herrlichem Wetter durch die Gässchen mit ihren kleinen Geschäften, Restaurants und Kirchen. An jeder Ecke bietet sich einem immer wieder ein neuer spannender Blickwinkel und am Rand der Stadt steht man in schwindelerregender Höhe und geniesst den Blick über das Meer bis nach Sardinien.
Nach zwei Nächten in Bonifacio ging es am nächsten Morgen ganz früh wieder Richtung Sardinien. Schnell noch ein paar Baguettes, Croissants und Pain au Chocolat gekauft und dann raus aus dem Hafen und frühstücken im Cockpit in der Morgensonne. Nach anfänglich zu wenig Wind wurde es später doch noch ein toller Segeltag, der nur durch ein bisschen Seekrankheit getrübt wurde. Wir fuhren wieder in den kleinen Hafen von Porto Rafael, verbrachten sehr viel Zeit am Strand und genossen danach das herrlich warme Wasser der Freiluftdusche im Hafen. Am Abend grillten wir am Strand, oder besser gesagt versuchten zu grillen, denn die Hitze des Einmalgrills reichte nicht aus um unser Fleisch zu garen. Immerhin wurden die Würstchen der Kinder warm und für die Erwachsenen gab es Nudelsalat. Da es am Abend nach wie vor schnell kalt wird, räumten wir bei untergehender Sonne schnell den Strand und zogen uns auf das Boot zurück. Am nächsten Morgen wurden wir von Delfinen begrüßt, die sich an einem in der Nähe liegenden Fischerboot tummelten. Wie am Vortag gingen wir nochmal an den Strand ehe wir am Nachmittag die kurze Distanz nach Palau segelten. Hier blieb uns noch ein letzter Abend mit unseren Freunden ehe wir sie am nächsten Tag wieder zurück nach Deutschland ziehen lassen mussten. Es war eine tolle Woche und wir waren überrascht wie gut zwei Familien auf der Alia wohnen können. Um so trauriger waren alle beim Abschied. Vielen Dank für den Besuch liebe Angela, Urs, Ida und Per! Ihr seid jederzeit wieder herzlich eingeladen uns zu besuchen!
Um auf andere Gedanken zu kommen stürzten wir uns in Arbeit, wuschen unsere Wäsche in der Reinigung, kauften ein und machten klar Schiff. Dann legten wir wieder ab mit Kurs Korsika. Die Sonne schien warm vom Himmel, aber der Wind meinte es nicht gut mit uns, denn fast die gesamte Strecke blies er uns auf den Bug und so war die erneute Querung der Straße von Bonifacio diesmal etwas schaukelig und durch die Motorfahrt ziemlich brummig. Toll zeigte sich erneut der Blick auf die Kreidefelsen bei tiefstehender Sonne. Wir fuhren vorbei an Bonifacio in westlicher Richtung in die Bai di Figaro. In dieser schmalen, zwei Seemeilen ins Landesinnere ziehenden Bucht machten wir bei Sonnenuntergang am Schwimmsteg des kleinen Hafens von Pianotolli fest. Ein sehr freundlicher Franzose nahm uns unsere Leinen ab.
Am nächsten Morgen erwartete uns eine böse Überraschung im Hafenbüro - 46 Euro Liegegebühr hatten wir bisher noch nichtmal in den
schicken Marinas auf Sardinien entrichtet, denn dort bezahlt man in der Nebensaison nichts, oder sehr wenig.
Mit ein Grund nicht noch eine Nacht in der ansonsten wirklich hübschen Bucht zu bleiben, sondern weiter Richtung Norden zu segeln. Die Bedingungen waren leider erneut nicht optimal, doch die
Vorhersage für die kommenden Tage noch schlechter, so dass wir gegen Mittag in See stachen. Der Wind wehte kräftig in der Böe mit über 20 Knoten aus Westen und es hatte sich über Nacht eine
ordentliche Welle aufgebaut. Zunächst unter Motor stampfte die Alia tapfer durch die Wellen und die Kinder machten einen Mittagsschlaf. Auf halber Strecke, nach einer Kursänderung nach Nord-Ost
konnten wir dann endlich Segel setzen und die Weiterfahrt wurde deutlich angenehmer. Der Wind nahm gegen Abend leider soweit ab, dass wir die letzten Seemeilen in die Bucht bei Campomoro
motoren mussten. In der Bucht war das Wasser ruhiger und es lagen schon ein paar Segelboote vor Anker, so dass wir uns einen geeigneten Platz suchten. Das erste Ankermanöver scheiterte, da
unser Anker auf der Seegraswiese nicht festhielt. Bei dem Versuch diesen mit der elektrischen Ankerwinsch zu bergen mussten wir feststellen, dass diese aus irgendeinem Grund nicht
funktionierte (das Gleiche Problem hatten wir letzten Sommer und dachten es wäre eigentlich gelöst). 30 Meter Ankerkette manuell bergen ist anstrengend, kostet Nerven und zu allem Überfluss
hielt er auch bei den nächsten zwei Versuchen nicht. Entnervt kochten wir erstmal Nudeln und beobachteten unsere Position. Zu unserem Glück war es nahezu windstill und wir lagen sicher, so
dass wir uns entschieden im Dunkeln keine weiteren Ankermanöver zu fahren, sondern abwechselnd Ankerwache zu halten (das heißt alle 15-30 Minuten Peilung überprüfen und schauen ob das Boot noch
an Ort und Stelle ist). Am nächsten Morgen war alles noch so wie am Abend zuvor. Kein Wind und die Alia hatte sich trotz schlecht sitzendem Anker nicht bewegt. Nach dem Frühstück wurden wir von
der französischen Küstenwache besucht und unsere Pässe, sowie die Schiffsdokumente überprüft. Quasi eine Grenzkontrolle auf dem Wasser. Jakob fand das sehr spannend und freut sich schon auf den
nächsten Besuch. Wir fanden es etwas unheimlich und hatten Sorge etwas falsch gemacht zu haben.
Oli machte sich erneut daran die Ankerwinsch zum Laufen zu bringen, nachdem er am Vorabend bereits vergeblich alle elektrischen Leitungen und Steckkontakte überprüft, erneuert oder wenigstens gereinigt hatte. Es zeigte sich, dass am Schalter an Deck der Kontakt verrutscht war und daher kein geschlossener Stromkreislauf zustande kommen konnte. Ein klitzekleines Problem mit großer Auswirkung. Wir versuchten erneut den Anker einzufahren, aber er wollte und wollte nicht richtig halten. So entschieden wir erneut dem Gewicht des Ankers und der Kette zu vertrauen, denn für die nächste Nacht war wieder Windstille prognostiziert. Leider war es so nicht möglich mit allen das Boot zu verlassen und die malerische Bucht von Campomoro zu erkunden. Wir lagen umgeben von dicht bewaldeten Bergen und einem langem feinen Sandstrand. Zu diesem fuhr Oli mit den Kindern im Dingi, während Lilli zur Ankerwache an Bord blieb. Eine erneute Nacht hielten wir abwechselnd Ankerwache.
Am dritten Tag an Korsikas Küste mussten wir zunächst erneut motoren. Diesmal herrschte quasi Windstille. Zum Glück war aber auch das Meer ruhig. Nur ab und zu traf eine sogenannte alte Welle das Boot und schaukelte es ordentlich durch. Alte Wellen entstehen viele hundert Seemeilen entfernt und rollen über das Meer, so dass auch bei Windstille Wellen vorhanden sein können, die mitunter ziemlich unerwartet das Boot treffen.
Später frischte der Wind dann doch noch etwas auf 3 Bft auf und wir konnten den Motor endlich abstellen. Mit drei Knoten schoben wir uns gemächlich in die Bucht von Ajaccio und ankerten 4,5 sm gegenüber der Stadt in einer hübschen kleinen Bucht.
Unsere Windupdates holen wir uns regelmäßig auf Windytv und der App WindfinderPro (dort kann man sich ganz gut die Wellenhöhe anschauen).
Frohe Ostern! Der Osterhase kommt auch nach Korsika und sogar an den Ankerplatz. Theorie von Jakob und Emily: Er hat ein Dingi, oder er kann schwimmen und die Eier sind in einem wasserdichten Beutel. Auf jeden Fall war er auch bei uns auf der Alia und hat fleißig seine Eier versteckt. Wir hatten für ihn ein paar Eier ausgeblasen und bunt angemalt.
Nach der Eiersuche und einem gemütlichen Osterfrühstück segelten wir am 16. April bei herrlichem Wind querab und Sonnenschein die kurze Distanz von Isolella nach Ajaccio und legten in der Marina Tino Rossi an. Der Hafen liegt unmittelbar neben der Altstadt und uns erwartete ein großer Kontrast zu den letzten eher ruhigen Tagen. Direkt am Nachbarsteg hatte zu Jakobs Freude das Kreuzfahrtschiff Aida Aura angelegt und mehrmals täglich verkehrten große Fähren in dem Hafen. An der Promenade gab es eine kleine Segelschule (wir beobachteten die kleinen Segler, wie sie mit ihren Optimisten und Katamaranen durch den Hafen segelten), viele Fischer, Restaurants, hier pulsierte das Leben.
Der geplante Landausflug nach Corte mit der Schmalspurbahn verzögerte sich um einen Tag, da am Folgetag Ostermontag war und die Eisenbahn leider nur zu sehr ungünstigen Zeiten fuhr. Also blieben wir einen weiteren Tag in der Marina und erkundeten Ajaccio ehe wir am 18. April zum Bahnhof liefen und ins Landesinnere von Korsika fuhren. Schon nach wenigen Kilometern wurde es eine spektakuläre Fahrt. Die Bahn kämpfte sich in engen Kurven steil den Berg hinauf, fuhr über unzählige Viadukte und durch lange und kurze Tunnel. Die Strecke führte durch Wälder, vorbei an kleinen Bergdörfern, Gebirgsbächen und Wasserfällen mit herrlichen Ausblicken auf die schroffen Berge Korsikas die zu dieser Jahreszeit teilweise noch schneebedeckt sind. Nach zwei Stunden erreichten wir Corte im Zentrum von Korsika - die einzige Universitätsstadt der Insel. Nachdem wir unser Appartement, ein Studentenwohnheim mit vermieten Zimmern bezogen hatten, besichtigten wir das kleine Zentrum und die Zitadelle hoch über der Stadt. Leider waren wir zu früh dran, um in einem Restaurant essen zu gehen und so kauften wir Fertiggerichte im Supermarkt, die wir uns in der Mikrowelle aufwärmten.
Nachts gab es einen erfrischenden Regen, doch am nächsten Tag schien wieder die Sonne auf Corte hinab. Auf 500 Metern über dem Meeresspiegel war es trotzdem deutlich kälter als am Hafen in Ajaccio. Nach einem Petit Déjeuner wanderten wir auf einem kleinen verwunschenen Pfad entlang eines Gebirgsbaches in einem engen Tal. Es war nicht der optimalste Weg den wir uns ausgesucht hatten, denn umso weiter wir kamen desto zugewachsener wurde er und mit der Kraxe und Emily auf dem Rücken gab es nach einiger Zeit kaum noch ein Durchkommen. Der Wanderung tat dies aber keinen Abbruch. Irgendwann erreichten wir einen schönen Aussichtspunkt, wo wir Birne, Baguette und Camembert picknickten und feststellten dass auf der anderen Talseite ein wunderbar ausgebauter Wanderweg verlief. Die Kinder machten toll mit und Jakob sammelte eine Handvoll Stöcke, die wir zum Schnitzen mit in unser Appartement transportierten. Wieder zurück in der Stadt setzten wir uns auf dem Place Paoli in die Sonne, und genossen Eis, Waffeln und Crêpe. Abends liefen wir ein weiteres mal in die Altstadt um in einem schönen Restaurant zu essen. Nach zwei Nächten in Corte fuhren wir am 20. April wieder zurück nach Ajaccio ans Meer. Das Landesinnere von Korsika hat uns sehr beeindruckt und wir haben uns fest vorgenommen irgendwann zum Wandern zurückzukommen. Ein weiteres mal genossen wir die Bahnfahrt, ehe wir wieder in Ajaccio ankamen und mit unseren Rucksäcken und gesammelten Schätzen zurück zum Hafen liefen. Das Boot lag zu unserer Erleichterung genauso da, wie wir es verlassen hatten. Neben der Alia hatte ein Paar aus Marseille (Vanessa und Christian) mit ihrer kleinen, fast zwei jährigen Tochter (Charlotte) ihr Holzboot "Moxy" festgemacht. Schnell kamen wir in Kontakt und Emily hatte eine Spielgefährtin für den Nachmittag. Sie leben seid vier Jahren auf einem Segelboot in Marseille und machen aktuell ihre erste große Reise. Ähnlich wie wir sind sie bis Oktober auf dem Weg durchs Mittelmeer und vielleicht treffen wir sie in Griechenland wieder.
Am 21. April ging es dann endlich wieder aufs Wasser. Zunächst motorten wir entlang der Küste bis zur Passage durch die Ilse des Sanguinares und konnten dann mit Kurs nach Nord die Segel setzen. Zunächst war der Wind mit knapp 10 Knoten moderat und wir segelten gemütlich die Küste entlang und genossen den einmaligen Ausblick auf die Insel und die schneebedeckten Berge. Mit zunehmender Segelzeit frischte der Wind immer weiter auf und der Windanzeiger (gut dass er wieder funktioniert) zeigte in Böen 15-18 Knoten. Mit zunehmender Krängung musste Jakob seine Autos einräumen und Emily legte sich schlafen. Im Golf von Sargone waren wir froh, dass wir das erste Reff im Großsegel hatten, denn der Wind blies mittlerweile in Böen schon mit über 20 Knoten, also 6 Beaufort. Unangenehm waren die deutlich an Höhe zunehmenden Wellen, die uns bei von vorne kommendem Wind ordentlich durchschaukelten. Da unser Etappenziel, ein kleiner Hafen in Cargese ziemlich genau im Wind lag kreuzten wir durch den Golf und bargen erst ca. eine Seemeile vor dem Hafen die Segel um die letzten Meter gegen die Wellen zu motoren. Obwohl es schon recht spät war nahm uns der Hafenmeister in dem kleinen sehr geschützten Hafen die Leinen entgegen. Cargese ist ein kleiner süßer Ort und die Windvorhersage für Samstag waren nicht optimal, so dass wir uns entschlossen zwei Nächte zu bleiben und erst am Sonntag weiterzusegeln. Am Samstag ging erst Oli und danach Jakob und Lilli eine kleine Runde joggen und nach einem leckeren Frühstück im Cockpit in der Sonne schlenderten wir vom Hafen hinauf in die Altstadt von Cargese. Das Örtchen wurde ehemals von Griechen errichtet und ist immer noch deutlich griechisch geprägt. Im Hafen beobachteten wir Fischschwärme, die sich unter unserem Boot sammelten und sich über den köstlichen Bewuchs freuten. Einen Kleinen - wohl den Schönsten im Hafen - angelten wir, schenkten ihm aber wieder die Freiheit. Am Abend gingen wir in ein sehr leckeres Fischrestaurant im Hafen und ließen uns Köstlichkeiten aus dem Meer schmecken.
Am Sonntag war im Tagesverlauf zunehmender Wind aus Süden angekündigt, so dass wir uns nach dem Frühstück auf den Weg von Cargese nach Girolata machten. Wir verließen die Bucht von Sargone bei Sonnenschein, sehr leichtem Wind (8 Knoten in der Böe) und einer leider sehr hohen Welle, die uns mit ihren 1-2 Metern von Westen durchschaukelte. Je weiter wir Richtung Norden kamen, desto mehr nahm der Wind zu (bis zu 20 Knoten in der Böe) und wir surften auf der Welle mit Wind im Rücken die wunderschöne korsische Küste hoch nach Girolata. Diese malerische Bucht, die als eine der schönsten der Insel gilt, ist nur mit dem Boot oder über Wanderwege zu erreichen und dementsprechend abgeschieden. 2006 wurde das Ankern in der Bucht verboten, man kann gegen eine Gebühr an Bojen festmachen. Ein wirklich schnuckeliges Hafenbüro und ein paar aktuell noch nicht bewirtschaftete Restaurants/ Gite gibt es hier. Am nächsten Tag ging Oli joggen, während Lilli und die Kinder noch schliefen und nach einem schönen Frühstück in der Sonne packten wir unsere Rucksäcke und machten eine wunderschöne Wanderung entlang der Küste.
Nach zwei Nächten in der wunderschönen Bucht von Girolata machten wir uns am 25. April bei strahlendem Sonnenschein unter Motor auf den Weg weiter nach Norden. Das Meer glich einem Ententeich und es war kaum vorstellbar, dass wir erst wenige Tage zuvor bei viel Wind mit ordentlich Krängung durch die Bucht gesegelt waren.
Die Fahrt in die Bucht von Galeria führte uns vorbei an rötlich gefärbten Felsen, schönen Buchten und wir konnten bei sehr ruhigem Seegang die Fahrt durch die Passage Garganellu wagen. Zwischen den Felsen zu beiden Seiten ist gerade Platz für eine Yacht, die nicht viel größer sein darf als unsere. An der flachsten Stelle war nur noch ein halber Meter Wasser unter unserem Kiel. Wenn man bei Google Maps schaut, macht es nicht den Eindruck als wäre überhaupt eine Durchfahrt vorhanden. Jakob, Emily und Lilli waren im Bug um Ausguck zu halten und Oli vorbei an den überspülten Felsen zu lotsen. Das Wasser war so klar, dass wir den Grund und alles was sich um uns befand - wie einen großen Fisch sehen konnten. Da es leider weiterhin fast windstill blieb fuhren wir unter Motor weiter bis in die Bucht von Galeria, um dort zu Ankern. Es erwartete uns ein kleiner Fischerhafen und ein langer steiniger Strand mit wenigen Besuchern. Ankermanöver eins und zwei scheiterte. Wir waren gerade dabei den Anker zu bergen, als Emilys Schnuller aus ihrem Mund ins Wasser fiel. Der Schock stand Emily ins Gesicht geschrieben, als sie ihren geliebten Schnuller davonschwimmen sah. Wir versuchten sie zu beruhigen, in dem wir ihr versprachen später am Strand nach dem Schnuller zu suchen, doch glaubte keiner von uns daran ihn jemals wiederzufinden. Nachdem der Anker beim dritten Versuch hielt fuhren wir mit dem Dingi an den Strand und fanden zu unserer aller Überraschung den Schnuller tatsächlich genau an der Stelle, an der wir den Strand erreichten. Welch große Freude und Erleichterung.
Für die Nacht und den folgenden Tag war ein starker aus Süden kommender, im Tagesverlauf zunehmender Wind angekündigt, so dass wir in regelmäßigen Abständen in der Nacht die Peilung überprüften und am nächsten Morgen sehr früh aufbrachen. Zunächst herrschte aber fast Windstille, als wir bei Sonnenaufgang den Anker bargen. Bei einer unangenehmen Welle und dann im Verlauf langsam zunehmendem Wind mußten wir uns ca. im 45° Winkel recht weit von der Küste entfernen, um Segeln zu können. Nach einer Halse konnten wir dann Kurs auf die Bucht und den Hafen von Calvi zu nehmen. Wie in der Vorhersage angekündigt frischte der Wind deutlich auf, je weiter wir nach Norden kamen und unsere Alia surfte auf der Welle und trug uns immer angenehmer durch das Wasser. Es war eine wahre Freude für uns alle und wir genossen das schnelle Segeln. Bei deutlich über 20 Knoten Wind schafften wir mit Großsegel im zweiten Reff und großer Genua weit über 7 Knoten. Wir segelten bereits gegen Mittag in die Bucht von Calvi und bargen erst kurz vor dem Hafen die Segel. Nach dem Anlegen machten wir schnell klar Schiff und freuten uns dann auf Besuch, denn Olis Eltern hatten sich angekündigt. Sie hatten kurzentschlossen ihren Italienurlaub für ein paar Tage unterbrochen und die Fähre nach Bastia bestiegen. Für die Kinder war es eine tolle Überraschung und sie nahmen direkt die Großeltern in Beschlag.
Der Steg füllte sich im Tagesverlauf mit weiteren Segelbooten, die alle vor dem aufkommendem Starkwind flüchteten. Am Nachmittag, als der Wind auf über 30 Knoten Fahrt aufnahm waren alle froh im sicheren Hafen zu liegen. Wir machten Bekanntschaft mit dem auf großer Fahrt befindlichen Einhandsegler Andy und den ebenfalls aus England kommenden Frieda und Chris. Sie hatten eine ähnliche Hallberg-Rassy wie wir und konnten uns so einige Tipps geben. Später kam noch Pierre mit seiner Frau dazu, die eigentlich in Kanada wohnen, aber jährlich drei Monate mit ihrem Boot herumreisen. Wie schon in den Häfen zuvor genossen wir den Plausch mit den anderen Seglern. Fast in jedem Hafen lernt man über alle Altersschichten hinweg schnell andere Segler kennen und tauscht Tips und Törnberichte aus. Es ist interessant von so vielen unterschiedlichen Lebenswegen und -philosophien zu hören, in denen allen Segeln einen ganz großen Anteil einnimmt.
Drei Nächte waren wir in Calvi. Wir liefen durch die sehr schöne Stadt, besuchten die mächtige über der Stadt thronende Zitadelle und wanderten entlang der Bucht. Auf dem Weg entlang des tollen Sandstrandes auf der einen und eines Kiefernwäldchens auf der anderen Seite hatten wir einen wunderschönen Blick auf die Stadt. Es blieb weiter windig, aber immerhin schien die Sonne. Wir genossen die Tage mit den Großeltern und zu allem Glück lernten wir auch noch eine sehr nette Seglerfamilie aus Holland kennen. Evelin und Tim leben mit ihrem Sohn seid zwei Jahren auf ihrer Segelyacht Mallemok. Mit dem vier jährigen Max verstand sich Jakob auf Anhieb und hatte so einen super Spielkameraden.
Am 29.04. fuhren wir weiter in nördlicher Richtung nach Saint Florent. Es war ein wunderschöner, sonniger Tag, nur der Wind kam nicht aus der optimalen Richtung. Wir konnten also nicht die kürzeste Distanz fahren, sondern mußten teilweise gegen den Wind kreuzen. Eigentlich war Saint Florent gar nicht unser geplantes Ziel, sondern eine kleine Ankerbucht an der Nordküste. Diese entpuppte sich aber bei der Anfahrt als ausgesprochen klein, flach und steinig. Zudem standen Wind und Welle voll in der Bucht, so das uns nichts anderes übrig als in den Hafen von Saint Florent zu fahren. Das bedeutete allerdings noch gute zwei Stunden Weiterfahrt für uns. Das Wetter liess es zu Nudeln mit Pesto zu kochen - das Standardgericht wenns schnell gehen muss. Bald schlief der Wind ein und als wir in die tiefe Bucht von Saint Florent fuhren bot sich uns ein toller Sonnenuntergang. Als wir in der Marina anlegten war es schon fast dunkel und die Kinder waren schon zu Bett gegangen. Saint Florent ist eine sehr liebenswerte Stadt, die wir am nächsten Tag erkundeten.
Am ersten Mai war im Tagesverlauf schon wieder starker Wind aus Westen angekündigt, so dass wir noch vor dem Sonnenaufgang in Saint Florent ablegten. Als wir entlang der Westküste von Cap Corse, der nördlichen halbinselförmigen Spitze Korsikas fuhren war es jedoch zunächst windstill. Diverse Leuchttürme blinkten am Ufer, bevor über den auch hier noch teilweise mit Schnee bedeckten Bergen die Sonne aufging. Jakob kam bald nach dem Ablegen zu uns und kuschelte sich ins Cockpit. Emily störte sich nicht am Gebrumme des Motors und schlief fast bis zum Erreichen der nördlichen Landspitze, dem eigentlichen Cap Corse, dass wir nach vier Stunden erreichten. Hier fing es plötzlich an zu wehen und wir konnten schon mit der ausgerollten Genua allein ordentlich Fahrt machen. Der Wind drehte je weiter wir nach Osten kamen und so konnten wir den Kurs auf der anderen Seite des Cap Corse weiter nach Süden legen. Um nach Macinaggio zu kommen hätten wir trotzdem kreuzen müssen. Innerhalb von ca. einer Stunde wurde es richtig ungemütlich. Am Himmel hingen mittlerweile tief schwarze Wolken, es begann zu regnen, der Wind blies mit bis zu 25 Knoten und die Wellen wurden immer höher. Es wurde Zeit abzuhauen, also bargen wir schnell die Segel und schaukelten die letzten Meilen zügig unter Motor in die Marina Macinaggio. Das Anlegemanöver gestaltete sich spannend. Mit Rückenwind fuhren wir vorwärts Richtung Steg und mußten dann ordentlich rückwärts Schub geben, um nicht auf den Steg gedrückt zu werden. Durchgefroren und nass machten wir es uns erstmal im Boot gemütlich und warteten ab, bis sich am frühen Nachmittag die Wolken verzogen und wir den Hafen und die kleine Stadt erkunden konnten. Macinaggio ist die Stadt der Katzen, denn an jeder Ecke trafen wir auf die kleinen scheuen Vierbeiner. Wir blieben für zwei Nächte in dem kleinen Hafen und machten am 02.Mai eine tolle Küstenwanderung über das Cap Corse. Die Landschaft unterscheidet sich im Norden doch sehr von der Westküste Korsikas. Überall sind grüne Wiesen, bewachsene Hügel - es hat uns irgendwie an Irland erinnert. Während der Wanderung hatten wir strahlenden Sonnenschein und konnten einen traumhaften Blick zu Isola Elba und Isola Capraia genießen. Wir picknickten an einem tollen einsamen Strand (siehe Selfie Familienbild) und belohnten uns am Ende mit einem Eis. Die Kinder und vor allem Jakob sind mittlerweile richtig großartige Wanderer geworden. Es ist kein Problem länger Touren mit ihnen zu machen. Sie lieben es die Landschaft und Wege zu erkunden, kleine Ameisenstraßen zu beobachten, nach Salamandern zu suchen und zu schauen, was sich hinter dem nächsten Hügel versteckt. Wenn Emilys kurzen Beine zu müde werden kann sie sich prima in der Krake ausruhen. Nach einer ersten doch recht stürmischen unruhigen Nacht, war die zweite Nacht deutlich entspannter und wir freuten uns auf die Überfahrt nach Elba.
Nach eingehendem Wetterstudium entschlossen wir uns am 03. Mai Korsika zu verlassen und nach Elba zu segeln. Aufgrund der Windvorhersage blieben wir am Vormittag noch in der Marina von Macinaggio. Wir vertrieben uns die Zeit mit Basteln eines Katamarans aus Schilfrohren und Emily malte Bilder mit Wasserfarben. Die letzten Tage hatten wir relativ wenig Kontakt mit anderen Booten und der Hafen war bis auf ein paar Arbeiter- und Fischerboote recht ruhig. Nicht so am 03. Mai. Es war ein reges Kommen und Gehen. Jakob konnte seiner Lieblingsaufgabe nachkommen und diversen anderen Booten beim Anlegen helfen. Mooringleinen angeben und Leinen annehmen. Sein neuer Traumjob - Hafenmeister.
Gegen drei Uhr brachen wir auf und setzten direkt vor dem Hafen die Segel. Uns stand unsere erste Nachtfahrt bevor und unser Plan war so wenig wie möglich mit dem Motor zu fahren. Nachdem wir mit wenig Wind aber gut geblähten Segeln gestartet waren, hatten wir für zwei Stunden flaute. Es war eher ein Treiben als ein Segeln, aber da wir keinen Zeitdruck hatten genossen wir den Sonnenuntergang mit einem wunderschönen Blick zurück auf das Cap Corse. Quer ab konnten wir die Insel Capraia sehen und vor uns in noch etwas Entfernung lag unser Ziel - Elba. Nach einem gemütlichen Abendessen im Cockpit wollte Jakob die Situation von weiter oben betrachten. Die günstigen Bedingungen ließen es zu, dass wir ihn in den Mast zogen. Er genoss den Ausflug in die Höhe sehr, so dass es für uns schwierig war ihn wieder auf den Boden der Tatsachen und vor allem ins Bett zu bringen… Ein Kapitel aus unserer Lieblingsreiselektüre „Die Reise zur Wunderinsel“ von Klaus Kordon gab es als Gutenachtgeschichte. Kaum hatte Oli etwas von Walen vorgelesen, hörten wir hinter uns ein leises Prusten. Es war ein Delfin, der kurz vor Sonnenuntergang etwas entfernt vom Boot schwamm. Als es dunkel wurde konnten wir nochmal segeln, aber irgendwann schlief der Wind gänzlich ein und es begann sogar etwas zu regnen. Die letzten acht Seemeilen, oder zwei Stunden motorten wir. Besonders spannend waren in der Nacht die Begegnungen mit etlichen großen Fähren, die mit einer wahnsinns Geschwindigkeit von Norden kommend Richtung Korsika und Sardinien fuhren. Ihren Kurs kann man erst erkennen, wenn sie relativ nah sind. Erst dann kann man sich sicher sein dass sie einen in sicherem Abstand passieren. Gegen drei Uhr erreichten wir die kleine Hafenstadt Marciana Marina, wo wir im Hafen anlegten und erschöpft ins Bett fielen. Das Städtchen empfing uns am nächsten Tag mit schönstem Wetter. Malerisch liegt es in einer großen Bucht mit bewaldeten Berghängen im Hintergrund, die sich bis zum 1000m hohen Monte Capanne ziehen. Nach zwei schönen Tagen segelten wir am 06.05. nur ein paar Meilen in die benachbarte Bucht von Biodola, wo wir ankerten und einen tollen Nachmittag am Strand verbrachten. Das Besondere an diesem Segeltag, wir probierten erstmals den Blister aus. Dies ist ein großes buntes Segel, das bei Vorwindkursen eingesetzt werden kann und dann deutlich effektiver als die Genua ist. Bislang hatten wir die Theorie nur einmalig vom Voreigner unseres Schiffes gezeigt bekommen, aber immer den Aufwand gescheut das Segel aus der Vorschiffskabine herauszuholen und zu installieren. Es funktionierte wunderbar und wir machten bei nur fünf Knoten Wind, 2,5 Knoten Fahrt. Mit der normalen Besegelung kommt Alia bei solchen Bedingungen sonst kaum in Fahrt. Nach diesem Erfolgserlebnis steht der Blister nun in seinem Sack neben dem Mast jederzeit bereit gesetzt zu werden.
Am Folgetag wollten wir Elba eigentlich auf der Ostseite umrunden und im Hafen von Porto Azzuro vor angekündigtem Starkwind Schutz suchen. Bei Sonnenaufgang holten wir den Anker hoch und motorten zunächst Richtung Norden. Als Portoferraio quer ab lag, war der Wind bereits aufgefrischt, so dass wir gut segeln konnten. Waren wir bei klarem Himmel gestartet und hatten den Sonnenaufgang genossen, wurde es nun aber schnell ungemütlich, es zog zu, der Wind frischte deutlich auf und es begann zu regnen. Unglücklicherweise drehte der Wind auf Süd, so dass es nur unter großem Aufwand gegen den Wind kreuzend möglich gewesen wäre nach Porto Azzuro zu gelangen. Uns blieb also nichts anderes übrig als nach Piombino zu segeln, wo wir in der Marina Salivoli festmachten. Die war teuer und rundherum gab es nur hässliche Wohnblocks. Das einzig positiv hervorzuhebende war ein grosser Supermarkt in dem wir uns verproviantieren konnten.
In Piombino, einer ziemlich hässlichen Industrie- und Hafenstadt hielt uns nicht viel, also stachen wir am folgenden Tag wieder in See. Wir überquerten den Golf von Follonica und erreichten nach 13 sm teilweise motorend, teilweise segelnd Punta Ala, eine riesige Marina angegliedert an eine Feriensiedlung. Hier konnten wir einer unserer Lieblingsbeschäftigungen in Häfen nachkommen, Stege ablaufen und Boote gucken.
Am nächsten Tag war endlich mal wieder herrlicher Segelwind vorhergesagt und so kam es auch. Nach dem Auslaufen aus dem Hafen umschifften wir unter Motor ein paar Klippen, dann setzten wir Großsegel und Genua und segelten Kurs Richtung Isola Giglio. Es wurde ein herrlicher Segeltag mit in der Spitze 5 Bft (bis 20 Knoten) Wind von achtern. Wir düsten mit teilweise über sieben Knoten über das Wasser. Die Wellen waren ca. einen Meter hoch, rollten aber von hinten unter dem Schiff durch, was im Vergleich zu anderen Kursen recht angenehm ist. Mit Erreichen der Insel schlief der Wind ein, so dass wir die letzten Seemeilen motoren mußten. Die Wellen kamen nun von der Seite und ohne die Stabilität der Segel schaukelten wir von einer zur anderen Seite bis wir endlich das rettende Hafenbecken erreichten. Die Insel Giglio ist ein mitten im Meer liegender Bergrücken mit den Orten Giglio auf der einen und Campese auf der anderen Seite. Auf der Verbindungsstraße zwischen den beiden Orten liegt hoch oben auf dem Bergrücken der Ort Castello, eine alte Befestigungsanlage, die wir am Folgetag besichtigten. Umgeben von einer dicken Stadtmauer befinden sich kleine Häuschen und verwinkelte Gässchen. Von der Stadtmauer aus hat man einen wunderschönen Rundblick auf die Insel. Am Vortag hatten wir beim Anlegen Franco, einen älteren Einheimischen kennengelernt. Er hatte uns wohl trotz der Unfähigkeit mit ihm zu kommunizieren in sein Herz geschlossen. Zumindest brachte er uns mit seinem Auto zum Castello und besuchte uns am Nachmittag nochmal im Hafen, nachdem wir einen wunderschönen Weg zurück zum Boot gewandert waren. Dabei überreichte er uns eine ganze Tüte mit Souvenirs der Insel, was uns ziemlich unangenehm war. Jakob war sein Amico.
Da das Wetter für eine Weiterfahrt nicht optimal war blieben wir zwei weitere Tage auf Giglio und kamen in Kontakt mit einigen anderen sehr netten Seglern aus England und einem Skipper aus Rosenheim (unsere ersten Kontakte in den Süden stehen also schon). An einem Tag fuhren wir mit dem Bus in die Bucht von Campese und an unserem letzten Tag wanderten wir zunächst entlang der Küste zu einer kleinen Bucht mit sehr schönem Sandstrand. Nachdem wir dort eine kleine Rast eingelegt hatten konnte sich Jakob dafür begeistern die 400 Höhenmeter bis auf den Bergrücken der Insel zu wandern. Es wurde eine tolle Wanderung die uns erneut bis zum Castello führte, von wo wir mit dem Bus wieder zum Hafen fuhren.
Giglio gefiel uns insgesamt sehr gut. Es ist eine kleine liebenswerte und verträumte Insel mit schönen Buchten und tollen Wanderwegen.
Nach vier Nächten verliessen wir die Insel Giglio und setzten hoch motiviert nach Verlassen des Hafens die Segel. Leider blies der Wind aber sehr schwach und dann auch noch aus einer ungünstigen Richtung. Um irgendwie Strecke zu machen blieb uns nichts anderes übrig, als die Segel wieder einzuholen und die Maschine anzuwerfen. Wir nahmen Kurs auf eine kleine Insel (Giannutri), die knapp 15 Seemeilen Richtung Rom, einsam im Meer liegt. Als wir dort ankamen entpuppte sich die Ankerbucht leider als vollkommen ungeeignet. Wellen rollten in die Bucht und die Küste der Lavainsel fiel so steil ab, dass die Länge unserer Ankerkette nicht ausreichte. Ziemlich genervt gaben wir auf und setzten den Kurs Richtung Festland , wo wir nach weiteren drei Stunden unter Motor in der Marina Cala Galera anlegten. Der „Ausflug“ zur Insel Giannutri hatte uns einen erheblichen Umweg beschwert und nach sechs Stunden Motorfahrt fühlten wir uns ziemlich gerädert. Immerhin empfing uns der riesige Hafen mit einer Fülle von Jachten jeglicher Größe. Da der Hafen von vielen Römern als Ausgangspunkt genutzt wird gab es einige exclusive Boote zu bestaunen als wir am Abend unsere obligatorische Runde über die Stege machten. Letztendlich blieben wir drei Tage in der Marina. Wir fuhren mit dem Dingi (Beiboot) zum Strand und widmeten uns der Bootspflege. Unteranderem begannen wir das Projekt Teakdeck. Dabei wird das Deck zunächst mit einer Waschlösung geschrubbt, dann mit einem Aufheller behandelt und zu guter letzt eingeölt. Die Prozedur nimmt ziemlich viel Zeit in Anspruch und das Teak bekommt dadurch seine ursprünglich bräunliche Farbe zurück. Vielleicht ein Drittel der Fläche schafften wir, wobei Jakob und Emily fleißig mithalfen.
Am 15. Mai war dann endlich optimaler Wind für die Weiterfahrt Richtung Rom vorhergesagt. Nach dem Auslaufen aus dem Hafen und Setzen der Segel ging es zunächst noch sehr gemütlich voran, doch
mit der Zeit frischte der Wind immer weiter auf und mit Blister rauschten wir mit über sieben Knoten die Küste entlang. Kurz hatten wir die Hoffnung unseren Zielhafen Porto Touristico di Roma
noch vor Schliessung um 23 Uhr zu erreichen, doch der Wind liess gegen Abend wieder nach. Wir haben Käsespätzle gegessen, die wir schon vorgekocht hatten und schauten dann bei untergehender Sonne
im Cockpit „The Incredibles“. Jakob war von seinem allerersten Film in Kinolänge total begeistert und schwärmt immer wieder von den Superhelden. Nachdem wir alle die blutrote Sonne im Meer
verschwinden gesehen hatten legten sich die Kinder schlafen. Gegen Mitternacht mußten wir die Segel bergen, da der Wind vollends einschlief, doch eine Stunde später konnten wir die Genua wieder
ausrollen und nochmal eine Stunde segeln. Gegen halb zwei bemerkten wir ein Motorboot mit hoher Geschwindigkeit etwas seitlich an uns vorbeifahren. Wir regten uns gerade auf, dass es komplett
ohne Navigationslichter (also komplett düster) unterwegs war, als es die Fahrt reduzierte, alle Lichter anschaltete und uns mit seinem Suchscheinwerfer ins Visier nahm. Kurze Zeit später kam das
Boot der Guardia di Finanza längsseits und die Beamten wollten von uns wissen wohin wir wollten, woher wir kamen, wer an Bord ist, usw.. Nach einer kleinen gerufenen Konversation von Bord zu Bord
schienen sie zufrieden zu sein und düsten wieder davon. Das ganze Manöver sorgte dafür, dass Jakob erwachte und uns die restliche Strecke im Cockpit unterstützte. Kurze Zeit später waren auch wir
vor der Hafeneinfahrt und ankerten ein paar hundert Meter daneben. Abwechselnd versuchten wir noch ein wenig Schlaf nachzuholen, doch schon früh am Morgen mußten wir den Anker wieder hochholen,
denn er hatte sich etwas in einem Fischernetz verheddert und die Fischer wollten dieses gerade einholen. Der Hafen hatte nun endlich geöffnet und uns wurde ein Platz zugewiesen.
Der Porto Touristico di Roma ist ein riesiger Hafen, der aus der Vogelperspektive ziemlich außergewöhnlich und besonders erscheint, aber von Nahem betrachtet definitiv schon die besten Jahre hinter sich hat. Alles ist ein bisschen verlebt, alt und nicht mehr so modern. Zudem ist die Stadt Ostia drumherum ziemlich hässlich und vor allem furchtbar dreckig. Aber wenn man Rom als Stadt nebenan hat, dann macht das alles nix. Unser erstes Projekt galt dem Anker. Bisher war auf dem Boot ein CQR Anker montiert, der so alt war wie das ganze Boot. Ankern war bisher für uns immer recht schwierig, da der Anker oft nicht oder erst nach mehreren Versuchen hielt. Insbesondere wenn die Bedingungen aufgrund von Wind oder Untergrund (Sand ist super und Seegras/ Steine eher schlecht) schwierig waren, hielt der Anker bisher nur mit viel Glück. Unsere Nächte waren unter Anker meist unruhig und von Vertrauen in den Anker konnte man nicht sprechen. Nach diversen Gesprächen mit anderen Langfahrern auf unserer Reise, welche zum Großteil meinten wir sollen den CQR einfach irgendwo weit weit draußen auf dem Meer versenken, wollten wir einen Anker von ROCNA kaufen. Zum Glück fanden wir direkt im Hafen einen tollen Bootszubehör Laden, der den Anker für uns bestellte und diesen später auch auf der Alia installierte. Wir nutzen die Gelegenheit unsere Ankerkette um 25 Meter zu verlängern, da wir dann auch die Möglichkeit haben auch mal bei mehr Wassertiefe zu ankern. Eine Riesen Freude - unser neuer ROCNA Anker ist da!!!
In den folgenden vier Tagen fuhren wir drei Mal nach Rom. Vom Hafen aus dauert das in etwa eine Stunde und kostete sage und schreibe 1,50 Euro! Die öffentlichen Verkehrsmittel in Italien sind
einfach unglaublich günstig. In Rom spazierten wir bei herrlichem Sonnenschein und sommerlichen 25-30° durch die Innenstadt, zur spanischen Treppe und in den Park der Villa Borghese. Zum Mittag
gab es Pizza und Panini in einem wunderschönen kleinen Bistro. Beim zweiten Besuch der Stadt besichtigten wir das Colloseum und das beeindruckende Forum Romanum. Trotz längeren Schlangen und
etwas Wartezeit machte die Kinder alles toll mit. Jedoch war es für sie dann irgendwann doch genug und sie hätten trotz all unserer Bemühungen die römischen Ruinen in ihrer Fantasie zum
Leben zu erwecken, jeden noch so kleinen Spielplatz vorgezogen. Für unseren letzten Besuch in Rom hatten wir den Besuch des Vatikan geplant und machten uns extra früh auf den Weg in die Stadt.
Kurze Zeit nachdem wir in Rom die U-Bahn verlassen hatten fing es tatsächlich an zu regnen. Wir checken zwar regelmäßig den Wind, aber mit dem Wetter hatten wir nicht so richtig gerechnet. Wir
suchten Schutz in einem Hauseingang und machten uns weiter Richtung Petersdom, als der Regen etwas nachließ. Die Warteschlange für den Zutritt zum Petersdom reichte fast einmal rund um den
berühmten Petersplatz. Oli stellte sich an, während Lilli versuchte die Kinder bei Laune zu halten. In der Warteschlange ging es derweil langsam voran, als es wieder anfing zu regnen. Aus ein
bisschen Nieselregen wurde ein ausgewachsenes Gewitter mit Schauern, Donner und Blitzen. Die Inder, die sonst ihr „Ice Cold Water“ angepriesen hatten waren im Gegensatz zu uns perfekt für den Tag
vorbereitet und verkauften in Scharen „Ponchos and Umbrellas". Als der Regen nicht aufzuhören schien, war Oli froh einen Schirm zu erwerben, während Lilli, Jakob und Emily versuchten sich ins
Trockene zu flüchten. Der Schirm half später jedoch auch nur noch bedingt, da es sintflutartig regnete und Oli, sowie alle anderen tapferen Wartenden wurden plitschnass. Ziemlich genau als wir am
Einlass ankamen liess der Regen netterweise nach und wir bestiegen bei herrlichem Sonnenschein die über 500 Stufen zur Kuppel des Doms. Bei blauem Himmel konnten wir die herausragende Aussicht
und den Blick über Rom genießen. Das Warten und Nasswerden hat sich in jedem Fall gelohnt. Nachdem wir die Kathedrale von oben aus der Kuppel heraus betrachten konnten besichtigten wir das
Innere des eindrucksvollen Petersdom. Die Kinder liess dies allerdings ziemlich kalt. Vielmehr konnte sich Jakob später für eine der bekanntesten Eisdielen in Rom begeistern, die angeblich über
hundert verschiedene Sorten haben soll und wirklich sehr leckeres Eis verkaufte. Rom gefiel uns insgesamt sehr gut und wir waren froh ein paar Tage unsere Segelreise unterbrochen zu haben. Rom
ist eine bunte, lebensfrohe, abwechsungsreiche, alte und zugleich junge Stadt in die wir gerne nochmal zurückkommen.
Am 21. Mai verliessen wir bei Sonennschein den Porto Turistico di Roma. Kaum hatten wir das schützende Hafenbecken verlassen wurden wir von hoher langgestrickter Dünung empfangen, doch nach Setzen der Segel stabilisierte sich das Boot und wir düsten mit bis zu 7 Knoten durch das auffällig milchig, türkisene Wasser in Richtung Süden nach Anzio. Es war Wochenende und vor dem Hafen daher ein reger Segelbootverkehr. Es war eine herrliche Segeletappe, auch wenn mit der Zeit der Wind langsam nachliess. Wir freuten uns alle, bald die Oma an Bord zu begrüßen. Der Hafen in Anzio ist ein kleiner Fischerhafen, an dem man neben wenigen anderen Booten direkt an der Promenade anlegt. Unter kritischer Beobachtung einer ganzen Touristenschar gelang uns ein tiptop Anlegemanöver. Am Nachmittag holten Lilli und die Kinder Oma Motte am Bahnhof ab während Oli das Abendessen zubereitete. Lillis Mutter war nach Rom geflogen und hatte nach Anzio die Bahn genommen. Mit der Oma kam der Sommer. Bis zu ihrer Ankunft haben wir noch recht häufig unten im Salon gegessen, weil es am Abend noch recht kühl wurde. Das hatte nun ein Ende…die langen Hosen wanderten in den Schrank und an den elektrischen Heizlüfter denken wir lang nicht mehr.
Von Anzio ging es am nächsten morgen mit dem Blister die Küste weiter Richtung Süden und wir ankerten das erste mal mit unserem neuen ROCNA Anker vor dem Torre Asturo, einer kleinen Befestigungsanlage die etwas aus dem Küstenverlauf heraussticht. Die erste Dingifahrt mit Oma Motte, Jakob und Lilli an den Strand war sehr wackelig und endete recht nass für uns alle. Belohnt wurden wir mit unendlich vielen Muscheln, von denen wir die schönsten mit zur Alia nahmen. Es war ein recht unruhiger Ankerplatz vor einem sehr langen verlassenen Sandstrand und wir wurden den Abend und die ganze Nacht gewaltig durchgeschaukelt. Am nächsten morgen gingen wir alle nochmal vom Boot aus schwimmen und wurden dann von einem recht offiziell wirkenden Boot angehalten unseren Ankerplatz schnell zu verlassen, so dass wir uns bei fehlendem Wind unter Motor auf den Weg nach Ponza machten. Highlight für die Kinder war, dass wir sie während der Fahrt in unserem Beiboot abschleppten. Eine Riesen Freude für alle.
Nach 31 Seemeilen und sechseinhalb Stunden Fahrzeit, wovon wir bis auf eine Stunde Segeln mit der Genua alles motorten erreichten wir unseren wunderschönen Ankerplatz in der Cala Feola. Die Bucht ist eingerahmt von Felsen, aber es gibt eine Art Pool, einem großem Becken, das über Tunnel mit der Bucht verbunden ist. Nach unserem erfolgreichen Ankermanöver fuhren wir mit dem Dingi zu diesem Piscine, Es war eine herrliche Erfrischung für uns alle in dem kristallklaren Wasser. Am nächsten Morgen feierten wir den Geburtstag von Oma Motte mit Kerzen und selbstgebackenem Schokoladenkuchen - danke Angela für das köstliche Rezept. Wir verbrachten einen weiteren Tag in der Cala Feola und erkundeten mit unserem Beiboot die Höhlen um den Naturpool. Am Nachmittag starteten wir bei Schwachwind mit Großsegel und Genua, um auf die andere Seite der Insel zu der Stadt Ponza zu segeln. Zunächst ging es noch recht gemächlich die Westküste entlang und bei der nördlichen Rundung der Insel schlief der Wind sogar fast ein. Auf der Ostseite wehte es dann plötzlich mit 20 Knoten und da wir die volle Besegelung gesetzt hatten legte sich das Boot ordentlich schräg. Der Plan war vor der Stadt zu ankern und am Abend den Geburtstag in einem Restaurant zu feiern. Da wir aber unsicher waren wo wir im Hafen von Ponza den Anker fallen lassen konnten, fuhren wir in die Nachbarbucht, wo trotz stärkerem Wind der Anker gut hielt. Wir sind so froh über unseren neuen Anker und die verlängerte Ankerkette. Eine sich wirklich lohnende Investition. Am nächsten Tag machten wir einen kleinen Ausflug zum nahgelegenen Steinstrand. Am Nachmittag wagten wir uns trotz Seegang alle zusammen in unser Dingi und fuhren eine halbe Seemeile bis in den Hafen von Ponza. Mit ein bisschen Glück schafften wir es, ohne nass zu werden. Ponza ist ein farbenfrohes Hafenstädtchen mit ein paar kleinen Geschäften. Einkaufen, Pizza und ab zur Alia. Nach dem Sonnenuntergang begann im Hafen ein Fest, so dass wir mit Livemusik und zur späteren Stunde mit einem kleinen Feuerwerk unterhalten wurden. Schöner kann es in einer Ankerbucht kaum noch sein. Gegen 3 Uhr in der Nacht kam ein starker Wind auf, der genau in die Bucht blies und einen sehr unangenehmen Schwell verursachte. Nach dem verwöhnten Abend war dies die Schattenseite des Ankerns. Wir wurden ordentlich durchgeschaukelt und machten kaum ein Auge zu. Nun wurde uns klar warum so viele Boote die Bucht noch am Nachmittag verlassen hatten. Abwechselnd hielten wir Ankerwache und beobachteten die Sonne beim Aufgehen. Der Anker hielt und unser Vertrauen in ihn wuchs ein weiteres mal. Nachdem alle aufgestanden waren und wir gefrühstückt hatten flohen wir bei beginnender Seekrankheit von Lilli (obwohl wir noch vor Anker lagen und das soll schon was heißen) zur 50 Seemeilen entfernt liegenden Isola Ischia. Nach einem schwachwindigen Beginn konnten wir bald bei achterlichem Wind (von hinten) den Blister setzen. Der Wind, Bootsgeschwindigkeit und Wellen nahmen im Verlauf immer weiter zu. Die Wellen liefen unter dem Boot durch und erforderten aufmerksames Steuern, bei der Bootsgeschwindigkeit allerdings ein herrliches Segelvergnügen. Irgendwann wehte es mit 20 Knoten und wir bekamen langsam Angst um unseren Blister, der ja aus einem ganz leichten Segelstoff besteht. Als wir uns entschieden ihn einzuholen war es allerhöchste Zeit. Im Wind stehend, in den hohen Wellen stampfend, rang Lilli den Blister wieder in seinen Bergeschlauch. Danach ging es mit Großsegel und Genua deutlich entspannter weiter. Ischia erreichten wir bereits bei Sonnenuntergang. Entlang der Ostküste der Insel und vorbei an der geschäftigen Stadt Ischia motorten wir, denn mit Sonnenuntergang war auch der Wind abgeflaut. Wir ankerten südlich des Dammes der die Insel mit dem Castello di Ischia verbindet. Am nächsten Morgen konnten wir die Schönheit des Ankerplatzes bewundern. Auf der einen Seite lag die Insel mit ihren grünen Berghängen, auf der anderen Seite thronte das imposante Kastell hoch auf einer Felsinsel. Wir blieben zwei Nächte, besuchten das schöne Städtchen Ischia, wanderten ins Landesinnere und gingen viel baden. Das Wasser war mittlerweile 24 °C warm. Es war zum Ritual geworden dass Jakob jeden Morgen schon vor dem Frühstück mit Oma ins Meer sprang. Emily beobachtete die Badeausflüge noch skeptisch von Bord, ihr war das tiefe Wasser noch sehr suspekt. In den zwei Nächten in der Ankerbucht erlebten wir abends ein Feuerwerk nach dem anderen, scheint in Italien gerade sehr angesagt zu sein.
Am 29. Mai segelten wir weiter nach Capri. Bei vorhergesagter Windstille erwarteten wir eine Motorfahrt für knapp 20 Seemeilen, doch konnten wir bei tollsten Bedingungen fast die gesamte Strecke unter Segel und Blister zurücklegen. Erst als wir den süd-westlichen Punkt der Insel mit seinem schönen Leuchtturm rundeten und entlang der steilen südlichen Steilküste fuhren mussten wir den Motor zur Hilfe nehmen. Ungefähr nach der Hälfte der Fahrt kamen zwei Delfine an unserem Boot vorbei geschwommen, die uns leider viel zu kurz begleiteten. Trotzdem ein echtes Erlebnis. Jakob und Emily waren im Spiel mit Duplo vertieft und bauten ein Boot nach dem anderen. Wir ankerten zwischen vielen anderen Booten in der Marina Piccola. Hier bot sich uns eine wunderschöne Kulisse. Zwischen den schroffen Felsen zieht sich ein grünes Band an dieser Stelle über die Insel und die Serpentinenstraße ist gesäumt von Hotels. Vom Ankerplatz aus betrachtet sehr schön anzusehen, aber wehe man begibt sich ans Land. Lilli, Emily und Oma machten sich auf den Weg die Insel zu erkunden, während Oli und Jakob das Boot hüteten. Es gab auch keine Möglichkeit das Dingi zu parken. Bereits am Morgen war Oli unfreundlich verjagt worden, als er das Dingi an einen Steg legen wollte, um joggen zu gehen. Man muss wissen, dass so früh morgens noch keinerlei Touristen unterwegs sind und es eigentlich genug Platz zum Anlegen gegeben hätte. Mit Scharen von Amerikanern und anderen Touristen fuhren die Mädels in einem Minibus in das Zentrum von Capri. Die Architektur, die Landschaft und abwechslungsreiche Fauna und Flora hat uns begeistert. Jedoch können wir den ganzen Rummel um diese Insel nicht ganz verstehen. Heerscharen von Touristen und kaum ein Platz zum Stehen oder Gehen und dann gibt es nicht mal einen richtig schönen Strand. Wir liefen zu einem tollen Aussichtspunkt, von dem aus wir Oli und Jakob von hoch oben auf den Felsen zuwinken konnten und sie uns mit dem Fernglas sahen. So klein war unsere Alia von oben betrachtet und so schön. Durch kleine abgelegene Gässchen liefen wir, bevor wir die Treppenstufen zurück zur Marina Piccola herabstiegen, wo uns Oli und Jakob mit dem Dingi wieder abholten. Die Jungs hatten die Zeit auf dem Boot mit Baden und Legobauen verbracht. Oli joggte dann doch noch einmal über die Insel und wir verbrachten einen weiteren Abend vor Anker in Capri. Am 31. Mai machten wir uns am Morgen auf den Weg die berühmte Amalfiküste entlang zu segeln. Zuvor besuchte uns in der Bucht schon ein zweites Mal das Müllboot (haben wir hier auch zum ersten Mal gesehen und finden es toll - ein Motorboot mit zwei Männern, die von Boot zu Boot fahren um den Müll einzusammeln).
Aufgrund fehlenden Windes mussten wir die gesamte Strecke entlang der Amalfiküste 3 Stunden motoren. Zu Beginn ist die Küste noch recht unspektakulär, wird dann aber immer interessanter. Wir fuhren vorbei an grün bewaldeten Hängen bis wir Position erreichten. Das Städtchen klettert den steilen Hang hinauf und sieht sehr hübsch aus. Die Häuschen sind bunt und nahe am Strand im Zentrum steht eine Kirche mit wunderschöner bunter Mosaikkuppel. Freilich war der Landkontakt wieder sehr touristisch. Die Stadt wimmelt von Amerikanern und natürlich haben sich die Bewohner mit unzähligen Geschäften auf den Touristenansturm eingestellt. Die Geschäfte verkaufen allerdings nicht den üblichen Touristennepp und auch die üblichen Luxusmarken sucht man vergebens. Vielmehr gibt es sehr schöne Kleider (viele aus Leinen) und viel Kunsthandwerk. Uns gefiel es so gut, dass wir zwei nachte blieben. Wir fuhren mehrmals zu einem schönen Steinstrand in der Nähe unseres Ankerplatzes, den man von Land aus nur schwer erreichte. Am zweiten Tag passte Oma auf das Boot auf, während wir einen steilen Weg zu einem imposanten Aussichtspunkt hinaufwanderten. Oben war in einem riesigen Felsen ein großes natürliches Loch durch das man hindurchging und sich auf der anderen Seite wieder an den Abstieg machte.
Nach 12 Nächten vor Anker (unser persönlicher Rekord) fuhren wir am 02. Juni nach Salerno in den Hafen. Die Amalfiküste ist als Schwachwindrevier bekannt und wir mussten wieder die gesamte Strecke unter Motor zurücklegen. Nachdem es sehr schwierig war einen Hafen im Internet auszumachen und zu kontaktieren, fanden wir einen kleinen Privatanleger Ormeggio Autuorie, der uns nach vorheriger telefonischer Reservierung freundlich in Salerno an der Hafeneinfahrt empfing. Wir freuten uns endlich nach so langer Zeit mal wieder in einem Hafen zu sein, um unsere Batterien zu laden und Frischwasser zu tanken. Ja, eine Dusche wäre auch nett gewesen, aber leider mussten wir mit dem Schlauch vom Steg vorlieb nehmen. Immerhin fließendes Süßwasser so viel wir wollten. Kurz nach der Ankunft beobachteten Jakob, Emily und Lilli einen Fischer, der gerade seinen Fang (einen Eimer voller roter Fische) auf den Steg brachte, woraufhin dieser uns kurzerhand 5 Prachtexemplare schenkte. Für Samstag hatten wir einen Termin mit Paola und ihrem Stiefvater von KeelCrap vereinbart, um einen Versuch zu starten mit einem speziellen Roboter unser mittlerweile komplett bewachsenes Unterwasserschiff zu reinigen und über das nette Hafenpersonal hatten wir einen Termin mit einem Bootselektriker vereinbart, da unsere Lichtmaschine bei Fahrt unter Motor lediglich unsere Starterbatterie, jedoch nicht unsere Servicebatterien geladen hatte (das heißt wir haben die letzten 12 Tage unsere Batterien lediglich mit Solar und Windenergie geladen und mussten ziemlich Stromsparen. Normalerweise werden die Sevicebatterien bei jeder Motorfahrt von der Lichtmaschine geladen. Somit hieß es für Samstag volles Programm und danach erst an den Strand. Die Lichtmaschine war schnell repariert, aber leider hatte Paola mit ihrem Roboter keinen Erfolg. Der Bewuchs am Unterwasserschiff war so fest, dass er nicht abzuschaben ging. Wir hatten alle die Vermutung dass das Antifouling, das auf den Rumpf aufgetragen wird um Bewuchs zu verhindern, in einem schlechten Zustand ist. Da der Bewuchs weiter zunehmen würde entschieden wir uns das Unterwasserschiff neu machen zu lassen und Paola und ihr Stiefvater war uns dabei eine wirklich sehr große Hilfe. Sie organisierten alles, so dass wir uns um nichts kümmern mußten. Am Sonntag verliess uns Oma um fünf Uhr in der Früh. Ein Taxi brachte sie nach Napoli zum Flughafen. Auch wir verliessen zunächst den Hafen und segelten bei herrlichem Wind in das zwei Seemeilen entfernte Cetara, wo wir vor Anker gingen.
Von Salerno sind wir nach dem Abschied von Lillis Mutter nach Cetara gefahren, wo wir neben der Stadt ankerten. Nachdem sich alle Boote am Abend aus der Ankerbucht verabschiedet hatten, wurde es ruhig und idyllisch. Cetara sieht ein wenig aus wie Positano in klein nur mit viel viel weniger Touristenrummel. Am nächsten Tag fuhren wir morgens an den Strand und bemerkten dann einen Wassereinbruch im Dingi und zu allem Übel machte direkt bei der Hinfahrt unser Außenbordmotor schlapp. Nach 30 Sekunden einfach abgesoffen. Zwei neue Baustellen, aber daran dass es immer etwas zu reparieren gibt sind wir ja mittlerweile gewöhnt. Da die Wetterverhältnisse gut waren paddelten wir am Nachmittag in den nahegelegnen Hafen von Cetara, um uns die Stadt anzusehen und ein bisschen Obst und Gemüse zu kaufen - also eigentlich paddelten nur Oli und wir anderen versuchten im natürlich immer noch leckenden Dingi nicht nass zu werden. Zwei Tage lagen wir vor Anker, besuchten die Stadt und badeten viel im Meer, dann ging es am Dienstag den 06. Juni wieder früh morgens in den großen Hafen von Salerno. Wir waren mit Paola und ihrem Stiefvater Nino verabredet, die vor Ort alles für uns organisiert hatten. Wir fuhren bis zu einer kleinen Werft, deren Arbeiter auf die Alia kamen und uns zum Land brachten. Unser Boot wurde über ein im Wasser versenktes Gestell gesteuert, dass über Schienen aus dem Wasser gezogen wurde und dabei das Boot langsam aus dem Wasser hob. Das Unterwasserschiff sah wirklich schlimm aus, ein einziges Wasserpflanzenbiotop. Über eine Leiter konnten wir nochmals aufs Boot um unsere Sachen zu holen, dann verliessen wir die Werft und die Alia für die nächsten Tage. Paola und Nino brachten uns mit all unseren Taschen zu unserer Unterkunft in der Stadt. Wir bezogen für zwei Nächte eine Wohnung, die wir über Airbnb gebucht hatten. Sie lag im Herzen der Altstadt in einem uralten Mehrfamilienhaus aus dem 17. Jh. Von außen keine Augenweide und das verwinkelte Treppenhaus hat in den letzten Jahrzehnten ein paar nötige Renovierungen ausgelassen, aber die Wohnung war toll renoviert und schön eingerichtet. Das beste allerdings, es gab eine Waschmaschine und das war der Grund warum wir die Wohnung mit all unseren Klamotten bezogen. Zwischenzeitlich hatten wir die Wohnung in eine Trockenkammer verwandelt.
Die Altstadt von Salerno gefiel uns sehr gut. Es gibt viele kleine Gässchen, Läden und schöne Häuser. Am Meer stehen prächtige große Stuck verzierte Häuser hinter einer breiten grünen Uferpromenade. Am ersten Abend fanden wir ein tolles Restaurant mit einem wunderschönen Innenhof und sehr leckerem italienischen Essen. Am nächsten Tag hieß es früh aufstehen, denn wir nahmen bereits um kurz vor 8 den Zug nach Pompeji. Die Zugfahrt wurde für die Kinder und vor allem für Jakob das wohl aufregendste des ganzen Tages. Wir fuhren mit einem sehr modernen Regionalzug und liefen auf der Suche nach zusammenhängenden Sitzplätzen einmal durch den ganzen Zug bis nach ganz vorne. Dort stand die Tür in die Fahrerkabine offen, so dass Jakob und Emily einen näheren Blick wagen konnten. Der Schaffner knüpfte sofort Kontakt mit unseren beiden Blondschöpfen und lud Jakob ein im Cockpit Platz zu nehmen. Eine halbe Ewigkeit durfte Jakob Lokomotivführer spielen und vor Tunneln und Eisenbahnübergängen die laute Signalhupe betätigen. Für ihn ein wahr gewordener Traum und das Highlight des Tages. Pünktlich zur Öffnung der Ausgrabungsstätten standen wir am Eingang, denn es sollte wieder ein heisser Tag werden. Fünf Stunden hielten die Kinder tapfer durch. Wir waren von der Größe der ausgegrabenen Stadt und von den teilweise gut erhaltenen Häusern überrascht und begeistert. Ab Mittag füllte sich die Stadt zunehmend mit großen Reisegruppen, aber da machten wir uns schon wieder ziemlich erschöpft auf den Rückweg nach Salerno.
Am nächsten Tag spazierten wir mit all unseren, jetzt mit frischer Wäsche gefüllten, Taschen zum Werftgelände und konnten den strahlend hellblauen Unterwasserrumpf von unserem Schiff bewundern. Bis Alia wieder im Wasser war verging dann aber doch noch einige Zeit, was dazu führte das wir unseren Plan direkt wieder in See zu stechen verwerfen mußten. Wir durften aber umsonst in der Marina an der Werft liegen bleiben und es gab noch eine nette Überraschung, denn Paola und ihr Stiefvater luden uns zum Abendessen zu sich nach hause ein. Nachdem Paola uns am Abend in der Stadt mit ihrem Auto abholte fuhren wir eine Dreiviertel Stunde zu ihrem Haus in der Nähe von xxx. Die ganze Familie inklusive der über 90 jährigen Oma hatten sich versammelt und Nino hatte das Feuer in seinem Pizzaofen angeheizt. Es wurde ein sehr netter Abend mit vielen leckeren Pizzen, die im Viertel Stunden Takt den Ofen verliessen. Emily und Jakob durften sogar ihre eigenen kleinen Pizzen mit Nino backen. Es wurde spät an diesem Abend, als Paola uns zusammen mit ihrem Freund zurück zum Boot brachte.
Am 09. Juni konnten wir endlich wieder in See stechen. Bei tollsten Segelbedingungen mit ordentlich Wind verließen wir den Hafen von Salerno und machten uns auf den Weg weiter nach Süden. Nachdem wir zwischenzeitlich motoren mussten kamen wir gegen Abend in unserer eigentlich geplanten Ankerbucht an. Diese entpuppte sich allerdings als recht hässlich und ausserdem ungeeignet zum ankern. Gleichzeitig frischte der Wind wieder auf und wir beschlossen genauso wie ein knapp vor uns fahrender anderer Segler erneut Segel zu setzen und Meilen zu sammeln. Bei tollen Segelbedingungen assen wir bei untergehender Sonne zu Abend. Im Mondschein rundeten wir später die schroffen Felsen des Cap Palinuro und liessen den Anker in einer Bucht etwas weiter östlich fallen. Es ist wunderbar, wenn man morgens an einem neuen Ort aufwacht, aus der Luke schaut und sich erstmal orientieren kann wo man denn überhaupt angekommen ist. Kristallklares Wasser, eine wunderschöne Bucht mit mehreren Stränden und interessanten Felsklippen erwartete uns und wir sprangen erstmal ins Wasser. Da unser Dingi immer noch nicht einsatzbereit war und der Weg zum Strand zum Schwimmen zu weit war, beschlossen wir in die benachbarte Bucht direkt vor den Strand zu fahren um dort zu ankern. Emily wagte sich mit Schwimmflügeln und Taucherbrille auf ihr aufblasbares Krokodil und so schwammen wir alle gemeinsam an den Strand. Es gefiel uns so gut in der Bucht, dass wir beschlossen eine weitere Nacht zu bleiben.
Für den 11. Juni planten wir unsere Fahrt zu den liparischen Inseln. Auf dem Weg dorthin machten wir einen kleinen Zwischenstopp in der Marina Camerota, um uns mit Lebensmitteln und vor allem Wasser zu versorgen. Da wir erst gegen frühen Nachmittag losfahren wollten, hatten wir noch Zeit für einen kleinen Badestopp. Dafür fuhren wir von der Marina aus nur ein klein wenig weiter entlang der felsigen Küste nach Süden und fanden einen Ankerplatz in einer der schönsten Buchten in der wir bisher ankerten. Für eine Übernachtung wäre es uns wohl zu eng gewesen, aber zum Baden war es ideal. Von Felsen eingemauert ankerten wir in blauem Wasser vor einem schönen Strand und Lilli und Emily machten sich an die abschließende Reparatur des Dingis während Jakob und Oli schonmal ins Wasser sprangen. Emily war immer noch nicht so überzeugt von dem Schwimmen vom Boot aus, da das Wasser recht tief und die Leiter ins Wasser recht steil ist. Meistens beobachtet sie das Treiben von Deck aus und beschränkt sich auf das Baden am Strand. Nachdem wir uns alle abgekühlt hatten, machten wir uns unter Motor auf den Weg zu der Vulkaninsel Stromboli. Vor uns lagen xx Sm. Leider ließ uns der Wind weitestgehend im Stich. Die See war spiegelglatt und die Sonne brannte vom Himmel, als wir das italienische Festland verliessen und aufs offene Meer hinausfuhren. Nach dem Abendessen und einem wunderschönen Sonnenuntergang schauten wir gemeinsam den Film „Findet Nemo" und Emily schlief bereits dabei ein. Jakob hielt noch bis zum Ende des Films durch, ehe er sich in die Koje verkroch. Leider herrschte weiterhin entgegen der Vorhersage Windstille, so dass wir bis auf ein kleines Stück am Anfang einen Großteil der Strecke unter Motor zurücklegen mussten. Wir legten uns abwechselnd schlafen. Gegen halb vier wurde Jakob wach und kam gemeinsam mit Oli zu Lilli an Deck. Bei sternenklarer Nacht und Vollmond konnten wir genau in dem Moment ein paar Delfine beobachten, wie sie sich um den Bug unseres Bootes tummelten und uns eine Weile begleiteten. Ungefähr 15 Seemeilen vor Stromboli sahen wir am Horizont das erste mal den Ausbruch des Vulkans. Von da an zeigte sich alle 10-20 Minuten eine rötlich leuchtende sehr beeindruckende Fontäne. Die Insel Stromboli erreichten wir kurz nach Sonnenaufgang gegen morgen und ankerten zwischen einigen anderen Booten direkt vor der Stadt. Emily und Jakob waren mittlerweile auch wach und wir gingen direkt baden, bevor wir gemütlich frühstückten. Nachdem wir uns noch ein bisschen von der Nachtfahrt erholt hatten (immerhin waren wir 15 Stunden unterwegs) fuhren wir mit dem Dingi an den Strand und erkundeten ein bisschen die Insel. Da ein Aufstieg auf den 900m hohen Vulkan recht anstrengend und nur mit einem Guide meistens erst gegen Abend möglich war, entschieden wir uns dagegen. Von einem anderen Segler erfuhren wir, dass es ein großes Erlebnis ist, insbesondere im Moment, da der Vulkan sehr aktiv ist. Am 13. Juni segelten wir morgens einmal an der Feuerrutsche vorbei, wo heiße Lavabrocken bis zum Meer die steile Bergwand hinunterrollen. Dann ging es weiter zur Insel Panarea, wo wir in einer kleinen Bucht einen schönen Ankerplatz fanden. Wir hatten zwar nicht viel Wind, segelten aber trotzdem gemütlich die gesamte Strecke.
In Panarea wollte Jakob zu unseren Nachbarn, einem österreichischem Katamaran schwimmen, um Hallo zu sagen. Gesagt wie getan, Emily auf dem Krokodil und wir anderen schwimmend machten uns auf den Weg zur „Anna Lena“. Wir wurden von der Männercrew auf ein paar Bier und Orangensaft eingeladen und tauschten Reviertips aus. Dann machten wir uns wieder auf den Weg zu unsere Alia. Leider hatte Jakob eine unangenehme Begegnung mit einer Feuerqualle, die ihn an seinem Oberschenkel ordentlich verbrannte. Nach 3 Monaten unterwegs der erste schmerzhafte Kontakt mit einem Meerestier. Die unendlich vielen Mückenstiche nicht mitgezählt - sind ja auch keine Meerestiere. Etwas traumatisiert und verängstigt gingen wir am nächsten Tag nur nach diversen Sichtkontrollen mit Taucherbrille und vom Boot aus ins Wasser. Leider konnten wir nicht verhindern, dass Lilli und auch Jakob ein weiteres Mal von einer wirklich fiesen Qualle erwischt wurden. Lilli hatte eine schlimme Verbrennung am Oberarm und Jakob wurde gerade noch an der Ferse erwischt bevor er sich aufs Boot retten konnte. Von da an war das Schwimmen im Meer stark eingeschränkt, da wir keine Lust auf weitere Begegnung mit den Quallen hatten. Wir bargen den Anker, setzten bei Schwachwind unseren Blister und segelten nach Lipari. Da wir dort keinen Schönen Ankerplatz ausmachen konnten und der Wind günstig war, segelten wir weiter in eine wunderschöne Ankerbucht bei der Insel Vulcano. Gut geschützt vor einem schwarzen Sandstrand ankerten wir quasi direkt neben der französischen MOXY, die wir bereits in Ajaccio-Korsika als Stegnachbar hatten. Wir freuten uns sehr Vanessa, Christian und ihre Tochter Charlotte nach so langer Zeit wieder zu treffen und machten gemeinsam einen Dingiausflug zum Strand. Leider mussten wir feststellen, dass sich in der gesamten Bucht nicht nur sehr viele Touristen, sondern mindestens genauso viele Feuerquallen tummelten, so dass wir das Baden vom Boot aus stark reduzierten und einige Male mit dem Dingi an den Strand fuhren um dort kontrollierter zu schwimmen. am 14. Juni machten wir vormittags eine Wanderung auf den noch aktiven Vulkan im Zentrum der Insel. Es war sehr spannend am Kraterrand entlang zu laufen und die heißen Schwefelschlote zu sehen und zu riechen. Zudem hatten wir einen wunderschönen Blick über die liparischen Inseln und auf unsere malerische Ankerbucht. Wir blieben insgesamt vier Nächte in der Ankerbucht, um auf den geeigneten Wind zur Weiterfahrt zu warten und verbrachten die meiste Zeit am wunderschönen Strand. Oli backte einen Kuchen, wir gingen Pizza essen und genossen den einzigartigen Sonnenuntergang in unserer Bucht.
Für die Durchfahrt der Straße von Messina, die so ihre Tücken haben kann hatten wir alles genau geplant, aber wie schon so häufig mußten wir feststellen, dass in dieser Region die Windvorhersagemodelle sehr schlecht funktionieren. Wir verliessen früh morgens vor allen anderen Booten die Ankerbucht, umrundeten die Nordseite der Insel Vulkane und setzten Kurs auf die Straße von Messina, die Sizilien vom Festland Italiens trennt. Da in dieser Durchfahrt teilweise starke Strömungen und schlagartig starke Winde auftreten können waren wir sehr gespannt was uns erwarten würde. Der angekündigte Wind blieb mal wieder aus. Zudem erreichten wir die nördliche Einfahrt in die Straße ca. eine Stunde vor errechneter Umkehr der Tidenströmung. Der Wind frischte ordentlich auf, als wir in die im oberen Teil 1,5 Seemeilen breite Straße einfuhren, aber es klappte alles so problemlos, dass wir die Genua ausrollen konnten um den Wind zu nutzen. Durch die Strasse kreuzen interessante Fischerboote mit einem riesigen Mast, in dessen Korb ein paar Mann stehen, Ausguck halten und das Boot steuern. Unvermittelt ändern sie ihren Kurs und rasen mit voller Fahrt durchs Wasser um einen gesichteten Schwertfisch zu fangen. Das erledigt ein Mann mit einer Harpune auf einem ganz langen Ausleger am Bug des Schiffes. Nach ein paar Seemeilen öffnet sich die Straße von Messina ungefähr bei der Stadt Messina in Richtung Süden. An ein paar Stellen schien das Wasser zu kochen. Dieses Phänomen entsteht bei der Vermischung von Wasser des ionischen Meeres im Norden mit Wasser des thyrennischen Meeres im Süden, die unterschiesdliche Salzkonzentrationen enthalten. Wir mußten an ein paar Stellen gegen einen ca. 2 Knoten starken Gezeitenstrom anmotoren, aber im Großen und Ganzen war die Durchfahrt unproblematisch. Für die nächsten zwei Nächte steuerten wir unser Schiff in den kleinen Hafen von Reggio di Calabria. Nach den ruhigen Tagen an den liparischen Inseln erwartete uns hier wieder südländischer Trubel. Wir flanierten entlang der breiten, schön angelegten Uferpromenade und legten uns dort an den Strand. Von hier hat man einen tollen Blick bis hinüber nach Messina im Norden und bei klarem Wetter kann man den aktuell rauchenden Etna im Süden sehen. Wir nutzten die Gelegenheit aus mal wieder in der Nähe eines großen Supermarktes zu sein und füllten unsere bedrohlich geschrumpften Essensvorräte auf. Abends, wenn die Kinder im Bett waren schrubbten Lilli und ich an zwei Nächte das Teakdeck. Eine miese Arbeit, die sich aber bezahlt gemacht hat, denn so schön wie aktuell sah das Deck noch nie aus.
Am 20. Juni verliesen wir gegen Mittag den Hafen von Reggio di Calabria. An der Stiefelsohle auf dem Weg von Italien nach Griechenland gibt es nur sehr wenige Häfen, die alle recht weit
auseinander liegen und keine guten Ankerplätze, so dass wir lange Segeltage vor uns hatten. Wir konnten direkt Segel setzen und unseren Kurs Richtung Rocella Ionica legen, rund 60 Seemeilen
entfernt. Nach einem tollen Start unter Segel schlief der Wind im Verlauf ein, so dass wir Rosella Ionica erst gegen vier Uhr erreichten. Nachdem wir ausgeschlafen hatten, geduscht hatten und
einige Scrubbas (unsere super Handwaschmaschine) an Wäsche gewaschen hatten, fuhren wir gegen Mittag schon wieder weiter. Der Plan war nach Cortone, etwas weiter entlang der Stiefelsohle nach
Nord-Osten zu fahren. Wir konnten bei wenig Wind einen Teil mit unserem Blister segeln und mussten gegen Abend unseren Motor anstellen. Da wir erneut eine Nachtfahrt vor uns hatten, legte sich
Oli als erstes schlafen und Lilli übernahm die erste Wache. Gegen xx Uhr wachte Oli auf, weil es deutlich schaukeliger geworden war. Es war etwas Wind aufgekommen und wir bereiteten alles
vor um die Segel zu setzen. Innerhalb von wenigen Minuten wurde es jedoch richtig ungemütlich. Der Wind frischte plötzlich auf bis zu 20 Knoten auf und große Wellen von quer ab warfen das Boot in
der Dunkelheit hin und her. Ein paar Sachen flogen herum und es dauerte ein wenig bis wir uns wieder gesammelt und alles gesichert hatten. Den Kurs beizubehalten wäre sehr ungemütlich geworden,
daher setzten wir das Vorsegel gerefft und liessen uns vor Wind und Welle von der Küste hinaus aufs Meer wehen. Auf diesem Kurs war es deutlich angenehmer, auch wenn immer wieder große Wellen das
Schiff ins schlingern brachten. Die Kinder, die im Cockpit eingeschlafen waren, wurden natürlich auch wieder wach und beobachteten genauso aufgeregt wie wir den Wetterumschwung. Die Kinder
schliefen irgendwann wieder ein und wir blieben gemeinsam wach. Während wir durch die Nacht segelten hörten wir über unser Funkgerät einen anderen Segler, der versuchte ein Fischerboot
anzufunken, da er sich in seinem großen Netz verfangen hatte und Manövrierunfähig war. Nach einigen Funksprüchen erkannten wir, dass es sich um Christian und Freda von der Hallberg Rassy Tomboy
aus England handelte, welche wir einige Zeit zuvor in Calvi kennengelernt hatten. Wir befanden uns ca. 50 Seemeilen entfernt, so dass wir leider keine Hilfe leisten konnten. Im Gegensatz zu uns
befanden sie sich in absoluter Flaute. Nach einiger Zeit und einigen frustrierenden Kontakten mit italienischen Funkstationen, gelang es Christian zum Glück sich selbst aus dem Netz zu befreien,
so dass er seine Strecke nach Santa Maria di Leuca fortsetzen konnte. Wir funkten ihn an und verabredeten uns mit ihm da wir in die selbe Richtung unterwegs waren. Nach drei Stunden schlief der
Wind genauso schnell wieder ein wie er gekommen war. Zunächst bestand noch recht hoher Wellengang, aber schon bald fuhren wir wieder durch glattes Wasser. Lilli und die Kinder legten sich nochmal
in die Kojen, während Oli klar Schiff machte und das Schiff in einen wunderschönen Sonnenaufgang steuerte. Das neue Ziel hiess nun Santa Maria di Leuca am Stiefelabsatz von Italien. Am
Morgen kam wieder etwas Wind auf, so dass wir zumindest die Genua wieder ausrollen konnten. Um den Wind zu nutzen mußten wir allerdings den Kurs ändern, der uns nun direkt Richtung Corfu führte.
Warum also nicht direkt nach Corfu fahren dachten wir uns, auch wenn das bedeutete eine weitere Nacht auf dem Meer zu verbringen. Oli legte sich ein paar Stunden schlafen, während Lilli die
Kinder unterhielt und mit ihnen aus Knete einen Jachthafen baute. Der weitere Tag auf See verlief entspannt. Wir hatten leichten Wind und kaum Welle, so dass wir uns gut um die Kinder kümmern
konnten. Leider reichte der Wind aber auch nur zur Unterstützung der Motorfahrt, so dass wir bis zum Abend den Motor laufen lassen mußten. Auf dem offenen Meer machten wir ein paar erstaunliche
Begegnungen. Erst sichteten wir einen Riesen aufblasbaren Delfin, den wir an Bord holten und nur kurze Zeit später fischten wir eine tolle Luftmatratze aus dem Wasser. Als es dunkel wurde
schauten wir im Open Air Kino im Cockpit „ Ich einfach unverbesserlich“. In der Nacht frischte der Wind dann doch nochmal auf 3 Bft auf, so dass wir endlich den Motor abstellen konnten und die
letzten Stunden bis Corfu segelten. Für die knapp 200 Seemeilen brauchten wir ungefähr 38 Stunden und erreichten gegen 4 Uhr am 22. Juni die griechische Insel Corfu (ab hier 1 Stunde
Zeitumstellung). Erschöpft liessen wir den Anker in der Bucht Agios Georgios im Nord-Westen der Insel fallen.
Am 23.06. erwachten wir in der großen kreisrunden Bucht von Agios Georgios, umgeben von Kristallklarem Wasser. Nach einem morgendlichen Bad lichteten wir den Anker und umrundeten die Nordseite der Insel. Wir steuerten die Ostseite Korfus herunter und ankerten in einer großen Bucht südlich des alten Kastell vor Korfu Stadt. Schon als wir am Morgen den Motor starteten sprang er nur ziemlich schleppend an und ein weiterer Versuch nach dem Ankermanöver zeigte dass irgendein Problem vorliegen muss, denn nur mit ach und Krach bekamen wir ihn zum Laufen. Der Anlasser schien nicht genügend Spannung zu haben, und das obwohl wir mehrere Stunden unter Motor gefahren waren die Starterbatterie also voll aufgeladen hätte sein müssen. Als wir in die Bilge, den tiefsten Punkt des Bootes wo sich Wasser sammelt, schauten kam die nächste Überraschung. Die Bilge stand bis oben voll mit Wasser. Wir haben eine automatischer Pumpe, die nicht zu funktionieren schien. Wir freuten uns, dass es auch noch eine manuelle Pumpe auf der Alia gibt, aber als wir diese betätigten, um das Wasser herauszupumpen stellten wir fest, dass der Schlauch gebrochen war, also nur Luft pumpte und sich der Wasserpegel in der Bilge keinen Millimeter verringerte. Unsere Stimmung, die gerade noch nach der tollen Überfahrt von Italien nach Griechenland Himmel hoch jauchzend war, lag nun danieder, aber damit noch nicht genug, denn auch die elektrische Süßwasserpumpe streikte schon seid ein paar Tagen. Das bedeutet, dass wir nur am Spülbecken mit der Hand Süßwasser pumpen können. Wir entschieden uns am nächsten Tag in die Gouvia Marina von Corfu zu fahren und beteten dass der Motor noch einmal anspringen würde. Das tat er dann zum Glück am nächsten Morgen nochmal. Die Gouvia Marina ist ein riesiger Marinakomplex mit hunderten Booten aller Größen und liegt ca. sieben Kilometer nördlich der Stadt Korfu. Hier hofften wir die nötigen Bootsreparaturen machen zu können. Außerdem mußten wir noch in Griechenland einklarieren. Das bedeutet das man sein Boot quasi anmeldet, wenn man aus einem anderen Land in griechisches Hoheitsgewässer fährt. Man entrichtet 50€ Steuern, was wir problemlos beim Hafenbüro machen konnten. Danach muß man zur Port Authority und das DEKPA erstehen. Hier kommt man sich wie ein Bittsteller vor und ist kurz davor sich zu entschuldigen dass man nach Griechenland gekommen ist, denn die Beamten sind von einer ausgesprochenen Höflichkeit, die nach dem Ausfüllen mehrerer Dokumente und der Entrichtung von 25€ darin gipfelt dass man aus dem Büro entlassen wird ohne das es zum Austausch eines netten Wortes kam. Ähnliches hatten uns auch andere Segler berichtet. Da es Samstag war konnten wir zwar einen Kontakt zu einem Motormechaniker herstellen, dieser versprach aber leider erst am Montag nach unseren Problemen zu schauen. Bei glühender Hitze, denn in der Marina wehte kaum ein Lufthauch, machte sich Oli daran nach den übrigen Problemen zu schauen. Zum Glück hatte die sehr schicke, wenn auch teure Marina einen großen Pool zu bieten, wo Lilli mit den Kindern die Zeit ganz gut totschlagen konnte und Jakob sich weiter im Schwimmen übte. Oli entdeckte vermoderte Kabel an der Frischwasserpumpe, doch auch nach kompletter Erneuerung der Anschlüsse tat sich nichts. Erst eine ganze Zeit später kamen wir auf die Idee auch noch nach der Sicherung zu schauen und als wir diese ersetzt hatten, lief auch die Pumpe wieder. Mit der Bilgenpumpe gestaltete es sich etwas komplizierter. Zunächst stellte Oli fest, dass das Kabel am Schwimmschalter verrottet war. Da man es nicht neu anschliessen kann, kauften wir am Montag einen neuen Schalter, aber noch immer tat sich nichts. Wir vermuteten die Pumpe selbst könnte auch kaputt sein. Ein paar Tage später stellten wir mit einem befreundeten Segler fest dass die Spannung an der Pumpe nicht ausreichte. Grund auch hier vergammelte Kabelverbindungen. Nachdem wir diese erneuert hatten lief auch die Bilgenpumpe wieder problemlos. Die fehlende Spannung in der Motorbatterie rührte wie schon bei der Verbraucherbatterie in einer nicht ladenden Lichtmaschine. Sie wurde am Montag aus und am Dienstag nach Erneuerung von ein paar Teilen wieder eingebaut. Insgesamt also alles keine teuren Defekte, aber zeitaufwendige Reparaturen, die uns drei Tage bis zum Dienstag an die Marina banden. Als alle Reparaturen erledigt waren und diese auch noch recht günstig waren, war auch unsere Stimmung wieder bestens, zumal wir in der Marina eine super nette deutsche Familie mit zwei Kindern kennenlernten, die in Südafrika lebt, aber auch viel Zeit auf ihrem Segelboot ELBA verbringt, dessen Heimathafen die Gouvia Marina ist. Wir verbrachten viel Zeit mit Claudia, Jupp und ihren Kindern Bona und Bo. An einem Morgen joggte Oli in die Stadt und kam ziemlich geschockt zurück. Nicht nur dass die Gegend ziemlich ärmlich und heruntergekommen wirkte, an der Straße türmten sich alle hundert Meter mannshohe stinkende Müllberge. Wie wir später erfuhren streikte wie in ganz Griechenland auch auf Korfu die Müllabfuhr. An einem Tag fuhren wir mit dem Bus in die Altstadt von Korfu, wo man zum Glück von dem Streik nichts mitbekam. Die kleinen Gässchen sind fein herausgeputzt für den Touristenansturm.
Auf jeden Fall waren wir froh, als wir am 27.06. nach drei Nächten die Marina wieder verlassen konnten. Wir segelten ein kleines Stück ans Festland an die Grenze zwischen Albanien und Griechenland. Hier fuhren wir in einen kleinen, engen, grünen Fjord, wo wir nur mit einem weiteren Segler ganz einsam und ruhig lagen. Einziger Nachteil der Idylle war, dass wir bei unserem Abendessen von einer Schar Wespen überrascht wurden, weshalb wir bei gefühlt 40 Grad im Salon mit geschlossenen Schotten essen mussten. Am nächsten Morgen verliessen wir daher vor dem Frühstück den Fjord und ankerten eine Seemeile weiter vor der Küste zum frühstücken. Danach segelten wir wieder zurück zur Insel Korfu und weiter in den Süden zur Küste von Korfu in die Bucht von Petriti. Schon von Weitem konnten wir eine andere Hallberg-Rassy ausmachen und etwas näher erkannten wir die „Tomboy“ mit den Briten die wir erstmals in Calvi getroffen hatten, deren Verstrickung im Fischernetz wir am Funk live bei der Überfahrt nach Korfu mitbekommen hatten und die wir ein paar Tage zuvor an der Gouvia Marina für ein paar Minuten getroffen hatten. Wir ankerten direkt neben ihnen und wurden direkt an Bord eingeladen. Es wurde ein netter Nachmittag, für Lilli und Oli weil sie sich freuten mit den beiden netten Briten zu quatschen und für die Kinder weil sie „Madagaskar“ auf dem Fernseher der beiden sehen durften. Chris ist ein wandelndes Lexikon für unsere Hallberg Rassy und wir lernten wieder einiges.
Der nächste Tag sollte ein herrlicher Segeltag werden. Nach einem kurzen Ausflug zum Strand setzten wir nach Verlassen der Bucht Segel. Auf dem Weg Richtung Osten frischte der Wind in Höhe Lefkimi auf 20 Knoten auf. Mit ordentlich Krängung kreuzten wir gegen den Wind Richtung Süden. Wir kämpften uns bis in die Bucht von Mourtos. Kurz vor dem Bergen der Segel drückten Böen bis 26 Knoten das Boot ordentlich auf die Seite. Oli war in seinem Element, während der Rest der Crew am Ende froh war, dass die Segel geborgen waren. In Mourtos lagen wir herrlich zwischen grünen Hügeln der vorgelagerten Inselchen. Unsere südafrikanischen Freunde waren inzwischen in Paxos, aber leider war die Windvorhersage ungünstig und wir machten uns am nächsten Tag wieder auf den Rückweg nach Corfu City. Leider hatten wir im Gegensatz zum Vortag keinen Wind und mussten die ganze Strecke motoren. Ein paar Tage blieben noch bis zur Ankunft von Freunden. Für die nächsten Tage war wieder viel Wind aus Nord-West vorhergesagt. Wir suchten an der Nord-Ost Küste von Corfu in der Bucht von Kalami Schutz. Idyllisch liegt die Bucht vor grünen Hängen mit einem tollen weissen Steinstrand und einigen Tavernen. Wir freuten uns riesig als sich am Nachmittag die Freunde aus Südafrika ankündigten. Sie mussten ihren Törnplan mit ihrem Besuch (ebenfalls mit zwei Kindern) ändern, weil sie auch Motorprobleme hatten. Am späten Nachmittag kreuzten sie in der Bucht auf und legten sich am Päckchen an uns. Den ganzen nächsten Tag blieben wir in der Bucht und genossen das Wasser ausgiebig. Jakob und Emily freuten sich über die neuen Spielgefährten. Am Abend frischte der Wind kräftig auf und stand ablandig. Die einlaufenden Jachten hatten es sehr schwer zu ankern und brauchten etliche Versuche. Als wir in großer Runde in der Taverne saßen und gerade bestellt hatten, sahen wir unsere im Päckchen liegenden Jachten auf Drift Richtung Albanien gehen. Gerade hatten wir noch amüsiert zugesehen wie die anderen Crews sich abmühten, jetzt rannten Jupp und Oli zum Dingi und fingen unsere Boote wieder ein. Nach einem tollen Abendessen, sassen Lilli und Oli noch an Deck während die anderen sich schlafen gelegt hatten, als sich eine kleine Jacht von einer belgischen Familie mit drei Kindern langsam aus der Bucht bewegte. Es dauerte eine ganze Zeit, wir hatten das Dingi schon fertig gemacht, als die beiden Eltern in Panik in ihrem Dingi hinter ihrem Boot her ruderten. Ihr Dingi hatte keinen Außenborder und so kamen sie nur quälend langsam voran. Jupp nahm sie mit seinem Dingi in Schlepp und so konnten sie bald wieder auf ihr Boot, das mittlerweile die Buch schon verlassen hatte. Nach diesen Ereignissen entschlossen wir uns dann doch Ankerwache zu halten. Zum Glück blieb die weitere Nacht ereignislos, obwohl ein, zwei Jachten neu ankern mussten.
Am nächsten Tag ging es zurück Richtung Gouvia Marina. Wir ankerten vor der Marina, während unsere Freunde zur Reparatur in die Marina fuhren. Bei unserem Boot gab es auch schon wieder etwas zu tuen. Der Gasanschluss, der schrecklich dilettantisch im Frühjahr erneuert wurde leckte und wir konnten nicht mehr kochen. Beim Schiffsausrüster waren die Ersatzteile zum Glück schnell besorgt und das Problem behoben. Zwei Nächte blieben wir mit vielen anderen Booten in der sehr schönen Bucht und sahen den ein- und auslaufenden Jachten des Rolex Maxi Segelcups zu, dann hiess es für uns Anker lichten und wieder ein paar Meilen zurück nach Korfu City, denn unsere Freunde aus Marburg landeten am Abend. Diesmal ankerten wir im Old, oder sogenannten stinky Harbour. Wir brachten das Boot auf Vordermann, machten Großeinkauf und dann spazieren wir zum Flughafen.
Am 5. Juli fuhren wir nach Korfu in den sogenannten Old (Stinky) Harbour und legten das erste Mal mit Buganker an - mediteranian Style oder griechisch römisch. Das bedeutet, dass man mit dem Boot rückwärts an den Steg fährt und vorne den Anker zum Stabilisieren und Festhalten nimmt. Auf Grund von den schlechten Rückfahreigenschaften unserer Langkiel Alia waren wir etwas aufgeregt, aber alles klappte hervorragend und wir stellten fest, dass es eine durchaus elegante Art ist anzulegen. Essen, Einkaufen, Eis Bunkern, Internet nutzen und da wir noch etwas Zeit hatten, bis Familie Purkl landet machten wir uns zu Fuss auf den Weg zum Flughafen. Am Flughafen angekommen freuten wir uns alle sehr auf unsere Freunde. In Marburg hatten wir uns regelmäßig meist mehrmals die Woche getroffen, auf dem Spielplatz bei Hanno, im Garten bei den Purkls oder beim Wandern durchs Hinterland. Über drei Monate waren vergangen, seid wir uns das letzte Mal gesehen hatten und dementsprechend aufgeregt waren wir alle. Wie es für Ryanair bekannt ist, landete der Flieger überpünktlich. Nach einer sehr herzlichen Begrüßung bekamen wir gerade noch rechtzeitig den Bus in die Innenstadt. Von dort aus spazierten wir durch Korfus Altstadt zu unserer Alia. Es war wunderbar zu sehen, wie sich die Kinder begrüßten und freuten. Lea (6 Jahre), Jakobs beste Freundin aus Marburg wurde vollkommen eingenommen und händchenhaltend führte er sie durch die verwinkelten Gassen zu unserem Boot. Nach einem ausführlichen Bootsrundgang gingen wir in der Altstadt essen und entschlossen uns noch in der Nacht zu einer der Stadt Korfu vorgelagerten Insel zu fahren und dort zu ankern. Der Old Stinky harbour war uns dann doch zu stinkig und wir wollten unseren Gästen etwas mehr Idylle bieten. So wurden Anna, Stefan, Lea und Jona direkt mit einer kurzen Nachtfahrt begrüßt. Nach maximal 15 Minuten Fahrzeit setzten wir den Anker und brachten die vollkommen erschöpften Kinder ins Bett. Unsere südafrikanischen Freunde mit ihrem Boot ELBA hatten bereis den Tag an und auf der Insel verbracht und lagen etwas entfernt von uns.
Der erste Morgen
Am Morgen paddelten und schwammen wir zur Insel, um diese zu erkunden.
Später verabschiedeten wir uns noch schweren Herzens von Claudia, Jupp, Bona, Bo und ihren Gästen Andy, Anne, Lenn und Levi, da sie schon am Abend wieder nach Deutschland fliegen mussten. Wir hoffen auf ein Wiedersehen vielleicht nächstes Jahr in den Ferien oder irgendwann mal in Südafrika.
Nachdem wir uns alle abgekühlt hatten setzen wir Segel mit Kurs nach Norden. Mit ein paar Wenden konnten wir eine ganze Zeit lang wunderbar Segeln und erreichten am Nachmittag die Bucht Kassiopi. Wir fuhren mit dem Dingi an den Strand und gingen alle nochmal baden. Danach genossen wir die kostenlose Süßwasserdusche am Strand, bevor wir in einer sehr schönen und wirklich leckeren Taverne zum Abendessen gingen. Da relativ viel Wind war und die Wellen direkt in die Bucht rollten, beschlossen wir nach dem Essen noch in eine geschützter Bucht weiter südlich zu fahren, damit unsere Gäste nicht zu sehr durchgeschaukelt werden.
Segeln, Strand und Sonne satt
Am nächsten Tag segelten wir um Korfus Nordspitze und machten dort an einem wunderschönen Sandstrand einen kleinen Badestopp. Feinster Sandstrand und türkises Wasser umrahmt von Kalkstein- und Lehmfelsen die gigantisch emporragen. Nachdem wir uns alle etwas im Wasser ausgetobt haben, machten wir uns weiter auf den Weg an die Westseite von Korfu. Nach kurzer Zeit viel Lilli mit Schrecken auf, dass sich das Dingi, welches wir mit einer Leine hinter uns schleppten ca. 100 m hinter uns im Wasser schwamm und sich irgendwie gelöst hatte. Da wir glücklicherweise keinen Wind hatten und unter Motor unterwegs waren konnten wir problemlos umdrehen und unsere „little Alia" wieder einsammeln. Leider ist es hier in Griechenland so, dass die UV Strahlen und die Hitze so groß sind, dass sich sämtliche Nähte und Klebestellen unseres Dingis nach und nach immer wieder lösen und wir sie neu fixieren müssen. Dieses Problem haben wir auch von anderen Seglern schon gehört, so dass wir versuchen immer einen ausreichend großen Vorrat an Dingikleber oder Sekundenkleber an Bord zu haben. Gegen Abend kamen wir bei recht viel Wind unter Segel in unserer Zielankerbucht Palaeokostrizia an. Abendessen und Kinder ins Bett bringen, für viel mehr hatten wir keine Zeit mehr.
Traumbucht und Fahrt nach Lakka
Am nächsten Morgen fuhren wir in die Nachbarbucht und ankerten direkt vor einem wunderschönen idyllischen Strand, wo wir den Vormittag verbrachten. Von dort aus wanderten Lilli und Anna zu einem kleinen Supermarkt und füllten unsere Wasser, Obst sowie Gemüsevorräte auf. Es ist toll, wenn man einen Strand vom Wasser aus besucht, dann muss man sich keine Sorgen um einen Parkplatz oder die Erreichbarkeit von Land aus machen. Man befindet sich immer in der ersten Reihe. Gegen Nachmittag konnten wir mit unserem wunderschönen bunten Blister nach Lakka auf Paxos segeln. Es wurde eine gemütliche Segeltour in den Sonnenuntergang und wir fanden trotz wirklich vieler Segelboote noch einen geschützten Ankerplatz.
Paxos- eine neue Insel
Am nächsten Morgen suchten wir uns einen neuen, besseren Ankerplatz näher am Strand und etwas näher an der Stadt (also eigentlich waren es drei Ankerplätze, bis wir den perfekten für uns gefunden hatten, aber mit unserem ROCNA Anker kein Problem). Die Bucht bei Lakka ist wirklich etwas besonderes, da sie sehr flach ist und das Wasser so türkis ist, dass man glaubt man wäre in der Karibik. Der kleine Ort Lakka ist gemütlich und hat einige schöne Geschäfte und Tavernen. Highlight für Jakob war der Einkauf mit Stefan und Oli in einem kleinen Laden mit Angelbedarf. Eine Schleppleine, große bunte Blinker, Bleigewichte und was man sonst noch so braucht um den großen Fisch zu fangen. Wir beschlossen noch eine weitere Nacht in Lakka zu bleiben und den Tag am Strand und in der Stadt zu verbringen.
Zurück nach Korfu
Am 10. Juli mussten wir uns wieder auf den Weg nach Korfu machen, da unserer Gäste leider schon am 11. Juli wieder früh morgens nach Deutschland flogen. Wir konnten leider nur den ersten Teil der Strecke seglen, da mit erreichen der Landspitze Korfus der Wind komplett eingeschlafen ist. Wir ankerten erneut südlich der NAOK Marina und genossen den letzten Abend mit Familie Purkl.
Eine wunderschöne Woche geht zu Ende
Früh morgens am 11. Juli verabschiedeten wir uns mit Tränen in den Augen von Anna, Stefan, Lea und Jona nach sehr schönen 5 Segeltagen. Oli machte den Dingitransfer an den Steg, wo das Taxi zum Flughafen wartete. Danke für euren Besuch, ihr ward eine tolle Crew und es war wunderbar mit euch an Bord!
Nachdem wir uns von Familie Purkl schweren Herzens verabschiedet hatten, blieben knappe fünf Tage Zeit bis wir den nächsten Besuch erwarteten. Lilli´s Schwestern Lea und Amelie kamen am 15. Juli mit ihrem Papa Hans in Korfu am Flughafen an.
Wir nutzen die Tage, um die Insel Korfu mit einem Mietwagen zu erkunden und unternahmen zwei tolle Wanderungen im Inselinneren. Besonders die Zweite, ausgehend von einem Bergdörfchen, durch hunderte Olivenbäume gefiel uns sehr gut. Es war allerdings kaum möglich mehr als zwei Stunden zu wandern, denn es war unglaublich heiß. Nach der ersten Wanderung kühlten wir uns im Lidl ab, wo wir einen Großeinkauf machten und uns über Laugenbrötchen freuten, denn unsere Vorräte hatten sich in den letzten Tagen dramatisch reduziert. Nach der zweiten Wanderung fuhren wir an die Westküste und verbrachten den Nachmittag am Meer. Später fuhren wir zum Bergdorf Pelekas, wo wir beim Abendessen einen tollen Blick über die Insel genossen.
Nach der ersten Nacht erwartete uns eine böse Überraschung, denn jemand hatte den Seitenspiegel von unserem Mietwagen abgefahren. Zum Glück hatten wir Vollkasko ohne Selbstbeteiligung gebucht und die Erstattung des Schadens gestaltete sich im Nachhinein problemlos. Mit dem eigenen Auto nach Corfu oder generell Griechenland zu fahren kann man wirklich nicht empfehlen, wenn man sich anschaut wie die meisten Autos hier aussehen.
Die Familie kommt an
Am 15. August gaben wir den Mietwagen am Flughafen ab und warteten mit Vorfreude auf unsere neuen Gäste Hans, Lea und Amelie. Nachdem wir sie in die Arme geschlossen hatten liefen wir gemeinsam durch die Hitze die kurze Distanz vom Flughafen Korfu zu unserem Boot, welches immer noch in der Ankerbucht südlich der NAOK Marina lag. Zwei Fahrten mit unserer Little Alia reichten aus um das gesamte Gepäck und alle sieben Passagiere an Bord zu bekommen. Die erste Spritztour mit Jakob, Emily, Lea, Amelie, Lilli und Oli war mit Vollgas und einer Menge Spaß. Leider sorgte es dafür das Hans mit Oli vom Steg zur Alia paddeln mussten weil der Sprit alle war. That´s life.
Nach einer Bootsführung und einer kleinen Abkühlung im Wasser lichteten wir zügig den Anker und machten uns auf den Weg nach Mourtos. Wir hatten immerhin ein bisschen Wind, so dass wir einen Großteil der Strecke unter Segel zurücklegen konnten. Mourtos liegt am Festland, etwas süd-östlich von Corfu und wir waren schon vorher einmal hier. Wir kamen noch vor Sonnenuntergang an und ankerten vor einem Strand zwischen ein paar anderen Segelbooten. Am nächsten Morgen zogen recht schnell Wolken auf und es war seid Monaten das erste Mal wieder bewölkt. Endlich brannte mal die Sonne nicht schon zum Frühstück vom Himmel und wir genossen die kleine Abkühlung. Wir schwammen gemeinsam an den Strand und verbrachten dort den Vormittag. Kurz bevor wir Richtung Paxos weiter segelten regnete es sogar noch ein wenig, was aber nicht einmal ausreichte um unser Deck zu säubern. Bei leichtem Wind konnten wir die ersten zwei Stunden mit Großsegel und Genua gemütlich segeln, am Ende mußte nochmal der Motor nachhelfen, wobei kurz vor der Insel dann wieder ordentlich Wind aufkam. Zwischen Corfu und Paxos war das Meer recht unruhig, was bei unseren neuen Passagieren an Bord leider zu etwas Übelkeit führte. Nach drei Stunden erreichten wir die 13 Seemeilen entfernte wunderschöne Bucht Lakka auf Paxos zum zweiten Mal. Wieder einmal begeisterte uns und vor allem unsere Gäste das unendlich türkise Wasser, welches sich in den unterschiedlichsten Farbabstufungen vom Eingang der Bucht bis zur Küste zieht. Wir blieben für zwei Nächte in Lakka vor Anker und verbrachten die Zeit mit einem kleinen Spaziergang durch das kleine Dorf und die Bucht und zum großen Teil mit schwimmen, schwimmen und schwimmen. In der ersten Nacht kam ein recht starker Wind auf, der ordentlich Schwell in die Bucht fegte und das Boot ziemlich hin und her schaukelte, was die Nacht etwas ungemütlich machte. Wir waren erneut froh unseren neuen Anker zu haben und fühlten uns sicher und geborgen in unserer Alia.
Fahrt nach Gaios in den touristischen Trubel der Kleinstadt
Am 18. Juli hatten wir leider nur wenig Wind, so dass wir mit Motor und der Genua als Unterstützung die kurze Strecke von 5 Seemeilen in den kleinen Stadthafen von Gaios, der Inselhauptstadt, fuhren. Wir mußten recht früh aufbrechen, denn viel Platz gibt es am Quay der Stadt nicht und aktuell fahren viele Segelboote und Motorboote um die Inseln, von denen viele einen der begehrten Plätze ergattern wollen. Die Einfahrt in die Bucht war spektakulär. Wir fuhren in eine art Fjord zwischen der Insel und einer kleinen vorgelagerten Insel. Dann ging es um eine 90 Grad Kurve nach Backbord und vor uns lag die kleine Stadt Gaios. Das Fahrwasser ist so schmal, dass gerade noch ein weiteres Schiff neben einen passt. Wir legten mit Buganker und Heckleinen am Quay an, der sich entlang der gesamten Uferpromenade der Stadt zieht. Nachdem wir unseren Wassertank aufgefüllt hatten und uns ein wenig umgesehen hatten legten neben uns in kurzer Abfolge drei große Ausflugsboote an. Als sich hunderte von Touristen auf den Steg ergossen war es mit der Idylle schnell vorbei. Zügig packten wir unsere Sachen zusammen und fuhren mit dem Dingi auf die vorgelagerte Insel, auf der wir fast alleine waren. Auf der, dem Meer zugewandten Seite gab es eine Bucht mit großen, ins Meer laufende Steinplatten. Hier konnten wir herrlich im kristallklaren Wasser baden und die Kinder verbrachten viel Zeit damit Steine und Muscheln zu sammeln.
Als wir am Abend zurück zum Boot kamen waren zwar die Ausflugsboote abgefahren, doch nun wurde die Musik in den Bars lauter gedreht und es begann ein recht trubeliges Nachtleben, dass sich unmittelbar vor unserem Boot abspielte und bis spät in die Nacht andauerte. Wir waren alle sehr froh am nächsten Morgen so schnell wie möglich vom Steg weg in die nächste etwas ruhigere Ankerbucht bei Mongonissi im südlichen Teil von Paxos zu fahren. Dort verbrachten wir einen sehr schönen Tag am Sandstrand. Wir schnorchelten viel und die Kinder beobachteten Einsiedlerkrebse in ihren Häusern.
Eine neue Insel - wir besuchen Antipaxos
Am 20. Juli fuhren wir bei Windstille von Paxos zur südlichen Nachbarinsel Antipaxos. Genauso wie Paxos ist auch Antipaxos sehr grün und fast vollständig bewaldet. Es leben allerdings nur ein paar wenige Menschen dauerhaft auf der Insel und Städte oder Anlegemöglichkeiten gibt es gar nicht. Unter Motor umrundeten wir die Nordspitze von Antipaxos und fuhren in eine auf der Westseite gelegene traumhaft schöne, große Ankerbucht umgeben von steilen Felswänden. Ein Paradies zum Schnorcheln und Fische beobachten mit türkisem herrlich klarem Wasser und einer bezaubernden Unterwasserwelt. Wir blieben ein paar Stunden und machten uns dann auf den Weg auf die Ostseite der Insel, um uns eine geschütztere Bucht für die Nacht zu suchen. Wir ankerten vor einem tollen Sandstrand, dem feinsten und weißesten den wir bisher auf unserer langen Reise gesehen hatten. Etwas angefeuchtet konnte man ihn fast wie Lehm formen und wunderbare Skulpturen bauen. Leider kamen im Laufe des Tages auch hier eine Reihe von großen Touristenbooten an, die nah an den Strand heranfuhren und für einen Badestopp hielten. Alle Touristen an Bord sprangen ins Wasser und nach gut einer Stunde ging es weiter. Ein lustig zu beobachtendes Schauspiel. Am frühen Nachmittag kehrte endlich Ruhe ein und die meisten Boote verliessen die Ankerbucht, so dass wir mit ein paar wenigen anderen Segelbooten alleine zurückblieben. Weil es uns so gut gefiel, blieben wir noch einen weiteren Tag und fuhren dann am 22. Juli vor dem Frühstück ein kleines Stück in eine ruhige schöne Nachbarbucht zum Schnorcheln, ehe wir uns auf den langen Weg ans Festland machten.
Just in Time
Nach anfänglichem Schwachwind kam toller achterlicher Wind auf und wir segelten mit dem Blister in Richtung Lefkas. Wir versuchten mit unserer Schleppleine ein Abendessen zu angeln und mussten, als leider kein Fisch angebissen hat (zur Freude der Kinder) doch Pfannkuchen machen. Da wir segeln konnten lag das Boot recht stabil im Wasser, so dass das Kochen/backen nicht so schwer fiel. Wir wussten, dass die Schwenkbrücke vor Lefkas immer zur vollen Stunde öffnet und hatten uns schon darauf eingestellt im Becken davor zu Ankern, da unsere erwartete Ankunftszeit genau 8:05 p.m. war. Wir hatten dann aber Glück, denn als wir die Brücke um kurz nach acht erreichten öffnete sie genau in diesem Moment und wir konnten ohne auch nur eine Minute zu warten hindurchfahren. Wir hatten zuvor die Segel geborgen und fuhren unter Motor in den Sonnenuntergang mit Blick auf die Insel Lefkas. Zunächst ging es vorbei an der großen Marina und durch den langen Kanal auf die Ostseite der Insel. Nach ein paar Seemeilen kamen wir wieder in offenes Wasser und konnten sogar die Genua wieder ausrollen. Im letzten Tageslicht segelten wir die Ostseite der Insel hinunter bis wir die große Bucht Tranquil Bay bei der Stadt Niedrig passend zur ‚insbettgehzeit‘ erreichten. Hier lagen schon etliche Boote vor Anker und es war nicht ganz einfach in der Dunkelheit noch einen Platz ausfindig zu machen. In der Ferne konnten wir die trubelige mit Touristen überladene Promenade sehen und waren froh am nächsten Morgen schnell weiter in die nächste ruhige Ankerbucht zu fahren. Zuvor hatte Oli nach dem Joggen frische Brötchen und ein bisschen Obst und Gemüse gekauft. WIr fuhren in eine kleine Bucht an der Insel Meganisi, legten mit Buganker und Landleine an und verbrachten den Vormittag mit Schnorcheln und Schwimmen. Neben uns lagen ein paar andere Segelboote und zwei weitere Hallberg Rassy in der Bucht, darunter sogar eine Hallberg Rassy 38 - genau unser Boot, von denen insgesamt nur 202 gebaut worden sind. Kurz vor der Weiterfahrt kam uns der ebenfalls deutsche Bootseigner mit seinem Dingi besuchen und wir nutzten die Gelegenheit kurz über unsere Boote zu fachsimpeln, was für uns immer wieder interessant und sehr lehrreich ist. Jetzt wissen wir wieder ein paar Dinge mehr die wir noch zu erledigen haben um unsere Alia und vor allem den Motor noch älter werden zu lassen. Amelie und Lea steuerten uns dann zwei Buchten weiter nach Spartakhori, wo wir am Steg anlegen konnten. Am Abend gingen wir in eine Taverne direkt neben dem Anleger und ließen uns griechische Köstlichkeiten schmecken. Die Stadt Spartakhori besichtigten wir am nächsten Morgen. Wir mußten ein paar Serpentinen ablaufen, bis wir zu dem über der Bucht gelegenen kleinen verwinkelten Örtchen kamen.
Lefkada- Ithaka - Kefalonia - Inselhüpfen
Als wir die „Straße“ zwischen der Insel Meganisi und Lefkas erreichten, wehte uns ordentlich Wind entgegen. Mit gerefftem Großsegel und Genua konnten wir nach Süden kreuzen. Es waren eine Menge anderer Segelboote unterwegs, die uns entgegenkamen, oder ebenfalls nach Süden kreuzten. Es galt also sich der Vorfahrtsregeln zu erinnern und es gab einiges zu sehen. Nachdem wir die südliche Ausfahrt der Straße erreicht hatten nahm der Wind nochmal zu und wir fuhren mit ordentlich Krängung und über sieben Knoten an der Westseite der Insel Meganisi entlang. Nach einer Wende ging die wilde Fahrt weiter an die Südseite von Lefkas, wo wir in die tiefe geschützte Bucht von Sivota einfuhren und dort ankerten. Die Bucht ist fast komplett eingefasst von einem Steg mit Promenade, an der diverse Segelboote anlegen können. Neben vielen griechischen Tavernen, Supermärkten, Souvenirläden fanden wir eine sehr gemütliche Bäckerei mit Snackbar wo wir uns ein köstliches, mal nicht griechisches Abendessen gönnten. Neben leckeren Burgern, Wrap mit Lachs und selbstgemachter Limonade gab es alkoholfreie Cocktails und wir haben den Abend sehr genossen. Mit dem Dingi ging es danach wieder zu unserer kleinen Alia und zufrieden in die Koje.
Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg nach Ithaka, einer weiteren etwas weiter südlich gelegenen Insel. Nach immerhin zwei Stunden Segelvergnügen ankerten wir ganz einsam vor dem Skhoinos Beach in kristallklarem Wasser unmittelbar vor dem Steinstrand. Es stellte sich heraus, dass sich neben einem im Wasser liegenden Felsen eine wirklich beeindruckende Unterwasserwelt verbarg, die wir alle schnorchelnderweise erkundeten. Der bisher schönste Schnorchelst unserer Reise. Am Strand gingen wir durch eine Höhle im Fels in die Nachbarbucht und am frühen Abend fuhren wir zum Übernachten in die etwas weiter südlich gelegene fjordähnlich ins Landesinnere reichende Sarakiniko Bucht, wo wir vor einem Campingplatz mit Landleine direkt in erster Reihe ankerten. Die Küste ist hier sehr schön mit hohen Felsen und grünem Hinterland, toll vom Wasser aus anzusehen. Am 25. Juli ging es mit Motor und Genuaunterstützung zur südlichen Nachbarinsel Kefalonia, wo wir auf der Ostseite am südlichsten Zipfel vor einem kilometerlangen Sandstrand ankerten. Zuvor hatten wir unsere Sammlung an aufblasbarem Wasserspielzeug noch um einen einsam herumtreibenden großen Reifen mit Lehne erweitert. Den Tag verbrachten wir mit Baden, Sandburgenbauen und Eisessen am Strand. Als wir mit dem Dingi wieder zurück zum Boot fuhren hatte der Wind mittlerweile ordentlich aufgefrischt. Nachdem wir auf der Alia Abendgegessen hatten entschlossen wir uns aufgrund der günstigen Windvorhersage und dem für den nächsten Tag angekündigten Gewitter eine Nachtfahrt zu machen, um uns näher an Patras, dem Abflughafen von Hans, Lea und Amelie zu positionieren. Zunächst hatten wir angenehmen achterlichen Wind, doch plötzlich nach ca. einer Stunde schlief der Wind ein. Wir befürchteten schon den langen Weg nach Patras motoren zu müssen, als nach weiteren 15 Minuten der Wind wieder auffrischte, nun aber aus der entgegengesetzten Richtung kam. Bald schon legte der Wind auf 15-17 Knoten zu und die Wellen erreichten auch ca. 1 1/2 Meter Höhe. Mittlerweile war es jedoch so dunkel, dass man das Wasser rund ums Boot nur noch erahnen konnte. Für Oli am Steuer war es herrliches Segeln, Jakob und Emily schliefen einfach ein und Lilli versuchte den Besuch bei Laune zu halten, dem der wilde Ritt in der Nacht etwas unheimlich war und leider auch zu leichter Seekrankheit führte. Trotzdem waren wir froh Kefalonia verlassen zu haben, denn in der Nacht konnten wir beim Blick zurück heftige Gewitter über der Insel beobachten. Wir hatten eine kleine Insel an der nördlichen Einfahrt zum Golf von Patras als Ankerspot für die Nacht auserkoren, doch diese stellte sich in der Nacht als total ungeeignet dar, da man in der tiefen Bucht nichts erkennen konnte. Wir setzten daher den Kurs in den Golf von Patras. Der Wind hatte mittlerweile deutlich nachgelassen und auch das Wasser war ruhiger geworden, so dass sich der Rest der Mannschaft bis auf Lilli und Oli zur Ruhe legten. Lea hielt noch am längsten durch und konnte am Sternenhimmel eine Sternschnuppe beobachten. Als der Wind ganz einschlief steuerten wir eine Bucht an der Südseite des Golf an und vielen gegen drei Uhr tot müde ins Bett.
Am nächsten Morgens wachten Oli und Lilli nach einer wirklich kurzen Nacht sehr früh auf, da der Wind wieder zugenommen hatte und ein gewaltiges Gewitter mit Regen aufgezogen war. Wir lagen immer noch sicher vor Anker und waren froh, nicht weiterfahren zu müssen. So harrten wir bei Böen über 30 Knoten Wind aus und verbrachten die Zeit mit ein bisschen Bootkino (Walt Disneys „Vaiana“) für die Kinder. Am späten Vormittag nahm der Wind ab und die Wolken zogen weiter, so dass wir uns bei Sonnenschein zum Hafen von Patras aufmachten. Dort angekommen hieß es erstmal Duschen und Boot klarmachen. Lilli hatte den Kindern versprochen noch den Lieblingskuchen von Frippe (aus dem Kinderbilderbuch „Kasimir backt“) zu backen, was wir bisher auf Grund von Wellen und Zeitmangel nicht geschafft hatten, so dass wir das im Hafen von Patras noch nachholten. Dann machten wir einen kleinen Spaziergang zum Busbahnhof, um alles für die Abfahrt von unseren Gästen zu organisieren und gingen zum Abschluss noch mal gemütlich griechisch essen.
Nach zwei Wochen mussten wir uns dann am 28. Juli leider wieder von Hans, Lea und Amelie verabschieden. Schön, dass ihr uns besucht habt und mit uns durch die griechischen Gewässer geschwommen, geschnorchelt und gesegelt seid.
In Patras blieben wir 4 Nächte. Nicht nur das Boot musste mal wieder grundgereinigt werden. Es gab auch wieder ein paar kleinere Reparaturen zu erledigen. Unter anderem musste das Dingi wieder geklebt werden, dass sich in der Hitze von Griechenland langsam aber sicher auflöst. Dabei unterlief uns ein folgenschwerer Fehler. Gut aufgepumpt legten wir das Dingi auf den Steg um es zu kleben. Als wir vom Einkaufen zurückkamen bot das Dingi jedoch einen traurigen Anblick, denn in der Hitze war eine Naht der Luftkammer geplatzt und es lag ziemlich schlapp auf dem Steg. Zum Glück fanden wir einen guten Schiffsausrüster, wo wir diesmal gleich eine extra große Dose Kleber kauften und am Abend eine ganze Menge davon auf das Dingi pinselten. Mittlerweile hatten wir unser Dingi rundum geklebt und wir hoffen es irgendwie noch über die Zeit zu retten. Wir machten mal wieder einen Großeinkauf und Lilli kaufte die entscheidenden Ersatzteile für die Bordtoilette, die nun endlich und erstmals seit wir das Boot besitzen richtig gut funktioniert.
Endlich zurück auf dem Wasser
Am 31. Juli legten wir endlich wieder ab. Nach dem Frühstück ging es raus in den Golf von Patras. Wir hatten bestes Segelwetter mit achterlichem Wind bis 17 Knoten, allerdings auch eine ordentliche Welle. Mit über sechs Knoten rauschten wir nach Westen, dem Ausgang des Golf entgegen. Entgegen der Vorhersage liess der Wind leider auf der Überfahrt nach Kefalonia deutlich nach, so dass nach einiger Zeit der Motor brummte. Da das Meer sich auch beruhigte wurde es eine recht entspannte Überfahrt. Die Süd-Ost Spitze der Insel erreichten wir am Abend mit erneut aufkommendem Wind. Wir ankerten vor dem Strand vor Kefalonias Südosten, an dem wir mit Hans, Amelie und Lea bereits geankert hatten. Die Zeit reichte für nicht viel mehr als einmal noch ins Meer zu springen. Der Wind sorgte für ordentlich Wellengang und ohne Schutz vor den Wellen wurde es eine eher unruhige und schaukelige Nacht.
Am nächsten Tag kam bereits morgens Wind auf, so dass wir zügig von der Insel Kefalonia zu unserem nächsten Ziel Zakynthos aufbrachen. Es wurde ein wunderschöner Segeltag mit achterlichem Wind um die Nordspitze von Zakynthos nach Westen. Die Westseite der Insel ist vom Wasser aus wunderschön anzusehen. Sie ist geprägt durch weiße schroffe nach oben steil empor ragende Felsen, die im türkis-blauen Wasser enden. Teilweise spiegelte sich die Farbe des Wassers als wunderschönes Lichterspiel in den Felsen. Wir fuhren an einigen kleinen Sandbuchten vorbei, ehe wir die berühmte Ship Wreck Bay (oder auch Navagio Bay) erreichten. In dieser einzigen größeren Bucht der Westseite, die ca. 200 Meter breit ist liegt auf feinkörnigem weißen Kieselstrand umschlossen von hoch aufragenden Felsen ein angeschwemmtes großes Schiffswrack, das dort langsam vor sich hin rostet. Die Bucht mit dem 1980 gesunkenen Schmugglerschiff gehört zu den meist fotografierten Motiven Griechenlands und da sie nur vom Wasser zugänglich ist war dementsprechend viel Bootstourismus unterwegs. Ein riesengroßes Ausflugsboot nach dem anderen fuhr in die Bucht und hupte dreimal, bevor es rückwärts am Strand anlegte und eine Horde Touristen auslud. Es war ein fürchterlicher Lärm und ein schrecklicher Wellengang, der uns vor Anker liegend ordentlich durchschaukelte und jegliche Idylle und Romantik vertrieb. Erst gegen Nachmittag wurde es endlich ruhiger. Wir ankerten nochmal näher vor dem Strand und setzten mit dem Dingi über. Mittlerweile waren wir nur noch mit ein paar anderen Segelbooten in der Bucht, so dass wir die einzigartige Bucht genießen konnten. Es war im Vergleich zum Trubel am Mittag richtig ruhig geworden. Wir kletterten über das Wrack, machten natürlich ganz viele Fotos und planschten im Meer. Dann ruderten wir zurück und verliessen die Bucht mit der Hoffnung eine ruhigere Ankerbucht für die Nacht zu finden, da wir keine Lust auf eine weitere Schaukelnacht hatten. Vor der Küste war das Wasser wieder deutlich ruhiger. Wir motorten nur ein paar Seemeilen weiter nach Süden zwischen ein paar vorgelagerten Felsen hindurch in die Bucht von Vromi, einem kleinem Fjord mit einigen Anlegern hauptsächlich für die Touristenboote. Netterweise durften wir an einer Boje festmachen, denn die Ankerplätze waren bereits alle belegt. An einer kleinen Imbissbude am Land bekamen wir sogar noch etwas Souvlaki, Greek Salat und Pommes zu essen. Nach der letzten unruhigen Nacht genossen wir die Ruhe in dem geschützten Fjord.
Nach dem Frühstück unternahmen wir am nächsten Tag erstmal einen Schnorchelausflug. Das Wasser war so klar, dass wir trotz knapp 10 Meter Tiefe problemlos bis auf den Grund schauen konnten. Wir begegneten einer wunderschönen großen Hallberg Rassy, die wir vor langer Zeit in Korfu schonmal getroffen hatten. So geht es uns immer wieder und wir treffen oder sehen Boote immer wieder an den unterschiedlichsten Orten. Die Welt oder besser das Mittelmeer ist doch gar nicht so groß.
Blister - Lilli´s Lieblingssegel (in 8 Minuten Segel gesetzt - yeah wir werden immer besser)
Dann nutzten wir den aufkommenden Wind setzten den Blister und segelten die Küste weiter nach Süden. Mit uns fuhren ein paar andere Segelboote und wenigstens im Kopf segelten wir eine kleine Regatta. Die anderen Boote waren mit Großsegel und Genua nicht so viel schneller als wir und am Ende konnten wir noch mal ordentlich aufholen. Nach Rundung der süd-westlichen Spitze fuhren wir in die weite Bucht von Laganas. Wir ankerten vor der Ortschaft Keri und dem Strand im Westen der Bucht. Der restliche Teil der Bucht darf nicht befahren werden, weil der Strand ein wichtiges Brutgebiet für die großen Meeresschildkröten ist. Bei dem Betrieb in der Bucht konnten wir uns jedoch nicht vorstellen dass sich irgendeine Schildkröte hierher verirren würde es sei denn sie ist lebensmüde. Nach der Ankunft fuhren wir direkt mit dem Dingi zum Strand. Da der Strand recht voll war, nahmen wir unseren kleinen Dingianker mit, so dass wir unser Beiboot ca. 100m vor dem Strand parken konnten. Jakob, der zwar mittlerweile eigentlich schwimmen konnte aber trotzdem immer gerne seine Schloris an hatte sprang ohne nix vom Dingi ins Wasser - wie er so schön sagt und machte sich schwimmenderweise auf den Weg zum Strand. Olis Zurufen, dass er ja gar keine Schloris an habe winkte er nur ab. Jetzt kann er es wirklich!
Der Strand war wirklich schön, neben einigen kleinen und größeren Steinen gab es Bereiche mit allerschönstem „Bausand“. Der Strand war, wie häufig in Griechenland mit einigen kleinen Bäumchen (Tamarinden) und Sträuchern bewachsen, so dass man sich gemütlich in den Schatten legen konnte, wenn es einem in der Sonne zu warm wurde. Mit dem Schnorchel und der Taucherbrille machten sich Oli und die Kinder auf Erkundungstour und brachten kurze Zeit später im Eimer einen kleinen Seestern mit. Wir beobachteten diesen kleinen Akrobat einige Zeit bevor wir ihn wieder aussetzten. Neben dem Seestern konnten wir bunte Fische und kleine Schollen bewundern. Vor allem Emily ist immer sehr begeistert von der Unterwasserwelt und bewegt sich mittlerweile wie selbstverständlich im Wasser, egal wie tief es ist oder was sich unter ihr befindet. Auch den nächsten Vormittag verbrachten wir am Strand und fuhren erst zum Mittagessen aus der Bucht ans Festland nach Katakolon.
Besichtigung des antiken Olympia
Leider stimmte wie so oft die Windvorhersage nichts mit dem eigentlich Wind überein und wir hatten bis auf ein paar Meilen am Ende gar keinen Wind. Erst kurz vor dem Festland, als es sich Oli sich mit den Kindern auf dem Vorschiff zum Geschichtenerzähler gemütlich gemacht hatte konnte Lilli die Segel setzen und den Motor endlich ausschalten. Bei der Einfahrt in den Hafen hatten wir dann so viel Wind, dass das Anlegen eine gut zu meisternde Herausforderung wurde. Es waren fast alle Liegeplätze belegt und wir waren froh zwischen zwei Segelbooten einen kleinen freien Platz zu sehen. Nachdem sich über Funk keiner gemeldet hatte, entschieden wir mit Heckanker und Bug voraus anzulegen, da es bei den Windverhältnissen einfacher war. Es war das erste mal dass wir unseren Heckanker (einen Plattenanker) auswarfen und perfekt auf die Lücke zusteuerten. Auf Zurufen der an Land befindlichen Personen erfuhren wir, dass der Liegeplatz reserviert war und wir seitwärts an einer anderen Stelle im Hafen anlegen sollten. Nun war unser Anker und knapp 20 Meter Leine bereits ausgelegt und Lilli musste per Hand die Leine und am Ende den Anker wieder an Bord ziehen. Eine gute Übung, denn nun wissen wir, dass wir auch mit Heckanker problemlos anlegen könnten. Das seitliche Anlegen klappte ohne Probleme und von unserem sicheren Liegeplatz aus konnten wir eine große "Hanse" Segelyacht aus Spanien - LAINOA beobachten die in der Mitte des Hafenbeckens auf Grund festhing. Es dauerte eine ganze Weile, bis ein großes Motorschleppboot zu Hilfe kam und das Boot befreite. Der kleine Hafenort Katakolon lebt eigentlich nur von der Nähe zu der antiken Stätte Olympia, die knapp 50 km entfernt liegt. Teilweise legen am Tag drei Kreuzfahrtschiffe im Hafen an, bei uns war es zum Glück nur eines. Wir liehen uns einen Wagen und düsten recht früh am nächsten Morgen los. Um ehrlich zu sein begeisterten uns die Ruinen von Olympia nicht besonders, es war allerdings auch glühend heiß als wir über das Gelände schlenderten. Auf dem Rückweg zum Hafen nutzten werden Stauraum des Wagens komplett aus und verproviantierten uns in einem großen Supermarkt.
Umrundung der Peloponnes
Die Umrundung der Peloponnes, die im Prinzip eine riesige Halbinsel mit fingerartigen Ausläufern im Süden ist, war eine sehr gute Entscheidung. Die einzelnen „Finger“ sind jeder für sich sehr unterschiedlich und einzigartig. Mal grün bewachsen bis an die Küste, mal mit kargen Bergen, sehr trocken und schroff. Mal dichter besiedelt mit vielen Menschen und an einem anderen Ort einsam mit kaum einem Haus. Allen Orten gemein ist, dass es sehr entspannt zugeht und die Menschen sehr freundlich sind. Die Anzahl an Segelbooten, insbesondere im Vergleich zum ionischen Meer nahm stark ab und Charterboote sahen wir nur noch ganz vereinzelt. Nach ein paar Tagen kennt man die meisten Boote um einen herum, die mit einem in gleicher Richtung ziehen. So auch die spanische LAINOA, die wir in Katakolon getroffen haben. Das macht das Segeln noch familiärer und es ist immer wieder schön ein Boot wieder zu treffen.
Erster Stop nach Katakolon war Kiparissia, ein etwas größeres Städtchen an einem grünen Berghang. Denn dieses Gebiet der Peloponnes ist grün und fruchtbar. Überall wird Obst und Gemüse angebaut und an der Küste stehen viele Gewächshäuser. Der Hafen war unverständlicherweise umsonst, es gab aber auch keinerlei Service. Neben ein paar Hotels und Tavernen gab es vor allem ein Hotel direkt am Hafen mit einem entscheidenden Vorteil für Boaties. Wenn man etwas in der Poolbar trank, durfte man den Pool auf der Terrasse benutzen. Bei der vorherrschenden Hitze genau das was wir brauchten und so blieben wir den gesamten Nachmittag am Pool liegen. Dort lernten Jakob und Emily die beiden Kinder Felipe und Zoé kennen. Zwei Kinder aus Argentinien, die mit 12 und 9 Jahren zwar deutlich älter waren, sich aber blendend mit unseren Kindern verstanden. Später trafen wir im Hafen auch ihre Eltern, Manuela die Argentinierin und Andrea, den Italiener. Die Familie segelt bereits seid mehreren Jahren und die Kinder werden auf dem Boot unterrichtet. Acht Monate im Jahr leben sie auf ihrem Boot und bereisen das Mittelmeer, die restlichen vier Monate verbringen sie in ihrer Heimat Argentinien. Den Wunsch unserer Kinder noch einen weiteren Tag zu bleiben konnten wir nicht abschlagen. Wir verbrachten den Tag am Pool und es war eine entspannte Abwechslung. Die vier Kinder spielten ausgelassen im Pool und wir lagen auf Liegen und konnten ein bisschen lesen und uns mit Manu und Andrea unterhalten. Später paddelte Jakob mit den zwei Argentiniern mit ihrem SUP im Hafenbecken, wo wir erstmals große Schildkröten bewundern durften. Am Abend sassen wir alle gemeinsam zusammen. Sehr schade dass die Vier auf dem Weg ins ionische Meer, also genau in die Gegenrichtung, unterwegs waren. Am nächsten Tag gab es bei Jakob Tränen, als wir uns wieder verabschieden mussten. Dafür sollte es eine ganz besondere Hafenausfahrt werden. Nachdem wir am Morgen wieder riesen Schildkröten bewundert hatten und wir uns von den Argentiniern verabschiedet hatten, die winkend an der Hafenmole standen, glitt nur wenige Meter neben unserem Boot ein großer Rochen durch das türkise Wasser. Nur wenig später, es wehte kein Windhauch und das Wasser war spiegelglatt, sahen wir in einiger Entfernung Delfine aus dem Wasser springen. Wir wechselten den Kurs und hatten, die vielleicht fünf Delfine bald erreicht. Sie taten uns den Gefallen und schwammen ein paar Minuten an unserem Bug und begleiteten uns, was jedesmal aufs neue ein beeindruckendes Schauspiel ist. Nach diesem furiosen Start des Segeltages verlief der Rest zunächst relativ unspektakulär. Wir motorten weiter die Küste entlang bis zu einer kleinen Felseninsel, wo wir zur Mittagszeit den Anker warfen und in das herrliche Wasser sprangen um zu schnorcheln. Auf der Insel gab es ein kleines, jedoch nur temporär bewohntes Kloster zu dem wir etwas später spazierten, ehe wir wieder zur Alia zurückkehrten und den Anker lichteten. In der Zwischenzeit war achterlicher Wind aufgekommen, so dass wir den Blister setzten konnten und die letzten 10 Seemeilen bis zur Bucht von Navarinou segelten. Diese große Bucht ist nach Süden offen und an der westlichen Seite durch einen hohen und schroffen Felszug vom Meer getrennt. Nahe des südlichen Eingangs segelten wir durch eine schmale Lücke zwischen den Felsen hindurch. Von außerhalb müssen wir ein tolles Bild abgegeben haben, mit unserem bunten geblähten Blister, der Sonne im Rücken durch die Felslücke segelnd. Es hat großen Spaß gemacht.
Nach einem Vormittag am Strand motorten wir am nächsten Tag nur ein paar Seemeilen weiter südlich nach Methoni. Hier gibt es eine große, auf einer Halbinsel gelegene Festungsanlage zu besichtigen, über die wir am nächsten Tag spazierten. Es steht noch der große Wachturm am Hafen und die ehemalige Stadtmauer. Von der Stadt im Inneren ist leider nicht mehr viel übrig.
Der zweite Finger der Peloponnes
Weiter ging es dem Verlauf der Küstenlinie folgend nach Finikounda, einem kleinen netten Fischer- und Urlaubsörtchen. Wir blieben zwei Nächte ehe wir zu einem etwas längerem Schlag von „Finger eins" zu „Finger zwei" ansetzten. Der Vorteil an einer Umrundung der Peloponnes gegen den Uhrzeigersinn ist, dass der meiste aus Norden kommende Wind die Küste entlang in Fahrtrichtung weht und wir so auch bei dieser Überfahrt moderaten Rückenwind - Blisterwind hatten. Ziel am Abend war das kleine Urlaubsörtchen Limeni, in einer Bucht gelegen, die nur bei ruhigem Wetter als Ankerplatz taugt. War „Finger eins" grün und fruchtbar gewesen, so war „Finger zwei" das genaue Gegenteil. Die Landschaft zeigte sich kahl, gebirgig und sehr trocken. Auffällig hier, wie auch an anderen Orten am Peloponnes waren die vielen neue gebauten sehr geschmackvollen Ferienhäuser aus Naturstein.
Am Morgen des 12. August brachen wir früh auf und fuhren nur ein paar Meilen unter Motor in die Nachbarbucht, wo wir wieder in türkisblauem Wasser ankerten. Mit dem, Dingi ging es an Land um die größte Tropfsteinhöhle Griechenlands, Pyrgos Dirou zu besuchen. Das besondere an der Höhle ist, dass ein Großteil des 15 Kilometer langen Höhlensystems mit Wasser gefüllt und nur mit einem kleinen Boot zu erreichen ist. Nachdem wir eine breite Treppe ca. 20 Meter hinuntergestiegen waren, präsentierte sich ein kleiner Teich in der Höhle. Wir steigen gemeinsam mit vier anderen Passagieren in eine Gondoliere und der Führer im Heck stakste und paddelte uns ca. 20 Minuten durch die verwinkelten Gänge der Tropfsteinhöhle. Mal ging es eher durch einen schmalen Tunnel, mal öffnete sich unvermittelt vor einem eine riesige Halle mit Stalaktiten und Stalaktmiten. Alles sehr schön ausgeleuchtet und wunderschön. Nach diesem beeindruckenden Erlebnis ruderten wir zurück zu unserer Alia, sprangen schnell nochmal ins Meer und dann ging es weiter, denn die Wettervorhersage hatte für den Nachmittag starken Wind vorhergesagt. Zunächst herrschte erstmal Flaute auf dem Weg zum Kap Tainaron, der Spitze des zweiten Fingers. Nach einigen Seemeilen kam dann endlich Wind auf, so dass wir die Segel setzen konnten und den Motor abstellen konnten. Wir sind ja ein Segelboot und kein Motorboot. Zunächst war der Wind recht moderat, aber bald schon wurde es recht sportlich. Die Fahrt zum Kap verlief noch ganz entspannt und die Kinder konnten im Cockpit spielen. Am Kap halsten wir und fuhren quasi in die Gegenrichtung auf der anderen Seite des „Fingers“ Richtung Norden. Als wir das Land quer ab hatten nahm der Wind vor allem in den Böen deutlich zu und ohne Reff und in den Böen über 20 Knoten Wind wurde es jetzt recht ungemütlich. Bis zu der geplanten Ankerbucht waren es allerdings nur ein paar Seemeilen, so dass wir zunächst versuchten uns durchzubeißen. Den Kurs Richtung Bucht konnten wir allerdings hart am Wind nicht fahren, weshalb wir beschlossen etwas Druck aus den Segeln zu nehmen und unsere riesige Genua zu reffen. Bei so viel Wind ein Unterfangen, das nur funktioniert, wenn man in den Wind fährt um Druck aus dem Segel zu nehmen. Bei diesem Manöver flog die Genua so stark hin und her das sie langstreckig am Unter- und Achterliek einriß. Wir mußten sie ganz bergen und holten wenig später auch das Großsegel runter. Als wir wenig später in die wunderschöne Ankerbucht Porto Kayio einfuhren wehten uns Böen mit über 30 Knoten entgegen. Wir suchten uns ein relativ geschütztes Plätzchen in einer Ecke der Bucht vor dem Strand und waren froh, dass auch unter diesen erschwerten Bedingungen unser Ankermanöver problemlos verlief. Der Wind in der Bucht war deutlich moderater, aber alle paar Minuten wehten Fallböen von den hohen Bergen, und liessen die vor Anker liegenden Boote wild tanzen. Zum Glück gab es kaum Wellen, weshalb wir trotzdem recht gemütlich lagen. Am Strand standen ein paar Häuser und Tavernen, die wir nach diesem aufregenden Tag am Abend besuchten. Da am nächsten Tag der Wind immer noch so stark anhielt, blieben wir einen weiteren Tag in der Bucht vor Anker, spazierten zu einer kleinen Kapelle am Eingang zur Bucht und badeten am Strand. Als wir am Nachmittag zum Strand schwammen und unsere Abwesenheit vom Boot nutzen wollten um den Motor laufen zu lassen um Strom zu produzieren, bemerkte Jakob dass am Heck gar kein Kühlwasser aus dem Auspuff läuft. Hin und wieder kam dann doch wieder ein Schwall Wasser, so dass wir uns entschlossen zum Strand zu schwimmen. Zum Glück war es am Strand recht kühl, weshalb wir nach einer Dreiviertelstunde zum Boot zurückkehrten und erschrocken feststellten dass die Motortemperatur bedrohlich bis kurz vor den roten Bereich gestiegen war. Schnell stellten wir den Motor ab und kramten unser dickes Buch über Dieselmotoren hervor. Wir befürchteten das Problem nicht selber lösen zu können und warfen unseren Routenplan in Gedanken schon über den Haufen, doch dann hatten wir wieder großes Glück im Unglück. Am Abend unterhielten wir uns mit einer österreichischen Crew, die bei über 40 Knoten Wind am gleichen Tag in die Bucht gesegelt war. Sie boten uns an am nächsten Tag mal nach dem Motor zu schauen und vermuteten das dass Problem am Impeller liegen würde. Genau so war es dann auch. Mit ihrer Hilfe konnten wir den Impeller am nächsten Tag ausbauen und einen neuen Einbauen. Dabei handelt es sich quasi um ein Schaufelrad aus Gummi, das vom Motor angetrieben wird und den Kühlwasser Kreislauf in Schwung bringt. Unser Impeller war vollkommen hinüber, an einigen Stellen gebrochen und es hatten sich Ablagerungen gebildet. Glücklicherweise hatten wir einen Ersatz dabei und nach dem Einbau lief der Motor wieder einwandfrei und wir konnten unsere Reise wie geplant fortsetzen. Zuvor wechselten wir die eingerissene Genua gegen unsere kleinere Genua.
Der dritte Finger - die traumhafte Bucht von Elafonisos
Wir verliessen die wunderschöne Bucht und konnten direkt die Segel setzen. Die kleinere Genua, mit der wir in den letzten zwei Jahren nur gesegelt waren, wirkte mickrig im Vergleich zu der, die wir die letzten Monate segelten und nun leider gerissen war. Parallel mit den netten Österreichern, die kurz nach uns die Bucht verlassen hatten, wechselten wir schnell die Genua gegen den Blister und es wurde ein herrlicher Segeltag mit zügigem Vorankommen bis nach Elafonisos, wo wir vor einem traumhaft schönen kilometerlangen breitem Sandstrand ankerten. Unterbrochen wurde der Strand von einer Halbinsel, wodurch eine Doppelbucht entstand. Hinter dem karibisch anmutendem Strand erstreckte sich eine kleine Dünenlandschaft, Häuser waren nur ganz vereinzelt zu sehen. An den nächsten zwei Tagen wehte es durchgehend tagsüber mit 20 Knoten. Unser Windgenerator rauschte und die Batterien glühten, an eine Weiterfahrt war aber nicht zu denken, denn bei der nächsten Etappe mußten wir das Kap Malea umfahren, was für seine unberechenbaren Starkwinde berüchtigt ist. Wir verbrachten also viel Zeit an dem herrlichen Sandstrand. Es ging ganz flach in das glasklare Wasser, ideal für die Kinder. Jakob schwimmt mittlerweile ganz ohne Schwimmhilfe und Emily, die am Anfang viel Respekt vor dem Wasser hatte, paddelt mit Schwimmflügelchen oder Schloris überall herum und kommt gut voran. Wir verbrachten viel Zeit damit, die Windvorhersagen zu studieren und versuchten den geeigneten Zeitpunkt für die Umrundung des Kaps zu finden. Am dritten Tag dem 17. August verabschiedeten wir uns nachmittags vom Strand und setzten kurz nach der Ausfahrt aus der Bucht die Segel. Es wehte zwar ordentlich mit bis zu 20 Knoten in den Böen, war zunächst aber eine sportliche angenehme Fahrt Richtung Kap. Je weiter wir nach Osten kamen und uns dem Kap Malea näherten, höher bauten sich die Wellen auf und erreichten bald schon 1,5-2 Meter Höhe. Um uns war ein reger Schiffsverkehr mit großen Frachtern zu beobachten, die auf ihrer Route von Athen ins Mittelmeer waren. Am Kap mußten wir den Kurs um ca. 90° nach Norden wechseln. Mittlerweile war die Sonne untergegangen und mit ihr schlief auch der Wind ein. Nun kamen die riesen Wellen von schräg vorne und ohne die Stabilität der Segel wurde das Boot ziemlich wüst hin und her geworfen und die Maschine mühte sich gegen die Wellen und die Strömung an. Die Kinder hatten es sich auf dem Cockpit Boden gemütlich gemacht und schliefen rasch ein. Es war eine unangenehme Nachtfahrt bis nach Monemvasia. Zum Glück nahmen die Wellen im Verlauf der verbliebenen 15 Seemeilen kontinuierlich ab und am Ende wurde es etwas erträglicher. Um zwei Uhr nachts liessen wir vor dem Hafen von Monemvasia den Anker fallen. Hier lagen wir ruhig, brachten die Kinder in ihre Kojen und genehmigten uns erstmal ein Bier, ehe wir total erschöpft ins Bett fielen.
Monemvasia - eine Schönheit aus Naturstein
Am nächsten Morgen konnten wir nach dem Aufstehen die Schönheit des Ortes bestaunen, an dem wir in der Dunkelheit gelandet waren. Von dem kleinen Örtchen Monemvasia führt ein Damm ca. 200 Meter zu einer Halbinsel. Diese besteht aus einem hohen Bergplateau. Auf einer Einbuchtung auf der Südseite steht eine kleine Ortschaft. Auf dem Plateau steht nur noch eine Kirche und am höchsten Punkt die Überreste einer Zitadelle. Vor einigen hundert Jahren gab es auch auf dem Plateau eine Stadt, dessen Ruinen teilweise noch zu besichtigen sind. Ein wunderschöner Ort. Nachdem sich der kleine Hafen am Vormittag gelehrt hatte, nutzten wir die Gelegenheit dort einen Platz zu besetzen. Leider wehte es am nächsten Tag richtig stark von vorne auf unser am Steg liegendes Boot so dass einer das Boot hüten musste. In Griechenland legt man rückwärts an und stabilisiert das Boot vorne indem man den Anker gleichzeitig zwei Bootslängen vorher runterlässt. Ein sehr simples Verfahren, wenn man es ein paar Mal gemacht hat. Wichtig ist aber natürlich dass der Anker bei viel Wind hält, denn sonst wird das Boot bei Wind von vorne auf den Steg getrieben. Wir nutzten die Zeit um mal wieder die Proviant- und Gasvorräte aufzufüllen und am Abend fuhren wir auf die Halbinsel und schlenderten durch die wunderschönen verwinkelten Gässchen zwischen den Natursteinhäuschen. Am nächsten Tag hatte der Wind so weit nachgelassen dass wir nach dem Frühstück nochmal auf die Halbinsel fuhren und auf das Plateau wanderten. Von hier hatten wir einen tollen Blick auf die Stadt und das Meer. Wir hatten unsere Drohne mitgenommen und machten ein paar tolle Bilder und Videos. Dann ging es wieder zurück zum Boot und wir liefen aus dem Hafen aus. Hauptsächlich unter Motor ging es weiter in die schöne Ankerbucht Kyparissi. Eine weite Bucht unterhalb von grünen Berghängen. Hier hielten wir uns nicht lange auf und fuhren am nächsten Tag dem 21. August nach einem Strandbesuch am Vormittag weiter. Wir hatten tollen Wind und konnten großteils nur mit dem Blister weiter nach Westen zur Insel Spetsei segeln, wo wir in der weiten Bucht von Zoyioryia ankerten. Die kleine Insel ist wunderschön grün und man merkt die nähe zu Athen. Überall stehen schicke Ferienhäuser und die Anzahl an großen Motoryachten und schicken Segelbooten nimmt deutlich zu. Nach einem kleinen Spaziergang lichteten wir am nächsten Tag den Anker und konnten direkt wieder Segel setzen. Zwischen der Insel Spetsai und dem Festland kreuzten wir gegen den Wind nach Nord-West. Insgesamt acht Wenden mußten wir machen bis wir zwischen der Insel Dokos und dem Festland hindurchfahren konnten und dann vor dem netten Örtchen Ermioni ankerten. Nach diesem tollen Segeltag machten wir einen Spaziergang durch den Ort und liessen den Tag in einer tollen Taverne an der Hafenpromenade ausklingen. Die Speisekarte ist zwar überall sehr ähnlich, aber die Qualität variiert schon erheblich und hier hatten wir mal wieder ein richtig gutes Restaurant gefunden. Am nächsten Tag stand uns nochmal ein etwas längerer Schlag zum griechischen Festland bevor. Leider hatten wir kaum Wind und es wurde eine eher langweilige Tour. Zu Beginn konnten wir zwar noch segeln, doch kam der Wind direkt von Vorne, so dass wir nach einer Weile den Motor als Unterstützung hinzunehmen mussten. Wir wollten an der Küste in einer Bucht ca. 8 sm süd-westlich von Athen am Festland ankern. Doch kurz vor der Küste passierten wir eine kleine Insel Feves und entdeckten auf einer Seite eine recht tief einschneidende Bucht in der schon ein paar Boote lagen. Die Bucht sah so idyllisch aus, dass wir kurzerhand hineinfuhren und mit Anker und Heckleine am Felsen festmachten. Sofort sprangen wir ins Wasser und bewunderten die bezaubernde Unterwasserwelt. Zum Sonnenuntergang verließ ein Boot nach dem anderen die Bucht, bis wir schließlich ganz alleine lagen. In den Karten war die Bucht als Verbotszone ausgewiesen, doch wir riskierten es einfach und wurden glücklicherweise auch nicht behelligt. Am nächsten Morgen machten wir ein paar coole Unterwasseraufnahmen und Lilli versuchte sich auf der "Unterwasserslackline". Später am 24. August fuhren wir die letzten Seemeilen bis Athen, wo wir am nächsten Tag Oma Hanni und Opa Detlef erwarteten.
Die Umrundung der Peloponnes war ein tolles Erlebnis. Die Fahrt war unheimlich abwechslungsreich und uns gefiel besonders die Ruhe und entspannte Atmosphäre auf der gesamten Fahrt.
In der Marina Athen, die sich großspurig „The Megayacht Mooring“ nennt, putzten und wienerten wir unsere Alia und füllten die Vorräte auf. Insbesondere Trinkwasser benötigen wir Unmengen und können eigentlich täglich einen Sechserträger Wasser kaufen. Wir waren daher froh, dass der Supermarkt einen Lieferservice zum Hafen anbot und wir die Wasserflaschen nicht durch die Athener Hitze schleppen mussten. Lilli hatte, wie schon so oft in den letzten Wochen, die große Dose Kleber heraus gekramt und sich unserer Little Alia gewidmet, die immer noch kontinuierlich Luft verlor und auch etwas undicht war, so dass immer etwas Wasser auf dem Boden stand. Zufrieden besserte sie die diversen Defekte aus und war am Ende recht zufrieden mit dem Ergebnis. Nachdem der Mini Tanker am Steg gehalten und uns mit frischem Diesel versorgt hatte, machten wir eine böse Entdeckung. Der schwere Schlauch des Tankwagens lag auf dem Dingi und schrubbte wohl so ungünstig darüber, dass sich das PVC des Dingis am hinteren Holzschott großflächig abgelöst hatte. Nachdem wir den Schaden eingehend begutachtet hatten war klar dass unsere geliebte Little Alia, die uns so gute Dienste geleistet hatte, nicht mehr zu retten war. Lange hatten wir versucht die Wunden und Löcher zu versorgen. Nach dem Lebensmittelgroßeinkauf machten sich Oli und die Kinder auf den Weg um ein neues Dingi zu kaufen. Mit der Straßenbahn fuhren sie die Küste entlang bis zu einer anderen Marina, wo es einige Schiffsausrüster gab. Es gab ein paar unterschiedliche Dingis zu besichtigen und dann mußte eine Entscheidung getroffen werden. Zur Freude der drei Einkäufer fuhr der Verkäufer alle und vor allem das schwere neue Dingi zurück zum Hafen, wo sie stolz die Neuerwerbung Lilli präsentierten. Am Abend recycelten wir unsere alte little Alia und Lilli schnitt unendlich viele kleine und große Flicken aus ihr, so dass wir im Falle eines Loches im neuen Beiboot auf alle Fälle bestens ausgestattet sind.
Oma und Opa kommen an
Am späten Abend freuten wir uns Oma Hanni und Opa Detlef, Olis Eltern an Bord begrüßen zu dürfen. Da die Kinder schon geschlafen hatten, gab es am Morgen des 26. August nochmal ein großes Hallo, als sie die Großeltern begrüßten. Und wie fast alle Besucher hatten wir uns wieder einiges Mitbringen lassen, was Oma und Opa nach dem Frühstück auspackten.
Unsere Abreise aus dem Hafen verschoben wir noch um einen Tag, da auf dem Wasser Starkwind vorhergesagt war und wir unserer neuen Crew nicht direkt eine Sturmfahrt zumuten wollten. Stattdessen fuhren wir zur Flisvos Marina, wo ein paar interessante Museumsschiffe liegen und man ein altes Kriegsschiff besichtigen konnte. Am 27. August legten wir nach dem Frühstück ab. Zunächst ging es ganz gemächlich voran, da das Festland noch Windabdeckung bot. Um so weiter wir uns von der Küste entfernten, um so stärker wurde jedoch der Wind und auch die Wellen erreichten schnell einen guten Meter Höhe. Mit leicht gerefften Segeln düsten wir mit sechs bis teilweise über sieben Knoten zur Nord-Westspitze der Insel Aigina. Von hier aus ging es noch weitere zwei Seemeilen die Westküste der Insel entlang, dann hatten wir die Inselhauptstadt Aigina erreicht. Wir bargen die Segel und ankerten südlich des Hafens zwischen einigen anderen Booten. Am Abend schlenderten wir durch die Straßen der Stadt und entlang der Hafenpromenade, bevor wir in einer kleinen Taverne zu Abend assen. Die Nacht vor Anker war zunächst ruhig, aber am Morgen kam einiges an Schwell in die Bucht und es wurde recht schaukelig. Nach dem Frühstück holten wir daher schnell den Anker ein und setzten die Segel. Bei wenig Wind segelten wir gemächlich mit halbem Wind fünf Seemeilen zur Nachbarinsel Aiginistra hinüber. Hier ankerten wir in einer wunderschönen Bucht, der eine kleine Insel vorgelagert ist. Die Bucht war rundum gesäumt mit Pinienbäumen was eine wirklich hübsche Kulisse darstellte. Im Halbrund lagen wir an der Landleine mit einigen anderen Segelbooten und ein paar dicken Motoryachten. Als kleine Besonderheit bot die Taverne in der Nachbarbucht einen kostenlosen Taxiservice mit einem Boot an, von dem wir zum Abendessen gerne Gebrauch machten. Wir und vor allem Jakob genoss den Luxus mal in einem Dingi mit Steuerstand zu fahren.
Am nächsten Tag herrschte absolute Flaute und so fuhren wir unter Motor die wenigen Seemeilen zurück zur Insel Aigina und legten etwas weiter südlich als am Vortag in der Marina in Perdika an. Die kleine Stadt liegt auf einer Landzunge, an dessen Spitze sich ein kleines Wäldchen und eine Kirche befinden. An der Hafenpromenade laden etliche Tavernen zum Abendessen ein, aber wir kochten diesmal selbst, während die Großeltern mit den Kindern am kleinen Stadtstrand badeten.
Da es am Abend ordentlich wehte hatte sich eine beachtliche Welle gebildet, die uns am nächsten Tag eine ziemlich ungemütliche Überfahrt nach Poros bescherte. Ohne die Stabilität, die windgefüllte Segel dem Boot geben, lassen Wellen das Boot unkontrolliert von einer zur anderen Seite schaukeln. Nach zwei Stunden wurden wir dafür mit einer wunderschönen Zufahrt auf Poros belohnt, die zu den schönsten Ansteuerungen in Griechenland zählt. Von Westen kommend biegt man um die Süd-West Spitze der Insel und sieht in einiger Entfernung die Stadt auf einem Hügel malerisch vor sich liegen. Auf der Nordseite erhebt sich die Insel Poros, auf der Südseite, durch eine schmale Meerenge vom Pellepones getrennt, erhebt sich ein langgezogenes Bergmassiv. Ringsherum um die Stadt liegen unzählige Boote aller Größen und auch wir suchten uns ein Plätzchen. Vom Boot aus konnte man den ganzen Tag ankommende Boote beobachten, die es am Nachmittag immer schwerer hatten noch einen freien Platz zu finden. Dabei kam es häufig zu Ankersalat, wenn sich der neu ausgebrachte Anker mit den schon liegenden Ankerketten verhedderte. Für die nicht betroffenen ein interessantes Schauspiel, für die Betroffenen ziemlich nervig, weil sie häufig erneut ankern mußten, wenn ihr Anker abgeräumt wurde. Wir blieben zum Glück verschont und konnten in aller Ruhe durch die Stadt spazieren.
Für den nächsten Tag war starker Wind auf See angekündigt, dem wir uns nicht aussetzen wollten., so dass wir nur eine Seemeile vom Anleger entfernt in eine Ankerbucht fuhren, wo wir badeten und einen kleinen Strand ganz für uns alleine hatten.
Ab in die Kykladen
Am 3. September flaute der Wind wieder ab wir verliessen schon vor Sonnenaufgang den Ankerplatz. Wir fuhren vorbei an der Stadt und den anderen Segelbooten durch die malerische Meerenge zwischen Poros und dem Festland. Dann erreichten wir wieder das weite offene Wasser und konnten in weiter Ferne die ersten Inseln der Kykladen ausmachen. Zunächst herrschte Flaute und ein paar Stunden fuhren wir unter Motor in den Sonnenaufgang. Auf dem Meer ist hier einiges los. Es herrscht reger Schiffsverkehr mit großen Frachtern unterschiedlichster Bauart und Fähren, die zwischen Athen und den Kykladen hin- und herfahren. Nach vier Stunden kam endlich Wind auf, so dass wir die Segel setzten konnten und mit sechs Knoten Richtung Kythnos segelten, das wir nach 47 Seemeilen und acht Stunden am Nachmittag erreichten. Wir ankerten in der Fikiadha Bucht auf der Westseite der Insel vor einem schönen Sandstrand in glasklarem Wasser. Das besondere an dieser Bucht ist, das der Sandstrand wie eine Brücke die Insel mit einer vorgelagerten Halbinsel verbindet und sich dadurch eine Doppelbucht bildet. Den nächsten Vormittag verbrachten wir am Strand, ehe wir uns auf den Weg auf die Ostseite der Insel machten. Wie die meisten Kykladen Inseln ist auch Kythnos karg und gebirgig. Es wächst kaum ein Strauch und nur vereinzelt sieht man mal einen einsamen Baum. Als wir die Ankerbucht verliessen wehte in der Abdeckung der Insel ein angenehmer Wind. Vorsorglich setzten wir das Großsegel im 1. Reff, was sich wenig später als weise Voraussicht zeigte. Kaum hatten wir die Windabdeckung der Insel verlassen wehte es mit über 20 Knoten und es hatte sich in der Meerenge zwischen Kythnos und der nördlich gelegenen Insel Kea eine ordentliche Welle aufgebaut. Da der Wind genau aus der Richtung wehte, in die wir wollten, segelten wir zunächst auf die Südküste von Kea zu. Nach einer Stunde wildem Ritt über die Wellen mit ordentlich Krängung konnten wir den Kurs Richtung Nordspitze von Kythnos setzen, rollten die Genua ein und fuhren mit Motorunterstützung weiter. Kaum hatten wir die Nordspitze gerundet schlief der zuvor aus nord-östlicher Richtung wehende Wind ein und wir mußten die letzten zwei Seemeilen bis in den Hafenort Loutra motoren, wo wir im kleinen Stadthafen anlegten. Die Stadt mit ihren weißen Häuschen ist ein kleines verschlafenes Touristennest mit einer Reihe Tavernen rund um das Hafenbecken. Das besondere ist eine heiße Quelle, die am kleinen Stadtstrand ins Meer läuft. Ein paar aufgetürmte Steine verhindern, dass sich das heiße Quellwasser direkt mit dem Meerwasser vermischt. Je nachdem wie nah man sich dem Zustrom nähert kann man die Temperatur des Wassers variieren. Am Zustrom sind es geschätzte 70°C. Am nächsten Morgen legten wir uns in dieses herrliche Becken und entspannten unsere Muskeln, ehe es weiter nach Norden ging.
Von der Insel Kythnos nach Kea
Wir verliessen den Hafen und fuhren mit nördlichem Kurs Richtung Ostseite von Kea. Diese Insel ist noch deutlich schroffer und höher als Kythnos. Die Ostseite fällt steil ins Meer ab. Wiederum kam der Wind als wir die Nordspitze von Kythnos passiert hatten. Diesmal kam er allerdings genau aus der Gegenrichtung als am Vortag, also von schräg hinten. Blisterwind! Endlich konnten wir Oli´s Eltern unser schönes großes buntes Segel präsentieren. Bis zur Nord-Ost Spitze von Kea hatten wir herrlichsten Segelwind. Erst auf den letzten Meilen bis in die Ankerbucht Otzias auf der Nordseite der Insel mußte die Maschine nachhelfen. In der tief in die Insel einschneidenden Bucht ankerten wir vor einem langen Sandstrand. Während die Großeltern sich netterweise ums Abendessen kümmerten, fuhren wir schnell nochmal an den feinen Sandstrand um die restlichen Energiereserven der Kinder zu verbrauchen.
Am nächsten Vormittag fuhr dann nochmal die gesamte Crew an den Strand. Wie so häufig standen am Strand Tamariskenbäume, die nicht nur schön aussehen, sondern auch wunderbaren Schatten spenden. Wir richteten uns jedoch auf Liegen einer Strandbar ein, buddelten im Sand, schwammen und tauchten und die Kinder unternahmen eine Schatzsuche mit den Großeltern. Zum Mittag ging es wieder zurück zum Boot und dann schnell ein kleines Stück weiter nach Westen um die Insel herum in den Haupthafen der Insel, Korissia. Ebenfalls ein ganz entspannter Stadthafen mit einer Auswahl an Tavernen an der Promenade. Am Nachmittag liessen wir uns mit einem Taxi in die Inselhauptstadt Kea fahren, die hoch oben in den Bergen liegt. Wir schlenderten durch die engen Gassen und genossen alle paar Meter einen neuen tollen Ausblick auf die Stadt und die Küste. Auf einem alten Steinweg spazierten wir aus der Ortschaft heraus vorbei an einem orthodoxen Friedhof bis zu einem uralten in Stein gehauenen Löwen. Der Weg war gesäumt von Feigenbäumen und wir genossen es immer wieder mal eine zu pflücken und zu naschen. Zum Abendessen waren wir wieder zurück im Hafen.
Dann folgte auch schon der leider letzte Segeltag mit den Großeltern, der leider eine unspektakuläre Motorfahrt wurde. Wir verliessen den Hafen in Korissia und fuhren ohne Wind und Welle vier Stunden zurück ans Festland in die Bucht von Porto Rafti. In der weitläufigen Bucht stehen die Wochenendhäuser der Athener. Vom Wasser aus nicht besonders attraktiv, aber ein Landgang am Abend stimmte uns etwas versöhnlicher. Am nächsten Tag hieß es dann am Morgen schon wieder Abschied nehmen.
Es war eine sehr schöne Zeit mit Oma Hanni und Opa Detlef und wir sind überzeugt aus Hanni noch eine Seglerin zu machen. Diesmal trotz teilweise anspruchsvoller Verhältnisse keine Seekrankheit - Respekt!
Vielen Dank für Euren Besuch!
Am Mittwoch den 06. September verabschiedeten wir in Porto Rafti Oli´s Eltern und Oli hatte eine Verabredung mit einer griechischen Zahnärztin, da ihm ein Backenzahn abgebrochen war. Es ging alles gut und wir konnten gegen Mittag den Anker lichten und segelten aus der Ankerbucht zurück Insel Kythnos. Wir hatten herrlichen Segelwind und konnten wunderbar die ungefähr 40 Seemeilen in den Hafen von Loutra segeln, wo wir bereits vor drei Tagen waren. Nachdem wir am Vortag recht wenig Wind hatten, ging es diesmal eher sportlich zur Sache. Mit etwas Welle kamen wir kurz nach Sonnenuntergang im Hafen an und legten uns im Päckchen an ein anderes deutsches Segelboot, dass ebenfalls gerade in den vollen Hafen fuhr. „Päckchen“ macht man wenn der Hafen voll ist und heißt, dass man sich nicht an den Steg legt sondern seitlich an ein Boot, dass bereits am Steg festgemacht ist. Also in zweiter oder wie bei uns sogar in dritter Reihe. Unser Bootsnachbar, der deutsche Skipper Mario mit dem wir zusammen Abendbrot aßen ist ein echter Kykladenkenner, so dass wir uns einige Tipps holten und uns für den nächsten Tag in der Ankerbucht vor Syros verabredeten. Am Morgen paddelten Lilli, Jakob und Emily noch einmal zu der heißen Quelle in Loutra, bevor wir uns bei recht wenig Wind und erstaunlich ruhigem Wasser auf den Weg zum Zentrum der Kykladen, der Insel Syros machten.
Segeln in den Kykladen ganz ohne Meltemi
Wir konnten erst mit Großsegel und Genua und dann später mit unserem Blister gemütlich mit 3 Knoten zu einer schönen Ankerbucht im Westen der Insel segeln. Erstmals starteten wir die Drohne während der Fahrt unter Segel aus Lilli´s Hand. Die Bilder wurden wunderschön. Später hängten wir uns an eine Leine und liessen uns bei gut drei Knoten Fahrt hinter dem Boot herziehen. Eine große Freude für uns alle. Wir waren erstaunt wie schnell sich drei Knoten im Wasser anfühlen. Am Abend ankerten wir in einer Bucht auf der Westseite der Insel Syros und trafen uns abends noch auf einen Drink bei uns an Bord mit Mario und seinem Mitsegler.
Am 08. September machten wir uns bei sehr wenig Wind auf den Weg weiter nach Osten. Nur einen Teil der Strecke konnten wir sehr gemächlich segeln und mussten den Rest unter Motor zurücklegen. Immer wieder kam uns in Erinnerung, dass noch vor zwei Wochen der wirklich starke Meltemi herrschte und wir uns ein Segeln in den Kykladen bisher nur schlecht vorstellen konnten. Der Meltemi ist ein starker Sommerwind in den Kykladen, der gerne auch auf Sturmstärke anwächst und über mehrere Tage und Nächte aus Nordost weht. Gegen Mittag ankerten wir in einer kleinen einsamen Bucht im Westen der Insel Rinea, westlich von Mykonos. Außer uns war nur noch eine griechische Familie mit ihrem kleinen Motorboot da, die später die Bucht verliesen und dann waren wir alleine mit einigen Ziegen und Schafen. Wir verbrachten den restlichen Tag am Sandstrand mit Buddeln, Bauen und Schnorcheln. Es war eine ruhige gemütliche sternenklare Nacht und das einzige was wir hörten waren die Glöckchen der Schafe und Ziegen von der Insel. Am nächsten Morgen war das Wasser so klar und glatt, dass man die Fische im Seegras schwimmen und die Muscheln auf dem Grund liegen sehen konnte. Welch eine Idylle.
Little Venice, Windmühlen und Musik in Mykonos
Aus der Abgeschiedenheit ging es am nächsten Tag die knapp zehn Seemeilen zu der bekannten Insel Mykonos. Wir ankerten in erster Reihe vor dem malerischen „Little Venice“ in der Nähe von den berühmten fünf Windmühlen direkt vor der schönen Altstadt von Mykonos Stadt. Weiß gekalkte Häuschen mit bunten Klappläden und Holztüren, schmale Gassen und eine Vielzahl an Cafés, Geschäften und Touristen prägen Mykonos. In der Nähe des Alten Hafens konnten wir gemeinsam mit einigen anderen Touristen den bekanntesten Bewohner von Mykonos, einen Pelikan bewundern. Nach einem gemütlichen Abendessen auf dem Boot und einem wenig spektakulären Sonnenuntergang, da die Wolken diesig über den Inseln hingen, fuhren wir mit dem Dingi noch für einen maßlos überteuerten Cocktail in die Stadt, bevor wir uns in unserer Koje noch bis weit in die Nacht die Partymusik der Stadt anhören mussten. In der ersten Reihe ankern ist zwar schön aber nachts auch besonders laut. Am 10. September fuhren wir nach einem Badestopp an der Südsseite der Insel Mykonos weiter zu unserer nächsten Kykladeninsel Paros (in Erinnerung an das griechische Restaurant neben Lilli´s Uni in München). Wir ankerten in der nordwestlichen Bucht nahe der Stadt Naoussa direkt neben einer kleinen Hallberg Rassy 34. Am nächsten Morgen erfrischten wir uns noch vor dem Frühstück im klaren Wasser und machten danach eine kleine Wanderung durch die Felsen im Paros Park, einer Halbinsel im Norden der Insel, die ein Naturschutzgebiet ist. Es präsentierte sich uns eine schöne Landschaft mit vielen unterschiedlichen Felsen und erstaunlich guten Wanderwegen. Aus der Ferne konnten wir einen hübschen Leuchtturm sehen und hatten einen tollen Blick über die Bucht von Naoussa. Am Nachmittag fuhren wir in den nahegelegenen Hafen von Naoussa, um uns vor dem angekündigten etwas stärkeren Wind zu verstecken. Nach einem kleinen Lebensmitteleinkauf schlenderten wir durch die kleinen weißen Gassen und genossen den griechischen Scharm. Wir bekamen ein unheimlich leckeres Abendessen (Emily liebt Greek Salat, aber da wollte sie unbedingt Lilli´s „Chicken with Honey, Sage and Safran Rice“ - das war aber auch echt lecker). Paros als Insel und Naoussa als Stadt hat uns sehr positiv überrascht - gerade im Vergleich mit Mykonos liegt Paros ganz klar vorne. Wir blieben noch eine weitere Nacht, gingen an den Strand, schlenderten durch die Stadt und Jakob bekam einen neuen südländisch sommerlichen Haarschnitt. Am 13. September machten wir alles Klarschiff und fuhren endlich wieder aus dem Hafen raus aufs Wasser. Leider hatten wir uns den letzten Tag vor dem Wind versteckt und dann, als wir wieder losfuhren war keiner mehr da. Wir zeigten guten Willen und trotz nur sehr leichtem Wind segelten wir immerhin einen Teil der Strecke. Vorbei an Antiparos fuhren wir in die gemütliche Bucht zwischen der Insel Despotiko und Antiparos wo wir in einer großen weitläufigen Bucht in absoluter Ruhe neben ein paar wenigen anderen Segelbooten ankerten. Wir machten einen Ausflug auf die Insel Despotiko, die außer von ein paar Schafen, Ziegen und Maultieren nicht bewohnt ist. Interessant war ein großes eingezäuntes Gebiet, auf dem einige Menschen eine alte Siedlung wieder aufbauten. Die alten Grundmauern konnten wir noch sehen und aus Mamor wurden gerade die ersten Säulen und Steine wieder aufgerichtet. Am nächsten Tag räumten wir ein bisschen das Boot auf und fuhren an den Strand auf Antiparos. Feiner Sand und schöne Steine mit klarstem Wasser. Nach einem Kaffee und Eis ging es wieder aufs Boot und nach einem leckeren Abendessen für die Kinder ab ins Bett. Wir konnten die sternenklare Nacht mit der Milchstraße direkt über uns bewundern.
Feenstaub und Glitzerstrand - Vathy Beach auf Siphnos
Am Morgen des 15. September machten wir uns bei gemütlichem Wind daran aus der Bucht zu fahren. Direkt nach Bergen des Ankers setzten wir unseren Blister und fuhren mit 3-4 Knoten gemächlich aus der Bucht. Richtung Siphnos, unserem nächsten Ziel mussten wir den Kurs nach Westen setzen. Den Blister schaffen wir (Lilli) mittlerweile in 5 Minuten :-) Leider drehte der Wind und flaute später soweit ab, dass wir nach kurzer Zeit unseren Blister bergen mussten und mit Groß und Genua unter Motorunterstützung die Reststrecke zurücklegten. Unser nächstes Ziel war eine Empfehlung von „Skipper Mario“, den wir in Loutra kennengelernt hatten. Vathy Beach im Südwesten der Insel Siphnos ist eine kleine malerische Bucht die man leicht übersehen kann, wenn man mit dem Boot entlang der Westküste der Insel fährt. Zwischen den Felsen der Küste öffnet sich eine schmale Einfahrt in die dahinter liegende tropfenförmige Bucht. Eingerahmt ist die Bucht von 200m hohen, grünen Berghängen. Es gibt eine kleine Siedlung mit schönen Tavernen unter Bäumen direkt am Wasser und ein großes neues Appartementhotel. Wir ankerten auf feinstem Sand zwischen ein paar wenigen anderen Segelbooten und fuhren zügig mit unserem Dingi an den Glitzerstrand. Mario hatte nicht zu viel versprochen, denn nicht nur der Sand sondern auch das Wasser glitzerte in den schönsten Farben. Dem Sand aufgelagert war eine Schicht von silbernem Glitzerstaub, die bei jeder Welle und Bewegung des Wassers aufgewirbelt wurde und das Wasser zum Glitzern brachte. Faszinierend nicht nur für die Kinder. Dieser Strand war auf jeden Fall einer der schönsten unserer Reise, wenn nicht sogar der Schönste. Am nächsten Tag gingen wir schon vor dem Frühstück vom Boot aus ins Wasser, nachdem Oli vom joggen zurück kam. Nach dem Frühstück warf Jakob seine kleine Angel aus. Unserer Optimismus hielt sich in Grenzen, da wir in letzter Zeit nicht besonders viel Anglerglück hatten, doch bereits nach wenigen Minuten hatte Jakob einen Teil unseres Abendessens am Haken. Den Rest Tag verbrachten wir am Strand mit Schnorcheln, Schwimmen und Buddeln. Lilli baute mal wieder ihre Lieblingssandtiere - eine ganze Schildkrötenfamilie aus Glitzersand verziert mit den schönsten Steinen. Am nächsten Tag fuhren wir noch einmal mit dem Dingi an den Strand bevor wir uns bei herrlichstem Segelwind auf den Weg zur Insel Milos machten. Wir hatten einen tollen Segeltag und mussten erst kurz vor dem Hafen den Motor anmachen.
Die Insel Milos
Am 18. September nahmen wir uns in der Hafenstadt Adamas auf Milos einen kleinen Mietwagen, mit dem wir die Insel erkundeten. Die Badesachen wurden eingepackt und nachdem wir in einer typischen griechischen Bäckerei gefrühstückt und uns für das Mittagessen versorgt hatten, fuhren wir los zum Sarakiniko Beach. Bekannt auch als Mondlandschaft auf Milos, denn die im Norden der Insel liegenden weißen, sehr glatten Kalkfelsen erinnern an den weißen Mond. Eine beeindruckende Kulisse und ein außergewöhnlich schöner Badestopp mit vielen Fischen, die sich neben den Touristen im Wasser tummelten. Nachdem wir uns noch die Katakomben angeschaut hatten, die an einer Stelle in den Kalkstein geschlagen wurden, fuhren wir die Nordküste weiter an einigen Stränden vorbei, in eine kleine Stadt und dann weiter zu einem tollen Strand an der Südseite von Milos. Am Abend machten wir einen Spaziergang zu einer Kirche oberhalb des Bergdörfchens Plaka und beobachteten mit vielen anderen Touristen den wunderschönen Sonnenuntergang hinter der Nachbarinsel Antimilos. Jakob war so müde, dass er beim Abendessen in einer Taverne in der schönen Bergstadt auf Lilli´s Schoß einschlief und zurück zum Auto getragen werden musste. Am nächsten Morgen fuhren wir mit etlichen anderen Segelbooten aus dem Hafen, wovon die meisten Tagesausflugsboote waren. Anders als üblich handelte es sich allerdings nicht um Motorboote, sondern um Segelboote, kaum größer als unseres, auf denen sich bis zu 30 Personen aufhielten. Aus der Bucht von Milos fuhren wir vorbei an den bunt angestrichenen Fischerhäusern von Klima und um die Nordwestspitze die Küste Richtung Süden entlang. Wir ankerten vor der schroffen Felsenküste vor den Höhlen von Sykia und machten mit dem Dingi eine kleine Entdeckungstour. An einer Stelle konnte man mit dem Dingi durch einen Tunnel in eine kleine kreisrunde von Felsen eingerahmte Bucht fahren. Wir schwammen und tauchten ausgiebig in der spektakulären Kulisse, ehe wir zum Boot zurückfuhren. Nach dem Mittagessen ging es zu der Bucht von Kleftiko. Hier, an der Südküste von Milos, ist die weiße Kreidefelsenküste zerklüftet mit zahlreichen kleinen Buchten und Höhlen. Mit dem Dingi machten wir eine große Tour. Wir fuhren in Höhlen und durch enge Tunnel, die das Meer in den weichen Fels gefressen hatte.
Nachtfahrt nach Perdika und unser erster Ankersalat
Erst am Nachmittag lichteten wir den Anker, verabschiedeten uns von den Kykladen und machten uns an die Überfahrt in den saronischen Golf. Die Kykladen Inseln haben uns sehr gut gefallen, für Segler sind sie ein Paradies. Es gibt unzählige Möglichkeiten zu ankern, oder in Häfen anzulegen und die Inseln liegen so dicht beieinander, dass man nie weite Strecken zurücklegen muß. Wir hatten Glück, denn der „Meltemi“, der dieses Jahr wohl besonders stark geweht hatte, hatte genau in den Wochen in denen wir die Kykladen besegelten eine Pause eingelegt.
Auf der Überfahrt konnten wir nach einer Stunde nach südlicher Passage der kleinen Insel Antimilos mit aufkommendem Wind Segel setzen und nach weiteren 1 1/2 Stunden wechselten wir die Beseelung gegen den Blister. Mit achterlichem Wind segelten wir mit fünf bis sechs Knoten in den Sonnenuntergang assen eine köstliche Spaghetti Bolognese und schauten später alle zusammen den Animationsfilm „Monster AG“. Die Kinder fielen nach dem anstrengenden und erlebnisreichen Tag todmüde in die Kojen und wir genossen eine weitere wunderbare Nachtfahrt unter tausenden Sternen. Leider mußten wir ab halb 12 wieder motoren, da der Wind eingeschlafen war. Erst weitere sechs Stunden später fuhren wir nach 78 Seemeilen in die Bucht vor der Stadt Perdika auf der Insel Aigina und ankerten vor dem Hafen. Nach einer äußerst kurzen Nacht legten wir am 20. September am Steg des kleinen Stadthafens an, wo wir einige Wochen zuvor schon mit Oli´s Eltern gelegen hatten. Den Tag verbrachten wir an dem kleinen beschaulichen Stadtstrand. Nachdem wir am Abend in einer Taverne mal wieder die griechischen Vorspeisen genossen hatten, frischte der Wind stetig auf und blies bald mit 30 Knoten auf den Steg und die daran liegenden Boote, unter anderem unsere Alia. Die Nacht wurde ziemlich unentspannt und wir konnten die Nachbarschiffe beobachten, wie das ein oder andere mit dem Anker kämpfte. Wir waren froh als es Morgen wurde und wir uns zügig zum Ablegen fertig machen konnten. Da der Wind gegen nachmittag eher noch stärker werden sollte, wollten wir uns möglichst früh auf den Weg machen. Beim Einholen des Ankers mussten wir feststellen, dass der Anker unseres Nachbarbootes, sowie eine Mooringleine über unserem Anker hing und uns somit daran hinderte diesen hochzuziehen. Der Skipper des Nachbarbootes kam uns glücklicherweise mit seinem Dingi zu Hilfe und so konnten wir gemeinsam unseren Anker befreien und dann aus dem Hafen fahren. Das Großsegel setzten wir im zweiten Reff und konnten so zusammen mit der Genua nach Nordost in Richtung Korfos fahren. Vorbei an Aiginistra, wo wir mit Oma Hanni und Opa Detlef bereits waren fuhren wir durch die Wellen. Die Fahrt wurde recht ungemütlich, so dass wir unsere Sprayhood ausklappten und uns unter dem Bimini versteckten, um nicht vom Salzwasser geduscht zu werden. Wir sahen einige andere Segelboote, die unseren Kurs kreuzten oder in eine ähnliche Richtung unterwegs waren. Als wir in die Bucht vor Korfos, an der Nordost Ecke des Pellopones, einbogen konnten wir vor einer großen Fischfarm eine Delfinschule beobachten, die sich in etwas Entfernung im Wasser tummelte und uns eine schöne Vorstellung präsentierte. Vor Korfos nahm der Wind deutlich ab und wir konnten unter ruhigen Bedingung vor der kleinen Stadt und dem Stadtkai ankern. Hier war das Ende der Saison schon deutlich zu spüren, denn nur einige wenige andere Segler lagen am Kai und die Geschäfte und Tavernen hatten zum Großteil geschlossen oder wirkten ausgestorben.
Corinth Canal - going through from East to West
Am 23. September machten wir morgens das Boot klar. Oli putzte die salzverkrusteten Scheiben, wir klappten das Bimini herunter und bereiteten uns auf die Passage des Corinth Canal vor. Mit dem Dingi fuhren wir von unserem Ankerplatz an Land, um für die Durchfahrt zu bezahlen und uns bei der mega freundlichen Canal Authority anzumelden (Emily und Jakob wurden während der Wartezeit mit Schokolade versorgt und bekamen jeder zum Abschied noch eine Packung Kekse). Unsere beiden Blondschöpfe haben schon so einige Male die Herzen der Griechen verzaubert. Nach einem kleinen Mittagessen wurden wir über Funk aufgefordert unseren Anker zu lichten und uns Richtung Kanaleinfahrt zu bewegen. Als erstes von drei Segelbooten fuhren wir in und durch den Corinth Canal. Fotos sagen mehr als tausend Worte. Die Fahrt war beeindruckend und lohnenswert, wenn auch nicht unbedingt preiswert. Aber den anderen Weg um die Peloponnes kannten wir ja schon. Bei herrlichem Sonnenschein fuhren wir durch den schmalen Kanal mit türkisfarbenem Wasser und an beiden Seiten steil emporragenden Felsen. In regelmäßigen Abständen ist der Kanal oder von oben betrachtet die Schlucht von Brücken überzogen. Grüne Pflanzen schmücken an einigen Stellen die Felswände und vermitteln den Eindruck einer schönen Oase. Der Kanal ist an der Ost- und Westseite durch eine absenkbare Autobrücke abgeschlossen, die für den Bootsverkehr geöffnet wird. Als wir den Kanal auf der Westseite verliessen kam der Wind genau aus der Richtung in die wir fahren wollten, so dass wir die zehn Seemeilen nach Kiato mit dem Motor fuhren. Nach zwei Stunden erreichten wir den Hafen und legten längsseits neben dem deutschen Stahlsegelboot NOMAD an. Kiato ist eine nicht besonders attraktive kleine Stadt, in der wir die Nebensaison doch schon deutlich spürten. Der Hafen war eigentlich nur ein Steg ohne jeglichen Service, dafür aber auch kostenlos. Was diesen Hafen, wie so viele in Griechenland ausmacht sind eine erhebliche Anzahl an Anglern, die sich über die Mole verteilen. Jakob ist so interessiert, dass er sich stundenlang damit beschäftigen kann von einem Angler zum nächsten zu gehen, sich die Köder anschaut und versucht eine Unterhaltung aufzubauen. Da unsere Vorräte an Obst und Gemüse nahezu aufgebraucht waren, gingen wir zu einem wirklich gut sortierten Händler und kauften eine Menge Vitamine für die nächsten Tage, die uns freundlicherweise mit dem Motorroller zum Boot gebracht wurden. Am Abend gingen wir in einer kleinen Taverne essen und froren zum ersten Mal seid langem wieder, da wir nichts langärmliges zum überziehen mitgenommen hatten. So langsam kommt auch hier der Herbst an und abends reicht es nicht mehr nur ein Top und eine kurze Hose an zu haben. Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg nach Trizonia, einer kleinen Insel ungefähr 40 Seemeilen entfernt. Wir konnten einen Großteil der Strecke mit unserem Blister segeln und genossen die Fahrt bei Sonnenschein durch den Golf von Corinth. In Trizonia legten wir seitwärts am Kopf des Steges neben einer anderen Hallberg Rassy an. Am nächsten Morgen standen wir beide früh auf, denn Oli wollte joggen gehen und Lilli hatte sich für 7 Uhr mit unseren Nachbarn Klaus, Hannelore und Arthur zum Yoga auf dem Steg verabredet. Jakob versuchte für das Abendessen einen Fisch zu angeln, während Emily ihren Schönheitsschlaf hielt. Nachdem wir uns den kleinen Ort Trizonia angesehen hatten legten wir ab. Kurz vor uns hatte ein anderes Segelboot den Hafen verlassen und segelte mit gesetzter Genua in die gleiche Richtung wie wir. Wir entfalteten neben dem anderen Boot unseren Blister und die Regatta begann. Zu Beginn waren wir noch im Windschatten der Insel Trizona und segelten gemächlich dahin. Langsam schoben wir uns am anderen Boot vorbei. Als wir den Windschatten der Insel verliessen hatten wir schon gute drei Bootslängen Vorsprung und wir beschleunigten auf 5-6 Knoten, später mit zunehmendem Wind wurden es 7. Das andere Boot war bald nur noch ganz klein hinter uns zu sehen … ein herrlicher Segeltag. Nach 17 Seemeilen in Richtung Westen im Golf von Corinth lag vor uns der Hafen von Navpaktos, der zu den best erhaltenen mittelalterlichen Häfen des Mittelmeeres gehört. Das kleine Hafenbecken ist von einer Verteidigungsmauer eingerahmt und bietet nur einer Handvoll Jachten auf engstem Raum Platz. Wir trauten uns hinein und legten mit Buganker rückwärts an einer der drei Molen an. Landseitig wird der Hafen von Bars, Cafés und Tavernen eingerahmt, deren zahlreiche Besucher unser Anlegemanöver beobachteten. Zum Glück gaben wir uns keine Blösse. Am Nachmittag wanderten wir zur 200 Meter über der Stadt gelegenen Burgruine. Leider war genau an diesem Tag Ruhetag, aber wir hatten eine tolle Aussicht auf die Stadt und den Golf von Corinth bis zur Rion-Adirrion Brücke. Später assen wir mit Blick auf unser Boot im Hafen.
Am nächsten morgen liessen wir bei Sonnenaufgang die Drohne über den Hafen und die Stadt fliegen und es gelangen ein paar tolle Aufnahmen. Dann legten wir ab und nahmen Kurs auf den Golf von Patras. Dieser ist durch die riesige lange Brücke vom Golf von Corinth getrennt. Fünf Seemeilen vor Erreichen der Brücke muß man Funkkontakt aufnehmen und bekommt dann mitgeteilt zwischen welchen Pfeilern man durchzufahren hat. Die Brücke gibt ein tolles Fotomotiv ab und wir hatten Glück auch noch tolles Licht und ein paar Wolken als Kontrast am Himmel abzubekommen. Die restliche Strecke der Strecke nach Mesolongi verlief unspektakulär. Wind hatten wir nicht und so Motoren wir, bis wir quer ab die Einfahrt zum Kanal entdeckten, der in die Bucht von Mesolonghi führt, wo wir ankerten. Andere Segler hatten ganz positiv von dem Ort berichtet, aber uns gefiel es hier nicht, was auch daran liegen mag dass die Promenade und die Stadt wie ausgestorben wirkten. Mag sein dass in der Saison mehr Flair in der Bucht zu finden ist.
Am 27. September lichteten wir noch vor Sonnenaufgang den Anker. Jakob wurde wie eigentlich immer vom Motorgeräusch wach und kuschelte sich zu uns ins Cockpit, während Emily in der Bugkajüte noch etwas weiterschlief. Die Sonne ging langsam hinter den Bergen auf als wir durch den Kanal zurück in den Golf von Patras fuhren. Wie am Vortag hatten wir leider wieder Windstille und mussten 60 Seemeilen motoren. Erst als wir in die tiefe Bucht von Argostoli einbogen konnten wir nochmal die Segel setzen und eine Dreiviertelstunde segeln, bis wir gegen Mittag den Stadtkai der Stadt Argostoli erreichten. Mit Buganker legten wir neben einigen anderen Segelbooten an und freuten uns auf unseren Besuch am nächsten Tag.
Der Herbst beginnt auch in Griechenland
Am Nachmittag des 28. September kamen unsere Freundinnen Therese und Ina aus Deutschland zu uns an Bord. Wir hatten zuvor das Boot geputzt, Wasser aufgefüllt und die Vorräte an Obst Gemüse, Bier und Lebensmitteln aufgefüllt. Um uns die Zeit bis zu ihrer Ankunft etwas zu vertreiben flitzten Jakob und Emily mit Laufrad und Roller den Steg auf und ab. Zu unserer Freude stellten wir fest, dass auch im Hafenbecken von Argostoli einige große Schildkröten leben, die sich gerne von den Fischern füttern ließen.
Als Therese und Ina ankamen zeigten Jakob und Emily ihnen erstmal stolz unser kleines zu Hause der letzten Monate. Wir genossen die letzten Sonnenstrahlen und die verbliebene griechische Wärme, denn schon kurz nachdem wir unseren Besuch begrüßt hatten zogen dicke Wolken auf und der Himmel färbte sich dunkel. Wenig später begann es wie aus Kübeln zu schütten. Solch einen Regenschauer hatten wir seit Monaten nicht mehr gesehen. Leider wirklich ungünstig für Therese und Ina, denen hatten wir noch so von unserem andauernden Sommer vorgeschwärmt. Nachdem sich der Regen gelegt hatte gingen wir für unsere Verhältnisse dick eingemummelt in eine griechische Taverne zum Abendessen. Auf dem Rückweg regnete es schon wieder und wir hofften alle, dass der nächste Tag sonniger werden würde. Am nächsten Morgen beschlossen wir eine weitere Nacht in Argostoli am Stadtkai zu bleiben, da sehr starker Wind vorhergesagt war und wir unsere Gäste erstmal schonen wollten. Am Morgen zeigten wir Therese und Ina die Schildkröten am Kai und waren auch selbst mal wieder begeistert von diesen großen Meerestieren. Bei Sonnenschein unternahmen wir einen schönen Spaziergang die Küste entlang. Die Wolken verzogen sich und wir konnten so langsam unsere warmen Klamotten ablegen. Wir liefen vorbei an wunderschönen Buchten mit kristallklarem Wasser zurück in den kleinen Touristenort Argostoli.
Ship Wreck Bay die zweite - dramatisch schön
Am 30. September legten wir ab und fuhren Richtung Zakynthos. Wir hatten recht böigen Wind, setzten das Groß im 1. Reff und segelten gemütlich aus der Bucht. Der Wind wurde deutlich schwächer, so dass wir die Segel schon fast wieder eingeholt hätten, als wir von jetzt auf gleich im Kanal zwischen den beiden Inseln Kefalonia und Zakythos starken Wind bis 26 Knoten und ordentliche Wellen mit bis zu 2 Metern Höhe hatten. Wir holten das Vorsegel ein und fuhren mit Motorunterstützung hart am Wind sportlich unserem Ziel der Ship Wreck Bay entgegen. Die gemütliche Fahrt wurde schaukelig, Gischt spritzte uns Salzwasser ins Gesicht, so dass wir unsere Sparyhood ausklappten. Bei ordentlich Schräglage zeigten sich unsere Besucher tapfer und richtig angetan vom Segeln. Leider sollte es die einzige Strecke unter Segel sein, die wir unseren Freunden zeigen konnten. Nach einer Fahrt von mehreren Stunden konnten wir aus der Entfernung den weißen Strand und das daraufliegende Schiffswrack erkennen. Bei deutlich ruhigeren Bedingungen und wenig Wind ankerten wir vor türkis farbigem Wasser in der Navarino Bucht in erster Reise vor dem gestrandeten Schmugglerschiff. Im Vergleich zu unserem letzten Besuch am 1. August, ungefähr zwei Monate zuvor, war es deutlich ruhiger und es zeigten sich weniger Touristenboote. Wir genossen die Sonne, das Sommergefühl und schwammen alle eine Runde im schönen Wasser. Oli machte ein paar wunderschöne Aufnahmen mit unserer Drohne, bevor wir uns auf den Weg zur Vromi Bucht machten. Verfolgt wurden wir auf unserem Weg nach Süden von einer zunehmend dunkler werdenden großen Wolkenwand, so dass Oli, Ina und Therese schon Wetten abschlossen, wann der Regen wohl anfangen würde. Als wir in der Vromi Bucht ankamen und ankern wollten begann der Regen. Beim ersten Versuch hielt der Anker nicht und da der Regen mittlerweile stark zugenommen hatte und Lilli platschnass war, entschlossen wir uns an einer freien Boje, an der wir das letzte mal auch lagen, anzulegen. Außer uns versuchte eine weitere Segelyacht vergeblich zu ankern, so dass wir ihnen kurzerhand anboten neben uns an die Boje zu kommen. Das hatte zur Folge, dass wir eigentlich alle nass waren, da wir beim Anlegen halfen. Der Regen wurde zu einem Schauer und dann kamen Hagelkörner und Donner mit Blitzen hinzu. Bei Weltuntergangsstimmung verzogen wir uns alle unter Deck, wo es Abendessen gab und wo wir versuchten uns aufzuwärmen. Am nächsten morgen wurden wir von strahlend blauem Himmel und der Sonne geweckt. Von Regen und Gewittern hatten wir nun wirklich alle genug. Nach einem leckeren Frühstück fuhren wir nach Süden die Küste entlang. Leider mussten wir fast die gesamte Strecke mit Motorunterstützung fahren. Aber immerhin schien die ganze Zeit die Sonne und es war wieder schön warm geworden. Nachdem Ina und Therese beide eine kleine Trainerstunde im Segel(Motor)boot steuern hatten ankerten wir vor der Stadt Keri im Süden von Zakynthos. Wir machten das Dingi klar und fuhren an den Strand, gingen baden, bauten Sandburgen und suchten nach schönen Steinen. Am Abend gingen wir in einer schönen Taverne oberhalb der Bucht essen.
Am nächsten Tag standen wir extra früh auf um gemeinsam den Sonnenaufgang über dem Meer zu beobachten und wurden mit einem wirklich schönen Anblick belohnt. Neben der Insel Marathonisi ging die Sonne blutrot über dem Wasser auf - einer dieser Momente die man nicht vergisst, auch wenn es noch etwas kühl war. Wir fuhren nach dem Frühstück direkt mit der Alia vor die Insel Marathonisi und ankerten etwas abseits des Naturschutzgebietes. Mit unserem Dingi unternahmen wir einen Ausflug durch die tiefen beeindruckenden Höhlen der Insel bevor wir uns auf den Weg nach Zante, der Hauptstadt der Insel, machten. Wir hofften auf ein bisschen Wind, um wenigstens noch ein bisschen zu segeln, doch leider mussten wir die gesamte Strecke in den Hafen von Zante motoren. In Zante organisierten wir uns zügig einen Mietwagen und erkundeten den Süden der Insel und die schönen so genannten Schildkröten Strände dieses Mal von der Landseite aus. Wir verbrachten den Nachmittag an einem wunderschönen langen Sandstrand. Hier konnten wir noch einmal richtig den Spätsommer genießen. Wir lagen in der Sonne, die Kinder spielten im Sand und alle badeten wir im klaren Wasser. An unserem letzten gemeinsamen Abend mit Ina und Therese gingen wir nochmal „nicht-griechisch“ essen, spielten alle Varianten von „Dobble“ und quatschten lange. Unser gemeinsames neues Urlaubslied war „Hulapalu“. Am 03. Oktober machten wir einen Ausflug in die Stadt, kleine Souvenirs wurden gekauft und leider mussten wir Therese und Ina schon wieder am Flughafen verabschieden. Gemeinsam mit ihnen verabschiedeten wir uns von zwei großen Taschen mit Lego, Büchern, Spielzeug und Krams von der Alia, den Ina und Therese schonmal mit nach Deutschland nahmen. Danke nochmal dafür und danke für euren leider viel zu kurzen Besuch. Wir haben viel gelacht auf der Alia und hatten tolle fünf Tage mit euch. So abwechslungsreich war das Wetter noch nie - Sonne, Hagel, Flaute, Sturm.
Die letzten Tage Sommer in Griechenland
Nachdem wir uns von Ina und Therese am 3. Oktober am Flughafen verabschiedet hatten verbrachten wir den restlichen Nachmittag in Zante und spazierten zu der oberhalb der Stadt gelegenen Burg. Leider hatten wir auch diesmal kein Glück, denn wir kamen ungefähr eine Stunde zu spät an, so dass die Ruine bereits geschlossen hatte. Jakob und Emily vergnügten sich damit das große Eingangstor hochzuklettern und so ihre verbliebene Energie zu verbrauchen und wir genossen den Blick über die Stadt und auf das große Hafenbecken. Am nächsten Tag legten wir zusammen mit der MIA SIRENA, einem australischen Segelboot das wir am Vortag kennengelernt hatten aus dem Hafen ab und verabredeten uns an der Blue Cave im Norden von Zakynthos. Als Lilli die Ankerkette und den Anker einholen wollte, funktionierte unsere Ankerwisch nach langer Zeit mal wieder nicht. Nachdem wir alle gängigen Fehlerquellen ausgeschlossen hatten holte Lilli die 40 Meter Ankerkette manuell hoch und wir fuhren neben einer großen Fähre aus dem Hafen von Zante. Oli fand zum Glück recht schnell des Problems Lösung, denn es hatte sich eine Kabelverbindung an der Steuerung der Ankerwinsch gelöst, die schnell neu verkabelt war. Mittlerweile kennen wir so ziemlich jede Ecke in unserer Alia und können uns recht gut selbst helfen. Mit jedem Problem lernen wir dazu.
Wir hatten leider nur sehr wenig Wind, so dass wir zwar das Großsegel und die Genua setzten, aber den Motor zur Unterstützung die meiste Zeit mitlaufen lassen mussten. Vor der Blue Cave trafen wir die Mia Sirena und gemeinsam mit John unternahmen Oli, Jakob und Emily einen kleinen Ausflug mit unserem Dingi. Das Wasser war so tief, dass wir nicht ankern konnten, so dass Lilli währenddessen die Alia bewachte. Nach der kleinen Spritztour fuhren wir an die Südspitze von Kefalonia und ankerten in kristallklarem Wasser über schönstem Sandgrund in der Bucht von Katelios. Neben uns ankerte die Mia Sirena und wir verabredeten uns für später. Das Wetter war so schön, dass wir alle erstmal eine Runde Schwimmen gingen. Das Wasser war immer noch herrliche 25 Grad warm und die Sonne schien bei fast wolkenlosem blauem Himmel.
Am Abend trafen wir uns alle auf der Alia und erzählten von den Segelerlebnissen der vergangenen Monate und so manchem mehr.
Von Kefalonia nach Ithaka - auf bekanntem Wegen
Den nächsten Vormittag verbrachten wir am herrlichen feinen Sandstrand, buddelten Staudämme und Kanäle und schwammen im seichten, klarem und immer noch herrlich warmen Wasser. Dann besuchten wir die Mia Sirena, dessen Crew sich vorbereitet hatte ihren Rumpf zu säubern. Dafür hatten sie einen „PowerDive“, das ist eine Tauchapparatur bei der der Taucher über einen Kompressor auf dem Boot und einen Schlauch mit Luft versorgt wird. Also Tauchen ohne Flasche und Vorkenntnisse möglich. Eine tolle Vorrichtung die wir auch ausprobieren durften. Nicht nur Lilli und Oli waren begeistert, auch Jakob kam auf Anhieb damit zurecht und notierte den Apparat auf seiner imaginäre Wunschliste für das nächste Boot. Gegen Mittag war etwas Wind aufgekommen, so dass wir unseren Anker lichteten und direkt den Blister setzten konnten. Um die Nord-Ostspitze von Kefalonia herum konnten wir herrlich segeln doch dann schlief der Wind leider ein. Wir fuhren 15 Seemeilen weiter nach Norden in die tief einschneidende Bucht Sarakiniko auf der Ostseite der Insel Ithaka. Zu unserer großen Freude lag dort schon die Hallberg-Rassy „JoJo“, die wir in Zante auf Zakinthos kennengelernt hatten. Wir kannten die Bucht schon von unserem Besuch mit Lilli´s Vater und Lea und Amelie 1 1/2 Monate zuvor. Wie damals fuhren wir bis in den Scheitel der Bucht ankerten und legten eine Landleine an die Felsen. Wir lagen schon perfekt und mußten nur noch die Landleine straffen, als wir bei der Rückwärtsfahrt eine kleine Boje übersahen und sich die Leine mit der die Boje am Grund befestigt war in unsere Schraube wickelte. Also Schwimmsachen anziehen und ab ins Wasser. Abwechselnd tauchten wir unter das Schiff und versuchten das Seil wieder von der Antriebswelle zu wickeln. Am Anfang hatten wir Erfolg, aber ein Teil des Seils war so fest umgewickelt dass es sich nicht so ohne weiteres lösen lies. Mittlerweile wurde das Wasser deutlich kälter und bis zum Sonnenuntergang war es auch nicht mehr lange. Jakob war inzwischen zur JoJo gepaddelt und brachte Achim mit, der zu unserer Freude eine Taucherausrüstung mitbrachte. Er schaffte es schliesslich im letzten Tageslicht das Seil von der Antriebswelle zu säbeln und war genauso ausgefroren wie wir als er aus dem Wasser stieg. Wir hatten also mal wieder Glück im Unglück, denn ohne Achim hätten wir am nächsten Tag wohl ewig gebraucht bis wir uns aus dieser misslichen Lage befreit hätten. So saßen wir am Abend noch sehr lange im Salon der Alia mit Solvey und Achim zusammen und quatschten über Segelabenteuer und das Leben in Bayern und alles mögliche. Mit eins der schönsten Dinge an unserer Reise ist das Treffen von liebenswerten Menschen, die zu neuen Freunden werden.
Am Morgen des 6. Oktober lichteten wir gemeinsam mit der JoJo unseren Anker und fuhren aus der Bucht Richtung Norden. Es war zwar nur recht wenig Wind, aber die Bedingungen waren ideal um mal wieder, wahrscheinlich zum letzten mal für diese Reise, unseren Blister auszupacken. Wir hatten am Vortag Solvey und Achim schon von Lilli´s Lieblingssegel vorgeschwärmt, so dass sie kurzer Hand ihres aus den Tiefen der Vorschiffskabine kramten und zum ersten Mal setzten. Es war ein wunderschönes Segeln mit wenig Wind und kaum Welle - ganz gemütlich. Die Hallberg Rassy JoJo mit ihrem blauweißen Blister und wir mit unserem bunten davor. Von außen betrachtet ein traumhaft schönes Motiv. Solvey und Achim waren auf den Weg zu einer Insel vor dem Festland und wir wollten nach Meganisi, so verabschiedeten wir uns auf dem Weg irgendwann. Leider war das auch der Zeitpunkt, wo wir unseren Blister einpacken mussten, denn der Wind hatte gedreht und soweit nachgelassen, dass an Segeln nicht mehr zu denken war. Wir fuhren in die kleine Bucht Abelike im Norden von Meganisi und ankerten mit Landleine neben einigen anderen Booten. Zum Abendessen liefen wir in die Nachbarbucht nach Vathi und aßen in einer gemütlichen Taverne direkt am Wasser.
Am nächsten Tag hatte sich das Wetter wie angekündigt verschlechtert und es regnete sogar ein paar Mal. Oli ging mit den Kindern in die Nachbarbucht um ein paar Lebensmittel einzukaufen und erst am Nachmittag verliessen wir nochmal gemeinsam das Boot als der Wind etwas nachgelassen hatte. Wir spazierten entlang der Küste dieser wunderbar grünen Insel mit ihrer fingerförmigen Küstenlinie im Norden. Gegen Abend wurde es wieder windig. In den Böen zeigte der Windmesser über 20 Knoten und die Alia drehte sich ordentlich am Anker. Als es schon dunkel war und wir gerade entschieden hatten eine zweite Landleine zur Sicherheit auszubringen, löste sich die vorhandene Landleine. Zum Glück waren wir weit genug vom Nachbarboot entfernt, so dass wir uns entschieden frei zu ankern, also auf eine Landleine zu verzichten.
Am nächsten Morgen hatte sich das Wetter wieder beruhigt und die Sonne schien wieder. Oli unternahm einen langen Trainingslauf über die Insel. Damit er später duschen konnte starteten wir den Motor, da unsere Batterien recht leer waren. Nach ca. 15 Minuten fing der Motor an seine Drehzahl wie von Geisterhand zu verändern. Das ging so ein, zwei Minuten und dann ging er aus und liess sich danach auch nicht mehr starten. Seit dem Start unserer Reise war dies das erste Mal dass wir den Motor nicht mehr zum Laufen bringen konnten und das vor unserer letzten Tagesetappe. Das nennt man mal richtiges Pech. An eine Weiterfahrt war erstmal nicht zu denken. Stattdessen marschierten wir alle erneut in die Nachbarbucht. Hier gab es eine kleine Marina und diese entpuppte sich als richtiger Glücksfall. Schnell wurde ein Motormechaniker organisiert, mit dem wir wieder aufs Boot zurückkehrten. Er probierte ein paar Sachen aus und bekam den Motor nach einer halben Stunde wieder zum Laufen. Vermutlich hatte er Luft gezogen, weil die Dichtungen am Benzinfilter nicht richtig eingebaut waren.
Am nächsten Tag verliessen wir morgens die Bucht bei tollem Wetter. Es wehte leicht und ziemlich genau aus der Richtung in die wir wollten, aber auf unserer letzten Etappe wollten wir unbedingt nochmal segeln. Also kreuzten wir gegen den Wind Richtung Norden und um so näher wir dem Lefkas Kanal kamen um so stärker nahm der Wind zu. Es wurde nochmal ein herrlicher Segeltag, den wir in vollen Zügen genossen. Nach Durchfahrt durch den Kanal (etwa drei Seemeilen) und Passage der Brücke, die Lefkas mit dem Festland verbindet, motorten wir die letzten Seemeilen bis nach Preveza und legten dort am Stadtkai an. Hier lagen viele Segelboote und es herrschte eine richtige „Saison Abschluß Stimmung“. Überall wurde geputzt und zusammengepackt. Auch wir wuschen die Segel und das Deck. Von der Stadt waren wir sehr angetan und trotz offensichtlicher Nebensaison hatten viele kleine Geschäfte noch auf.
Am 10. Oktober meldeten wir uns mittags über Funk bei der Cleopatra Marina, die auf der Halbinsel gegenüber von Preveza liegt. Wir wurden angewiesen vor dem Hafen zu warten und dann in das Becken einzufahren, wo die Boote rausgekrant wurden. Zwei Boote waren noch vor uns dran und dann ging es für unsere geliebte Alia unter den Kran. Wenig später schwebte sie in der Luft und wurde auf das riesige Trockendock Gelände abtransportiert. Als sie aufgebockt war konnten wir über eine Leiter am Heck das Boot besteigen.
In den nächsten fünf Tagen reinigten wir nochmal gründlich das Boot, nahmen die Segel ab und legten alle Leinen in Süßwasser ein. Außerdem lackierten wir Hölzer im Cockpit und der Küche. Oli reparierte die Tankanzeige und wir gaben einige Arbeiten in Auftrag.
Zu unserer großen Freude trafen wir am ersten Tag Chris und Frieda wieder, die ihre Hallberg-Rassy „Tomboy“ auf der Nachbarmarina geparkt hatten. Sie hatten wir ja ganz zu Beginn unserer Reise in Korsika kennengelernt, dann bei der Überfahrt nach Corfu ihren Funkverkehr mitgehört als sie in einem Fischernetz hingen und uns in Corfu wieder getroffen. Das wir sie nun zum Abschluß erneut trafen passte irgendwie.
Am 16. Oktober war es dann soweit. Wir hatten am Vortag bereits alles gepackt und das Boot für den Winter eingemottet. Um halb sechs stand das Taxi vor dem Boot und nach 220 Tagen, von denen wir nur vier Tage nicht auf dem Boot geschlafen haben, mußten wir Abschied nehmen.
Es war eine wunderschöne, unvergessliche und sehr intensive Zeit als Familie. Es bleiben so viele Erlebnisse und die Erkenntnis dass Zeit so viel langsamer vergeht wenn man nicht im eng getakteten Alltag steckt.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge kehren wir wieder in das schöne Marburg zurück. Danke an unsere tolle und zuverlässige Alia und an alle Menschen, die diese Reise zu einem so wunderbaren, unvergesslichen Erlebnis gemacht haben!
To be continued next year …
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